Ruf zur Toleranz

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Na Hallo,
ihr seid ja immer noch hier. Das freut mich! Aber eure Teegläser sind schon leer. Her damit, ich fülle sie auf und ein paar Leckerein gibt es auch noch.

Da heute Weihnachten ist, gibt es natürlich Plätzchen und Datteln aus der Heimat. Wenn dann richtig multikulti oder nicht? Wusstet ihr eigentlich das der Ursprung des Weihnachtsmannes aus der jetzigen Türkei stammt? Nikolaus von Myra, ein kleiner Ort im damaligen Lykien. Heute ist es ein Ort in der Nähe von Antalya, wunderschöner Urlaubsort den viele von euch bestimmt kennen oder zumindest schon Mal gehört haben. Auf jeden Fall lebte er zwischen den Jahren 270-360, so genau weiß ich das auch nicht. Er wurde zum Priester geweiht und teilte sein ganzes Hab und Gut mit den Armen. Er verteilte Brot und beschenkte die armen Kinder. Auch wenn dieser Ort damals noch nicht Türkei war, erzählen meine Landsleute die Geschichten vom Nikolaus sehr stolz weiter, meistens hört sich das sogar so an als würden sie gerade von ihren eigenen Vorfahren erzählen. Wie ihr sieht, ist uns der Weihnachtsmann gar nicht so fremd ;)

Und so ist das eigentlich auch mit der Bibel und dem Kuran. Ich habe beides gelesen und entdeckt das es viele parallelen gibt. Meine Oma sagte immer; uns trennt nur eine Wand die so dünn ist wie die Haut der Zwiebel. Ich fand diesen Vergleich immer etwas seltsam und hab sie oft mit meinem Gesichtsausdruck zum Lachen gebracht. 'Ließ sie beide und du wirst verstehen'
Ich meine im Endeffekt sind doch beide Bücher ein Wegweiser, so sehe ich das zumindest. Sie lehren uns ein Mensch zu sein. Die wichtigsten Dinge sind deutlich erkennbar. Ehrlichkeit! Toleranz und Frieden. So lange du niemanden mental, seelisch oder Körperlich verletzt ist es doch total egal was du denkst, fühlst und welcher Kultur du gehörst. Geht es nicht darum ein aufrichtiger Mensch zu werden? Wird uns nicht allen von klein auf das gleiche beigebracht; Lüge nicht, stehle nicht, verletzte nicht, töte nicht! Teile! Habe Respekt und Mitgefühl für ALLE deine Mitmenschen!
Bete zu deinem Gott für Frieden. Ob du nun in einer Kirche betest oder in einer Moschee, was macht das für ein Unterschied wenn die Gebete alle das gleiche Ziel haben? Ob du dich neben dein Bett kniest und betest, oder auf einem Teppich niederkniest und dich deinem Herren beugst oder nur ein Stoßgebet in den Himmel schickst...was macht es für einen Unterschied? Eben! Gar keinen!

'Allah hört nicht die Worte die aus deinem Mund kommen mein Kind, er hört dein Herz! Ganz egal wo und wie du betest!' (Zitat von Omi Ayşe (Aysche) )

In diesem Sinne erzähle ich euch mal weiter. Wo waren wir stehen geblieben?

Ach ja die Familie.. ;)

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Nun hatten endlich alle Platz gefunden, mehr oder weniger.  Den Jüngeren wurde ein 'Yersofrasi' (ein großer Runder traditioneller Boden-Tisch ) hergerichtet. Am liebsten hätte ich mich direkt mit hingesetzt. Ich liebte es auf dem Boden zu sitzen, auch wenn wir zuhause waren oder irgendwo zu Besuch. Ich war immer diejenige die sich ihren Teeglas schnappte und sich auf dem Boden gemütlich machte. Aber wir waren im Moment die Ehrengäste und Ehrengäste haben nun mal einen Platz am Tisch. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Es gab unendlich viel zu Essen, mein Onkel hatte wie immer viel zu viel Fleisch gegrillt und es gab jede Menge Gemüse die mir nicht mal bekannt vorkamen. İzmir ist bekannt für sein Gemüse und frische Kräuter sowie Olivenöl, müsst ihr wissen.

„Kochen ist Männersache, ihr Frauen könnt euch mit eurem Teig auseinandersetzen. Aber kochen und grillen, das ist reine Männer Sache" , hörte ich meinen Onkel fröhlich und etwas angeberisch sagen. Soviel zu Klischee; 'Frau gehört an den Herd'.
Meine Tante schaute ihn gespielt entsetzt an: „Willst du damit sagen ich kann nicht Kochen mein Lieber?!"

Sie stand neben ihm und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Das würde ich niemals wagen zu sagen meine Liebe. Dennoch; ich koche besser!"

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