Kapitel 1

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"Hayley aufstehen! Komm, es ist schon halb sieben durch." Plötzlich war ich hellwach. Heute war mein erster Schultag in der Highschool und ich hab Mama extra gesagt, dass sie mich wecken soll, weil naja, jeder wollte am ersten Schultag gut aussehen.
"Bin wach!"
Ein wenig später trottete ich ins Bad um mich fertig zu machen. Ich blickte in den Spiegel und sah ein verschlafenes braunhaariges Mädchen mit grünen Augen vor mir. Ja, ich weiß, grüne Augen sind die seltensten, aber keine Ahnung, ich glaube, blaue würden besser zu mir passen.
Und schon wieder kam dieses komische Gefühl hoch, als ob mich jemand beobachtet. Dieses Gefühl hab ich schon länger, ungefähr seit meinem fünfzehnten Geburtstag. Damals blickten meine Eltern auch die ganze Zeit in irgendeine Richtung, aber wenn ich mich dann umdrehte, schauten sie schnell weg. Ich versuchte das Mulmige in mir zu verdrängen und versuchte mich auf den kommenden Tag zu konzentrieren. Heute wird es bestimmt spannend werden. Ich kämmte meine lockigen Haare und putzte Zähne. Hoffentlich sind ganz passable Leute in meiner Klasse...

In der Küche angekommen sah ich auch schon meinen Vater, wie er Pancakes machte. Mittlerweile ist es zum Ritual geworden, dass ich jeden Morgen zwei esse, einen mit Nutella und einen mit Erdbeermarmelade. "Guten Morgen Spatz, gut geschlafen?" "Ja total, mein Bett ist so kuschlig weich, da kann man nur gut drin schlafen!" Dass ich schon die letzten drei Monate Schlafstörungen habe, verheimliche ich den beiden lieber, weil sie dann immer gleich überdrehen was das betrifft und darauf hab ich echt keine Lust.
"Hayley, bist du anwesend?" "Huch, ja, hab grad nur an was gedacht.." "Dein Essen steht auf dem Tisch."
"Vielen Dank fürs Machen."
Ich dachte an meine Schule, ich hatte sie mir ja schon mal im Internet angeschaut.
Auf den Bildern sieht sie ja schon echt schick aus, aber hoffentlich sind die Leute dort nicht so abgehoben, sowas kann ich gar nicht leiden. Klar, es ist eine Privatschule, aber naja, die Hoffnung stirbt zuletzt.
"Hayley Schatz, wir fahren in 5 Minuten los, ja? Sei bitte dann fertig, du willst ja pünktlich sein und einen guten Eindruck machen." Meine Mutter ist so nervig. Immer soll ich die hübsche kluge Tochter sein, die alles kann und weiß, aber das ist einfach nur noch anstrengend! Ich möchte so sein wie ich will. Meine Mutter beäugt mich auch schon jedes mal so komisch, wenn ich mal das trage was ich will und fragt mich dann, ob ich nicht was anderes anziehen mag. Dieses Mal wird es aber schwierig werden, weil meine Schule zufälligerweise eine Schuluniform hat. Tja Pech gehabt würde ich sagen.

Angekommen im Auto bombardierte mich meine Mutter auch gleich mit Fragen: "Und, bist du schon aufgeregt?" Nein, gar nicht! Ist ja nicht so, dass ich auf eine neue Schule mit neuen Leuten und neuen Lehrern komme, wieso sollte ich denn nervös sein? "Ja ein kleines bisschen, aber ich glaube das kommt dann, wenn ich aussteige." "Also ich finde ja deine Schule ist fabelhaft! Nur gut erzogene Menschen, sehr gute Lehrer und hoch modernisiert. Was besseres kann es doch gar nicht geben!" Nein, glaube nicht.
Nach fünfzehn Minuten Autofahrt erblickte ich das Gebäude vor uns. In echt sieht es noch größer und angst einflößender als im Internet aus. Aber ich pack das, denn ich bin ja eine Moon. "Tschüss Spätzchen, schreib mir wann ich dich abholen soll und wir können ja dann auch noch in ein Schulbuchgeschäft wegen deinen Schulsachen fahren." "Ja, können wir machen, bis heute Nachmittag." Und damit brauste sie auch gleich davon. Sie und ihre Arbeit. Kopfschüttelnd ging ich auf das riesige Gebäude zu.

Fast wäre ich mit jemandem zusammengestoßen, aber konnte gerade noch so ausweichen. "Pass doch auf wo du hinläufst!", sagte der Unbekannte grimmig und ich schaute ihn zum ersten Mal an. Groß gebaut, braune Haare und grüne Augen mit blauen Sprenkeln. Er sah echt nicht schlecht aus. "Entschuldige, ich bin total tollpatschig, ich bin Hayley und du?" In Gedanken musterte er mich. "Jax" sagte er, genauso wie sein Name, ganz schlicht. "Kannst du mir vielleicht das Sekretariat zeigen, ich bin neu hier und kenne mich nicht aus." Augenblicklich entspannten sich seine Kieferknochen und er sah mich ganz sanft an. "Rennst du deswegen auch in Leute rein? Ja klar, komm mit." In der Schule drin sah es sogar noch überwältigender als ohnehin schon aus. Überall wuselten Schüler rum und wollten in ihre Räume. Es überrumpelte mich total. Ich hasse nämlich viele Leute an einem Ort, vielleicht sogar schon ein wenig Platzangst."In welche Klasse gehst du?", fragte Jax nach minutenlangem Schweigen. "Ich gehe jetzt in die 10. und du?" "Ich gehe in die elfte, aber wir sind ja auf dem gleichen Schulhof." Angekommen am Sekretariat machte er mir die Tür auf. "So Hayley, angekommen. Soll ich auf dich warten und dir dann den Raum zeigen oder wie wollen wir es machen?" Es ist doch schon Stundenanfang! Er wird sich noch verspäten. "Musst du nicht zum Unterricht?" "Ach, die Stunde machts auch nicht mehr aus." "Okay, dann bis gleich."

Im Sekretariat wartete schon eine ältere Dame hinter dem Tresen auf mich. Sie sah nicht sehr sympathisch aus. "Hallo, ich bin Hayley Moon und neu hier." , sagte ich schüchtern. "Ach Hallo, ich hab schon auf dich gewartet! Bist du doll aufgeregt? Ach Spätzchen, das wird schon, jeder fängt mal neu an." Völlig überrumpelt blickte ich sie an. Okay, ich muss echt mal an meiner Menschenkenntnis arbeiten. Ein wenig später übergab sie mir dann den Stunden- und Schulplan und wünschte mir viel Glück für das Jahr. Eine echt nette Sekretärin haben die da sitzen.

Draußen fing mich auch gleich Jax ab. "Hat sie dir alles erklärt?" "Ja alles gut, die ist echt voll nett!" Schmunzelnd blickte der Junge neben mir auf meinen Plan. "Okay du hast jetzt Biologie mit der Gruhn, viel Spaß, die ist echt die Schlimmste von allen." Na super, da fängt mein Tag ja gut an.

Vor dem Klassenraum blieben wir stehen. "Danke fürs Bringen.", murmelte ich in mich hinein. Lächelnd sah er mich an, doch ich hatte das Gefühl, dass es seine Augen nicht erreichte. Betroffen von meiner Erkenntnis, bekam ich gar nicht mit wie Jax weiterredete. "Pass auf ich hol dich nach dem Block ab und wir gehen zu meiner Clique, dann lernst du wenigstens schon mal ein paar Leute kennen. Bis später, Hayley." Ich war voll geflasht davon, wie er meinen Namen aussprach, dass ich gar nicht mitbekam, wie die Tür aufging. Jax musste wohl geklopft haben.

"Ähm Hallo, ich bin Hayley Moon und neu hier, ich habe jetzt Biologie bei ihnen." Grimmig sah sie mich an und ich wusste jetzt schon, wieso Jax gelacht hatte. Arsch. "Ja, komm doch rein und setz dich auf einen freien Platz, oder nein warte, stell dich erstmal den Anderen vor." Natürlich. Was noch peinlicheres musste es ja auch nicht geben. Als ich in die Klasse reinging, spürte man förmlich die Spannung in dem Raum. Aber ich glaube, die eine Hälfte war einfach nur froh, kein Biologie zu haben. Gern geschehen. "Ja, Hi. Ich bin Hayley Moon und neu hier. Ich tanze gerne und zeichne und schreibe sehr gerne Gedichte, außerdem spiele ich Tennis. Was wollt ihr noch wissen?"

Die komplette Klasse sah mich einfach nur mit großen Augen an. Ich weiß bloß nicht ob positiv oder negativ. Ich ließ meinen Blick über die Klasse schweifen und blieb bei einer Person hängen.

Der Junge, der dort sitzt sieht einfach nur richtig Bad Boy-mäßig aus, wie aus diesen ganzen Geschichten. Nur das er mir total bekannt vorkommt. Irgendwo hab ich ihn schonmal gesehen. Ich überlegte nur wo. Er durchbohrte mich richtig mit seinen Augen, die mich an das Meer erinnerten, so als überlegte er auch, woher er mich kennt. Glücklicherweise war genau nur noch bei ihm ein Platz frei und ich musste mich zu ihm setzen. Das realisierte er auch in diesem Moment und verkrampfte sich richtig komisch. Die restliche Stunde war einfach nur für den Eimer, weil ich den Stoff eh schon letztes Schuljahr hatte und entspannte mich. Kurz bevor ich einschlief, merkte ich, wie mich jemand an der Schulter berührte. Ich schreckte leicht hoch und brabbelte: "Ich bin ja schon wach!" Er lachte leicht und sah mich an. Ich wurde nervös und ehe ich irgendetwas dummes gemacht hätte, sagte er auch schon: "Ich bin Theodore, schön dich kennen zulernen." Er hatte eine wohlklingende Stimme die mich ganz bezirzte. Aber der Gedanke daran, ihn irgendwo schon mal gesehen zu haben, will einfach nicht verschwinden.

Encounter - die Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt