2. Kapitel: Marley

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Ich war auf dem Weg nach Hause, als mir etwas seltsames auffiel. Der Mann der mich sonst immer auf meinem Heimweg beobachtete, lief heute nicht hinter mir her. Allein die Tatsache, dass ich weder wusste wie er aussah, geschweige denn wie er hieß, jagte mir eine heiden Angst ein. Er hatte seine Kapuze immer bis über die Augen gezogen und lief in einem Abstand von mindestens 10 Metern hinter mir her. Seit einem halben Jahr machte er dass schon... Wieso ich mich nicht wunderte? Es war eigentlich offensichtlich dass er zu dem Personal meines Vaters gehörte, der immer Angst um mich hatte.                                                                                                                 Er hatte mich bis vor 2 Jahren nicht einmal mit dem Bus fahren lassen. Jetzt dürfte ich es, ich hatte eine gute Freundin die im Bus auf mich aufpassen konnte. Die letzten Wochen war sie nicht in der Schule gewesen, sie hatte mir heute noch nicht erzählen wollen wieso, aber das würde ich herausfinden. Und wenn nicht ich, dann fragte ich meinen Vater, einen Millionär, Geschäftsmann und den Leiter einer Geheimorganisation. Nun, ich konnte nicht sagen was für eine Organisation es war, Geheimnis blieb auch für mich Geheimnis. Es war über all die Jahre ohnehin klar gewesen das er mich nicht immer überwachen konnte. Dass er mich irgendwann eigene Erfahrungen sammeln lassen musste. Dennoch, was mir noch mehr Angst machte als der Kerl an sich, waren Veränderungen. Deshalb kam ich auch unruhig und schwitzend am Grundstück an.

Das einzige mal Froh zu Hause zu sein klingelte ich am Eingangstor...
"Joe ich bins, könntest du bitte aufmachen? Ich erfriere hier draußen noch! lachte ich in die Sprechanlage. 5 Sekunden später hörte man das altbekannte "BEEEEP"  und das Tor öffnete sich mit einem Quietschen. Ich schaute zum Haus hinauf. Zwei große Türme links und rechts. Hohe Fenster, ein paar Dachterrassen, Statuen von Wasserspeiern, Drachen und Greifen. Trotz der Leute die in ihm lebten, liebte ich dieses Haus. Auch so beim Garten, der sich über eine riesige Fläche um die Villa herum erstreckte und ein Labyrinth, Brunnen und im Frühling wunderschöne Blumen zu bieten hatte. Jetzt war das Haus leider voller Schnee, die Schönheit jedoch blieb.
Ich ging über ein paar Pfade zum Eingang. Um die Tür öffnen zu können brauchte man eine Vielzahl von Passwörtern, die man alle ohne Fehler in in zwei verschiedene Schlösser eingeben musste. Mittlerweile wusste ich die Passwörter zu jeder Zeit. Damals war es nicht selten passiert, dass ich eins vergessen - oder es falsch eingegeben hatte. Das ganze hatte Konsequenzen. Einmal hatte ich das Passwort zweimal hintereinander vergessen, meine Mutter und mein Vater waren sich einig gewesen mich aus der Schule zu nehmen und mir Privatunterricht zu geben. Alles nur das nicht. Ich wollte schon immer selbstständig sein und auch so handeln. Doch das funktionierte nicht bei so einer Familie...
Die Tür wurde geöffnet und Joe, unser Butler, begrüßte mich freudig. Während meine Eltern immer diejenigen waren, die alles sehr ernst nahmen, war Joe ein lustiges Kerlchen. Es war immer fast so als konnte er meine Gedanken lesen...   
"Möchten sie auf ihre Pfandkuchen lieber Marmelade oder Schokolade? Schokolade richtig? Ich bin schon unterwegs!" oder "Oho Miss Ross, ich schätze sie sind wütend auf ihre Eltern, ich habe alles für einen Videoabend vorbereitet, wenn ich dürfte würde ich mich gerne dazu setzen."
Er war ein Lebensretter, auch wenn es mich störte das er mich Miss nannte. Es gehörte sich wohl nicht, so mit der Herrin zu sprechen. Wenn die "Herrin" aber 17 war und den Butler wie einen guten Freund behandelte? Nein. Auch das erlaubte anscheinend nur geringe Veränderungen an der Verhaltensweise eines Butlers.
"Hallo Joe" grinste ich. "Ihr Vater wartet schon im Büro auf sie, beeilen sie sich besser. "
"Danke."  ich zog schnell meinen Mantel aus und machte mich auf den Weg zum Büro, dass im Obergeschoss lag. Ich stand nun vor der hölzernen Tür meines Vaters. Ich klopfte wiederwillig...
"Herein." Ich öffnete die Tür, und sah ihn. Er saß auf seinem Stuhl, seinen Kugelschreiber nachdenklich in der Hand drehend.
"Zu erst einmal, was hat solange gedauert? Und zweitens, wieso hast du mir nicht einfach erzählt dass deine Freundin Zuhause ist?!" seine Haltung nahm an Spannung zu.
"Du bist ganz allein mit dem Bus gefahren! Du weißt dass ich Feinde habe! Du weißt doch was ich dir erzählt habe!"
Jetzt fing er schon wieder damit an...
"Marley, du wirst das ganze hier einmal erben, ebenso die Firma."
Jetzt nannte er das Ding auch noch Firma, glaubte er wirklich ich wäre so naiv? Ich hatte jetzt nicht wirklich Lust mir das ganze anzuhören.
"Dad, ich weiß ich weiß. Du hast mir das alles schon fünftausendmal erzählt. Wenn du mir nicht wenigstens..." ES GEHT NICHT MARLEY!
Er hatte sich zu mir umgedreht und musterte mich mit einem harten Blick. Dann machte er erneut kehrt, lief zu seinem Schreibtisch und suchte etwas in einer Schublade. Er fand es und drückte mir das Papier in die Hand.
Betrunkener schießt auf Mädchen
Keine Zeugen
Es war also ein Zeitungsartikel.
"Was soll ich damit?" fragte ich gereizt, er hatte mir schon zu viele davon mitgegeben. Immer Artikel über Mordfälle. Immer die, wo es keine Zeugen gab und wo das Opfer verletzt, aber nicht getötet wurde.
"Lies es genau, dann mach deine Hausaufgaben."
Er schaute mich noch einmal an, dann verließ er das Zimmer. Seine Schritte waren überall zu hören.
Ich hatte gar nicht im Sinn etwas in der Art zu tun.
"Ab in den Keller", mir huschte heimlich ein Schmunzeln übers Gesicht. 

Nachdem mein Vater mir erneut eine seiner Predigten gehalten hatte, hatte ich mich entschieden ein paar meiner Experimente fortzusetzen. Ich mochte die Chemie, vielleicht sogar zu sehr. Schon als ich klein war hatte man mir jegliche Art von experimentieren und spielen so gut wie verboten. Ich glaube das war es dann auch gewesen, was mich so neugierig gemacht hatte, und weshalb es zu meiner Leidenschaft geworden war...                                                                     Ich schmunzelte als ich den alten Keller betrat. Die Gewölbte Decke, der kalte Boden und die vielen Bücherregale erinnerten mich immer an das Haus meiner Tante. Ich mochte sie. Sie war nicht wie der Rest meiner Familie, nicht geheimnisvoll oder kühl. Dazu noch mochte ich ihre Kekse. Mein Blick wanderte nun zu meinem Schreibtisch, also naja, meinem zweiten, der von oben bis unten mit 


Dreamcatcher (Demons)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt