03 (✔)

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Seit gut zehn Minuten stand Jyn mit ihrem Ghibli unter einer Brücke, wartete und beobachtete dabei die Umgebung. Nichts. Rein gar nichts. Weder regte sich etwas, noch war etwas zu sehen oder zu hören gewesen. Murrend lehnte sie sich noch tiefer in den Sitz, den Kopf nach hinten und starrte hoch zur Decke. Normalerweise wäre dies nicht ihre Aufgabe gewesen. Dies war nicht ihre Baustelle.


Ein Klingeln folgte einige Minuten später, weshalb Jyn halbherzig den Knopf auf dem Lenkrad drückte, den Kopf schief legte und mit verschränkten Armen vor der Brust aus der Windschutzscheibe sah.

"Hast du ihm schon einen Besuch abgestattet?", fragte eine Männerstimme, wodurch Jyn zweimal auf einen Knopf auf dem Touchscreen der Mittelkonsole drückte und dann die Hände gleich wieder unter die Arme steckte, "Man musst du begeistert gerade sein, wie es sich gerade anhört."

"Ja, ich war schon bei ihm, doch..... ihm scheinen, derartiges wie Konsequenzen vollkommen egal zu sein. Ich glaube, dass er ein Mensch ist, bei dem der Lerneffekt ausbleibt", nachdenklich zog Jyn die Beine hoch auf den Sitz und setzte sich auf ihre linke Hand, "Ich meine, so jemand müsste aus seiner Vergangenheit doch gelernt haben. Wenigstens etwas. Es wäre sogar sinnvoller gewesen, wenn du dich selbst darum gekümmert hättest..... kümmerst."

"Wäre ein wenig schwierig geworden, zumal er doch, genau deine Art von Typ entspricht", ein Schmunzeln legte sich auf Jyn Gesicht mit dem sie zu Boden schaute, dann zum Display in der Konsole und genau wusste, dass er sie damit aufziehen wollte, "..... tot wäre allerdings das ungünstige Szenario, was passieren kann. Ja? Verstehen wir uns da?"

"Mein Gott, ich habe es ja verstanden. Mach beim nächsten Mal deine Scheiße einfach selbst", leicht angefressen, drückte Jyn den Anruf weg, weil, wenn sie schon seinen 'Job' erledigte, brauchte er sie wenigstens nicht so anzupampen, "Du mich auch."

Wundervoll. Wahrlich wundervoll. Wenn diese Aufgabe nicht längst ätzend genug gewesen wäre, würde ihr nächstes Zusammentreffen, sicherlich nicht gerade harmonisch verlaufen. Kein bisschen.



Nach weiteren, endlos vorkommenden und gefühlten Minuten, beugte sich Jyn schließlich nach vorne, startete den Motor und fuhr über den Schotter auf die Straße. Langsam wurde es Zeit, selbst ins Geschehen einzugreifen, anstatt hier zu warten bis sich jemand meldete. Was eh nicht geschehen wird.

Während der Fahrt, drückte Jyn immer wieder auf's Neue die eingehenden Anrufe weg, lenkte den Ghibli in der Stadt umher und ließ ihren Blick in der Gegend umherschweifen. Garantiert nicht. Wenn sie raten dürfte, war jemand gerade ziemlich sauer..... Auf hundertachzig. Selbst Schuld.



Anfangs war nichts zu sehen gewesen, aber als Jyn, an einem der Tunnel vorbei fuhr, wurde sie immer langsamer und wendete schließlich den Wagen. Standen dort etwa gerade einige Wagen quer? Bevor sie in den Tunnel abbog, kam sie an der Kreuzung zum Stehen und es war genau das Richtige. Jeder kennt diesen einen Moment im Leben, wo man nicht genau weiß, warum man das eine gerade tut, aber man macht es einfach. Und dies gerade, war so ein Moment. Eigentlich.... Normalerweise, wäre sie jetzt in den Tunnel gefahren, aber weil sie es aus einem unerklärlichen Grund nicht tat, hatte sich die Warterei und sinnlose umher Fahrerei, letztlich doch mal ausgezahlt. Ein gewaltiger Knall erfolgte, gleich auf gefolgt von einer Art zu groß geratenem Gokart und mehreren schwarzen Limousinen, die an ihr vorbeirasten. Besser wurde es dennoch.

"Wie gut kennen Sie Owen Shaw?", es war Torettos Stimme, die aus den Lautsprechern drang, nachdem Jyn einen unbekannten Anruf entgegengenommen hatte, "Ihre Möglichkeit ihn zu schnappen."

"Auch wenn es jetzt ein bisschen überheblich klingen wird, muss ich dennoch sagen, dass ich ihn wohl besser kenne als so manch andere es tun. Ich weiß mehr als nur das, was in den Akten sämtlicher Behörden steht", und das war noch Untertreibung von Jyn war, "Wo sind Sie Toretto?"

".... Richtung Innenstadt.... Wie es aussieht", antwortete Toretto unsicher, wodurch Jyn sofort kopfschüttelnd auf dem Touchscreen der Mittelkonsole mehrere Dinge eingab und sich dann aufmachte, in die Innenstadt zu kommen, "Wo befinden Sie sich?"

"Auf dem Weg zur Innenstadt, wie es aussieht..... Toretto, öffnen Sie ihr Postfach. Die Datei im Anhang, schickt mir Ihre Position, ansonsten wird das nichts", zu ihrer Überraschung öffnete sich keine zwei Minuten später auf dem Display eine Karte von London, auf der sich ein roter blinkender Punkt befand, der sich unentwegt bewegte, "Hab Sie. Innenstadt? Ja, nicht so ganz. Aber.... belassen wir es dabei."

"Ist es bei Ihnen normal, jeden ständig korrigieren oder beweisen zu müssen, wie intelligent Sie sind?", tonlos schmatzend rollte Jyn bei Torettos Worten nur mit den Augen und nahm die nächste Ausfahrt, da es der schnellste Weg zu dessen Standpunkt war, "Sie sagten, Homeland und Security Service war einmal. Was machen Sie also jetzt?"

"Journalismus", dafür hatte Jyn zwar damals nicht gekündigt, doch andererseits irgendwie schon, dennoch war das Ganze ein bisschen komplizierter, "Noch immer besser als in den Staaten, ein gesuchter Verbrecher zu sein. Muss schwer für Sie sein."

Wenn man jedoch Brasilien berücksichtigt, durfte das Leben mit ein paar Millionen gar nicht so übel sein. Egal wo man sich befindet. Beschweren durfte sich Toretto demnach schon mal nicht.




Von allem, was hätte geschehen können, musste ein silberner Jensen Interceptor Jyn in die Seite fahren. Und das war Absicht. Pure Absicht! Kein Unfall oder ein Versehen gewesen. Nein, dass war es mitnichten Immer wieder hatte Jyn auf die Karte gesehen und dann wieder auf die Straße, um Toretto hier irgendwo ausfindig zu machen. Der Punkt sagte ihr, dass der Kerl in der Nähe sein musste, zu sehen war er jedoch nicht. Abgelenkt oder einfach nur Unaufmerksamkeit, war schließlich der Grund gewesen, weshalb sie den silbernen Wagen aus der Seitenstraße nicht hatte kommen sehen. Volles Brett in die rechte Seite. Der arme Ghibli. Wie konnte man das, einem so wundervollen Auto bloß antun? Hatte der Fahrer kein Herz? Einen Maserati Ghibli darf man doch nicht so behandeln.

Fassungslos öffnete Jyn die Türe, stieg aus und ging um den Wagen herum. Lautstark fluchend presste sie die Handballen gegen die Stirn und verzog anschließend das Gesicht. Es konnte wirklich nicht wahr sein. Volltreffer. Der Interceptor hatte Punkt genau die hintere Achse getroffen. Somit war es mit dem Fahren vorbei. Vom Rücksitz nahm sie eine Tasche, warf sich diese über die Schulter und sammelte zuletzt ihr Telefon von vorne ein. Das würde ein ziemlich langer Weg werden. So ein verkacktes Arschloch.





Anderthalb Stunden später beugte sich Jyn über einen Tisch, blätterte sämtliche Pläne durch und verglich diese dann mit anderen Aufzeichnungen, die auf dem Tisch lagen.

„So schnell sieht man sich also wieder", bloß flüchtig schaute Jyn zur Seite, wo Owen Shaw auf sie zu ging, und blätterte dann weiter sämtliche Unterlagen durch, „Also, was ist deine Rolle? Angefangen hast du bei Homeland, dann zogst du hierher nach London und fingst beim Security Service an. Jetzt bist du eine einfache Journalistin. Nun stellt sich mir die Frage, was ist deine Rolle bei dem Ganzen hier?"

„Meine Rolle ist weitaus wichtiger als du ahnst. So.... erinnerst du dich an unsere letzte Unterhaltung?", fragend warf Jyn einen letzten Blick auf einen der Zettel, drehte sich herum und lehnte sich gegen den Tisch, „Baust du Scheiße, komme ich zurück. Hier bin ich. Das Problem ist nur, ich darf dir die Hand nicht abhacken. Was machen wir also jetzt, um dieses Problem zu lösen?"

„Mhh.... eine Idee hätte ich da", vielsagend legte Owen die Hände auf ihre Taille, hob Jyn auf den Tisch und stellte sich direkt vor hin, wo er ihr mit den Fingerrücken über die Wange fuhr, „So einiges."

„Sorry", mit einem Schmollmund hob Jyn ihre rechte Hand, hielt ihm diese vors Gesicht und wackelte mit dem Ringfingern, „Verheiratet, Schätzchen. Und ganz ehrlich. Er ist die bessere Wahl."

Begeistert zog Jyn das rechte Bein an, drückte Owen die Sohle sowie den Absatz gegen die Bauchdecke und schob ihn von sich weg. Ihre Wahl war eindeutig besser gewesen.

✔Chapter 01 - never just only one [Fast And Furious 6 | Deckard Shaw]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt