Anders

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Jedes mal werden mir komische Blicke zugeworfen. Jedes mal werde ich von Mädchen abgewiesen, wenn ich versuchte sie anzusprechen. Man redet über mich, obwohl ich eigentlich nichts dafür kann. Ich kann halt nicht für meine Narben. Sie gingen mir quer übers Gesicht und gingen sogar noch ein Stück bis zu meinem Hals entlang. Der Gedanke, wie ich damals, mit dem Gesicht voraus, in einen Scherbenhaufen geschubst wurde, machte mir Angst. Es ist Jahre her und dennoch erinnerte ich mich an jedes einzelne Detail. An den Schmerz am meisten. Und seitdem ging alles Bergab. Ich verlor mein ansehen, meine Freunde. Niemand wollte mehr was mit mir zu tun haben. Ich wurde aus dem Basketballteam gemobbt. Und bis heute noch macht man sich über mich lustig. Ich dachte oft daran, dass alles zu beenden. Doch ich konnte nicht. So hart es auch sein mag, einen Grund habe ich noch zu leben. Wegen meinem besten Freund Stegi. Immer redete er mir gute Dinge ein. Versucht mich zu motivieren. Überredete mich dazu, Mädchen, die mir gefallen, anzusprechen. Er wand sich nie von mir ab. Und immer wenn ich denke, das ich das nicht mehr kann, dann denke ich an die Worte, die er mir mal gesagt hatte.

"Du musst nicht gut aussehen, um schön zu sein. Du bist perfekt, so wie du bist."

Ich zweifelte anfangs an seinen Worten, doch als ich das Funkeln in seinen Augen sah, wusste ich, das er nicht log. Und immer, wenn jemand hinter meinem Rücken redete oder mich auslachte, dachte ich an seine Worte. Sie gaben mir Kraft und machten mich glücklich. Und immer wenn ich deshalb wie ein Idiot anfing zu grinsen und Stegi fragte was los sei, brachte ich nur ein "nichts" heraus, wobei er immer die Augen verdrehte. Ich fragte ihn immer wieder, warum er mit mir befreundet war, doch bekam immer die selbe Antwort. "Warum nicht?". Wenn uns mal langweilig ist, holte er seine Filzstifte raus und verzierte meine Narben mit den verschiedensten Farben. Er gibt sich dann immer viel mühe und ist schlussendlich trotzdem immer unzufrieden, obwohl ich danach immer aussah, als wäre ich einem Gemälde entsprungen. Stegi ist sehr begabt im Zeichnen, doch ist immer unzufrieden mit seinen Werken. Immer wieder versuchte ich ihm zu sagen, wie gut er das kann, doch immer wieder hat er was daran auszusetzen. Aber dennoch gibt es Tage, an denen er seine Bilder gut findet und mich dann voller Stolz anstrahlte, mit diesem süßen lächeln und den Grübchen die hervorstechen, wenn er dies tat. Ich wuschelte ihm dann immer durch das Strohblonde Haar und sagte, das all seine Bilder schön sind. Und an einem dieser Tage verstand ich, dass ich weder Freunde noch eine Freundin brauche. Ich habe Stegi und mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Ein Kissen landete gegen meinen Kopf und ich wurde von einem grünen Augenpaar angeschaut. Der Blonde ist gerade ins Zimmer gekommen, nachdem er bei uns in der Küche vergeblich nach was zu essen gesucht hat. "Du denkst wieder zu viel nach Tim", brachte Stegi lächelnd heraus, doch ich sah die Besorgnis in seinen Augen. Ich setzte mich gerade auf mein Bett und lächelte zurück. "Es ist alles okay". Er zog die Augenbrauen hoch, schwieg jedoch. Ihm war klar das ich das sagen würde. Seufzend nahm er sein Schulbuch und setzte sich neben mich. Sie würden morgen eine Klausur schreiben und Stegi lernt nun schon den ganzen Tag. Mir schwirrt schon wieder Fragen im Kopf herum, die mich quälten. Warum ist er hier? Will er das überhaupt? Mag er mich denn? Wieso ausgerechnet ich? "Tim, hör auf zu denken. Ich weiß, dass du nichts gutes im Sinn hast". Ich lachte kurz auf. Er kannte mich einfach zu gut. Dafür liebe ich ihn. "Duuu", brachte ich heraus und sah ihn an, während er immer noch ins Schulbuch vertieft war. "Darf ich dich mal was fragen?". Er schielte kurz zu mir rüber. "Ja klar." "Was denkst du eigentlich über mich?". Diese frage beschäftigt mich schon seit einer Weile. Immer wusste er, was ich dachte. Immer heiterte er mich auf, weil er sah, das etwas anders war. Und ich? Ich kann nichts davon. Irgendwann werde ich es können, aber jetzt muss ich mich mit seiner Antwort zufrieden geben. "Ich denke, dass du das beste bist was mir je passiert ist und das die Vollidioten da draußen aufhören sollen dich nach dem aussehen zu verurteilen, obwohl du nichts dafür kannst." Das war süß. Wie eigentlich alles, was aus Stegis Mund kommt. Ich musste lächeln. Ich setzte mich hinter ihn und schlang meine Arme um seinen Bauch. Meinen Kopf legte ich auf seine Schulter, sodass ich einen Blick ins Buch werfen konnte. Er lehnte sich ein bisschen zurück und ich schlang meine Arme fester um ihn. "Und jetzt?" Ohne ihn richtig zu sehen wusste ich dass er lächelte. "Ich denke, dass das eine ziemlich gemütliche Position zum lesen ist". Ich musste lächeln. Dem muss man ja wohl alles aus der Nase ziehen. Ich striff mit meinen Lippen seinen Nacken und küsste ihn ab und zu mal, während ich Stegi ab und zu ein leises keuchen entlockte. "Und jetzt?" "Ich denke, das du das öfter machen solltest." Ich musste grinsen und stützte meinen Kopf wieder auf Stegis Schulter ab. Dieser klappte sein Schulbuch zu und drehte sich in meinen Armen. "Was grinst du so blöd?", kam es frech von dem blondschopf. "Ach nichts". Lachend verdrehte er die Augen und sprang mich plötzlich an. Wir beide vielen rückwärts aufs Bett. Einen Moment herrschte stille. Dann fingen wir schallend an zu lachen. "Was...was war das den Bitte?", brachte ich lachend heraus. Stegie zuckte nur kichernd mit den Schultern und rollte sich von mir runter. Es herrschte einen Moment lang angenehme stille. Ich setzte mich auf und sah, wie er gedankenverloren die Decke anstarrte. Ich kniete mich über ihn und grinste ihn von oben an. "Über was denkt mein Dino denn nach?" "Man, lass das. Das ist so lächerlich.", meinte er genervt, doch fast Augenblicklich änderten sich seine Gesichtszüge ins träumerische. Er wich unbewusst meinen Blicken aus. "Irgentwie über alles". Dann sah er mich direkt an. Seine grünen Augen fesselten mich immer wieder aufs neue, hielten mich gefangen, ließen mich nicht los. Es war ein schönes grün. Es strahlte und wirkte schon fast so, als würde es leuchten. Blonde Strähnen hingen ihm im Gesicht und man konnte seine Grübchen sehnen. Mein Blick fing an von seinen Augen zu seinem Mund zu wandern. Seine Arme schlangen sich unerwartet um meinen Hals und blieben dort liegen. Er schaute mich an. Wartete darauf, was ich jetzt wohl tun würde. Ich selbst bemerkte nicht, wie ich seinem Gesicht langsam näher kam. Kurz vor seinem Gesicht zögerte ich. Was mache ich da eigentlich? Was wenn er das nicht will? Was wenn ich unsere Freundschaft zerstöre? Und noch ehe ich Weiterdenken konnte, holte mich Stegis stimme zurück in die Realität.

"Küss mich doch endlich, du Idiot."

Ich musste lächeln. Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Ich ließ meinen Blick nochmal über diesen schönen Jungen mit den Wasserstofblonden Haaren, den niedlichen Grübchen und den grünen Augen gleiten, bevor ich unsere Lippen zu einem langen Leidenschaftlichen Kuss vereinte.

Hab mal einen OS versucht c:
Meinung ist erwünscht c:
Habt ihr lust auf weitere OS's von mir?
→einfach fragen :3

Anders || Stexpert OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt