9. Türchen

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Faul kuschelte Hermine sich in ihr Bett. Es war Sonntagmorgen und es bestand keinerlei Notwendigkeit, so früh wach und auf den Beinen zu sein. Die Welt außerhalb ihrer Decken war eh viel zu kalt, zumal sie noch nicht bereit war, Harry unter die Augen zu treten. Als sie gestern von ihrem Besuch bei Ron heimgekommen war, hatte sie Harry nirgends entdecken können, und er schien tatsächlich erst in die Wohnung zurückgekehrt zu sein, nachdem sie bereits im Bett war.

Sie hatte beschlossen, ihm nicht zu erzählen, dass sie eine Pause in ihrer Beziehung mit Ron eingelegt hatte. Zumindest noch nicht. Sie wollte erst sicherstellen, dass dieser Beinahe-Kuss nur ein Unfall war, der sich auf keinen Fall wiederholen würde, ehe sie Harry über ihr Liebesleben aufklärte. Nicht auszudenken, wenn er ihre Beziehungspause als Einladung auffassen würde, um ihr noch näher zu kommen.

Was sie zu der Frage brachte, wieso er sich ihr gegenüber überhaupt so verhielt, wie er es tat. Er war frisch von Ginny getrennt und Ron war sein bester Freund. Das letzte, woran er im Moment denken sollte, war, mit ihr zu flirten.

Kaffeegeruch stieg ihr plötzlich in die Nase. Schnuppernd setzte Hermine sich im Bett auf. Bereitete Harry etwa gerade Frühstück für sie vor? Am liebsten hätte sie frustriert ihren Kopf unter dem Kissen begraben, doch es half nichts. Sie musste sich der Realität stellen. Sie musste Harry sagen, dass sein Verhalten absolut unangebracht war, dass er aufhören musste, so süß zu ihr zu sein.

Sie hatte nur schnell den nächst besten Pullover übergezogen und ihr Nachthemd in eine bequeme Hose gestopft, ehe sie die Tür zum Wohnzimmer öffnete und mit finsterem Blick zur Kochnische schaute.

„Guten Morgen", wurde sie von einem deutlich zu munteren, zu fröhlichen Harry begrüßt.

Ihr Blick wurde noch finsterer: „Und was wird das hier, wenn es fertig ist?"

Offensichtlich überrascht von ihrer ablehnenden Haltung, drehte Harry sich vollends zu ihr um, die volle Kaffeekanne in einer, zwei Tassen in der anderen Hand: „Frühstück natürlich. Ist das schlecht?"

Stöhnend fuhr Hermine sich durch ihr wildes Haar: „Warum machst du mir Frühstück, Harry?"

Vorsichtig stellte er Kanne und Tassen auf dem Tisch ab: „Ich will nett zu dir sein. Du hast mich spontan hier aufgenommen, da ist es doch nur natürlich, dass ich..."

Unwirsch unterbrach sie ihn: „Warum machst du mir wirklich Frühstück?"

Die Röte, die sich auf Harrys Wangen ausbreitete, verriet Hermine sofort, dass sie ihn ertappt hatte. Also hatte sie sich sein Verhalten doch nicht nur eingebildet. Mit einem langen Seufzer ließ sie sich in einen der Stühle am Esstisch sinken.

„Harry ... was soll das hier werden?", hakte sie nach, als er nicht auf ihre Frage reagierte.

Langsam nahm er ihr gegenüber Platz. Sein Blick war fest auf den Kaffee gerichtet, der er gerade in die beiden Tassen goss: „Ich weiß auch nicht. Ich dachte einfach nur... vielleicht habe ich auch gar nicht nachgedacht."

Schnaubend nahm sie ihre Kaffeetasse entgegen: „Ja, so hat es gewirkt. Harry, du bist frisch von Ginny getrennt. Und ich bin ... an deinen besten Freund vergeben. Was zur Hölle hat dir den Gedanken gegeben, es könnte eine gute Idee sein, Abendessen mit Wein für mich zu machen? Das machen beste Freunde nicht füreinander ..."

„Du warst es doch, die sich so verführerisch an mich gekuschelt hat auf dem Sofa!", fuhr er sie plötzlich an. Überrascht, aber zufrieden, dass er sie endlich direkt ansah, ließ Hermine sich in ihrem Stuhl zurücksinken.

„Ich wollte dich trösten!", verteidigte sie sich: „Ich weiß, wie schwer es dir fällt, ein gebrochenes Herz zu verarbeiten. Du warst schon in Hogwarts nicht gut mit sowas. Ich wollte nur helfen!"

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