Kapitel Eins

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Schnaufend blickte Harry vom Boden auf, ließ seine Sporttasche auf den Boden fallen und wirbelte damit den Staub auf, was ihn zum Husten verleitete. Das Tor zu der riesigen Akademie stand sperrend weit offen und versperrte die Sicht auf das große, weiße Schloss. Nun, es war kein Schloss. Aber es als "Haus" zu bezeichnen wäre eine Beleidigung.

Hastig griff der Lockenkopf nach den Henkeln seiner Tasche und rannte zum Eingang. Noch bevor er die Klingel betätigen konnte, stieß ihm die Tür beinahe ins Gesicht, als einige Schüler aus dem Gebäude rannten. Fluchend rieb Harry sich die Stirn und presste die Lippen aufeinander, lächelte im nächsten Moment wieder. Er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als hier zu sein. Es war unerklärlich. Dieses Jahr hatte er sich gar nicht beworben, erhielt aber dennoch die Zusage, an der erfolgreichsten Ballettakademie Schüler sein zu dürfen.

Ein süßer Duft von Zimt stieß aus der wohlig gewärmten, riesigen Halle, die anscheinend nicht nur als Weg zum Ausgang sondern auch als Aufenthaltsort diente. Regale mit Büchern zierten die Wände, auf dem gesamten Boden war ein roter Teppich gelegt. Stühle, Sessel, Sitzecken, in welchen es sich Schüler bequem gemacht hatten und sich unterhielten. Harry kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, bis er die Uhr erblickte.

"Shit!", fluchte er augenblicklich und stürmte eine beliebige Treppe nach oben. Seine Wangen waren bereits gerötet durch das Gehetze, doch er hatte keine Ahnung, wo er erwartet wurde.

"Kann man dir helfen?", hörte er eine zarte Stimme hinter sich fragen.

Abrupt drehte sich der Grünäugige um und erblickte ein Mädchen, welches ein Abbild seinesgleichen sein könnte. Denn auch sie hatte grüne Augen und prachtvolle, lange Locken, die bis zu ihrem Steiß reichten.

"Ja, bitte! Ich muss in-...", hektisch zog Harry das Bestätigungsschreiben aus seiner Hosentasche und überflog es, "Studio A2. Kannst du mir sagen, wo ich das fi-..."

"Natürlich. Dort muss ich auch hin. Und bin ebenfalls spät dran", lachte sie, zeigte ihm damit ihre strahlend weißen Zähne und bedeutete ihm ihr zu folgen - das hat er.

"Ich heiße übrigens Lorrie. Und du bist?"

"Harry. Du bist wirklich meine Rettung", seufzte der Lockenkopf erleichtert und war überrascht davon, wie schnell Lorrie vor ihm her lief.

"Erster Tag, hm?", murmelte die Brünette über ihre Schulter, bevor sie in den linken Gang bog und währendessen ihr weißes Tutu zurechtrückte.

"Ja, aber das ist okay. Meine Mutter war früher auch hier", erzählte Harry, "Aber es erinnert sich bestimmt keiner mehr an sie. Bei einem Sprung stürzte sie und brach sich die Hüfte."

"Und trotzdem lässt sie ihren Sohn tanzen? Das finde ich super", schmunzelte Lorrie und blieb vor einer Tür stehen, "Geh dich umziehen. Wenn du fertig bist, gehe durch die große Tür."

Harry nickte und betrat die Umkleide. Es roch stark nach Männerparfum, aber das empfand er weder als unangenehm noch störend - im Gegenteil.

Schnell warf er seine Tasche zu den Anderen und zog sich um. Er trug schwarze, enganliegende Leggins und ein weißes T-Shirt. Mit zittrigen Händen griff er nach seinen Ballettschuhen und ließ seinen Blick von ihnen nicht ab. Er würde es allen zeigen. Das war sein Moment. Fix schlüpfte er in die schwarzen Ballerinas, bevor er die Tür aufstieß.

WORDS: 529

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A/N: Wie bei mir üblich ist das erste Kapitel nur kurz. Die folgenden werden länger. An dieser Stelle vielen Dank an PayPal Deutschland, die mich mit ihrer Werbung zu dieser Idee inspiriert haben.

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