Es war Montagmorgen. Ich konnte die ganze Nacht wegen des Sturmes nicht schlafen. Meine Mom und mein kleiner Bruder Timothy auch nicht. Da ich noch genug Zeit hatte, mich fertigzumachen und sowieso nicht mehr schlafen konnte, ging ich in die Küche, holte mir einen Apfel und schaltete den Fernseher an, während ich mich auf die Couch fallen ließ. Ich schaltete zufällig auf den Nachrichtensender, der gerade sein Intro abspielte. "Einen wunderschönen guten Morgen meine Damen und Herren. Diese Nacht erschütterte ein starker Sturm den Westen Clearwoods." Eine Nachrichtensprecherin moderierte und während sie sprach, wurden Bilder und Videos der Folgen des Sturmes eingeblendet. Als ich diese jedoch sah, war ich so geschockt, dass ich ins Bad rannte und meine Mutter zum Fernseher zog, damit sie sich das ansah. Auch sie schien ziemlich geschockt zu sein. Da wir in einem Apartment im 8. Stock wohnten und im Wohnbereich auf einer Seite statt einer Wand zwei große Fenster hatten, die gerade mit den weißen Vorhängen zugezogen waren, zogen wir zusammen diese bei Seite und wagten einen Überblick auf unser Stadtbezirk. Es sah schrecklich aus.
"Oh mein Gott" ertönte ich geschockt und hielt mir meine Hände vor den Mund. Wir sahen überschwemmte Gassen, Straßenschäden - all das. Ich hatte noch nie in meinen ganzen fünfzehn Jahren, die ich schon auf der Welt bin, solche Folgen eines Sturmes miterlebt. Clearwood war eine sehr moderne und hochentwickelte Stadt. Vor allem der Tourismus bringt das Geld hierher. Heute schien jedoch alles leer zu sein. "Meinst du, wir haben heute Schule?" fragte ich mit einem unschuldigen Blick meine Mutter. Sie zog eine Augenbraue hoch und sah mich belustigt an. "Ich denke schon."
"Tschüss Mom!" rief ich, nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin. Meine Mutter hatte mich heute zur Schule gefahren, da wir dachten, dass die Busse sowieso ausfallen würden, oder gar viel zu spät kommen würden. Außerdem konnte sie gleich nachdem sie mich rausgelassen hatte Timothy in den Kindergarten bringen. Schon auf den Straßen bemerkte ich, dass Menschen sich so gut es ging beim Aufräumen halfen. Da allerdings eine Straße komplett gesperrt wurde, musste ich um die ganze Schule laufen, um zum Haupteingang zu gelangen. Doch umso näher ich diesem kam, desto schlimmer wurden die Schäden. Vor dem Haupteingang waren etliche Polizisten und fast die ganze Schule stand vor ihm. Ich suchte nach meiner Klasse, die ich schließlich fand. Ich schling mich durch die Menschenmenge und sah endlich Bonnie, meine beste Freundin. Sie hatte braunes, lockiges, langes Haar, war etwas kleiner als ich und dunkelhäutig. "Hey, Anna!" erwiderte sie, während sie mich umarmte. "Hey." grinste ich. "Wieso stehen hier alle draußen?" fragte ich sie. "Dieser Sturm hat mehr Schaden angerichtet, als man gedacht hat. Angeblich ist die untere Etage komplett verwüstet." flüsterte sie mir zu. "Wie ist das möglich? Die Türen und Fenster sind jede Nacht verschlossen." meinte ich. "Ich weiß. Schau es dir einfach selbst an." Sie nickte mich zu sich rüber und wir stiegen die Stufen zur Tür hinauf. Ich konnte durch die Haare der Mädchen und durch die fetten Rucksäcke der Jungs kaum etwas erkennen. Gott sei Dank habe ich nur schulterlanges Haar. Als ich es letztendlich schaffte, mich durchzudrängen, sah ich mit offenem Mund in die Schule. Die Innenschäden waren wirklich schlimm. "Ach du Scheiße." murmelte ich zu Bonnie, die mir nur nickend zustimmte. Kurz darauf kam ein Polizist auf uns zu und bat uns, einen Schritt zurückzugehen. Er stellte sich uns mit Detective Zenning vor. "Bitte geht alle einen Schritt zurück!" rief er der Schülermenge immer wieder zu. Ich konnte erkennen, dass er mit unserer Direktorin Mrs. Hellberger sprach, die immer wieder abwechselnd zu ihm, dann zu den Schülern sah. Schließlich machten die beiden eine Durchsage. "Achtung eine Durchsage. Der gesamte Unterricht fällt für den heutigen Schultag aus. Eure Eltern werden heute Abend eine E-Mail von uns bekommen, in der weitere Informationen stehen." sagte sie. Man merkte deutlich, dass jeder sich freute. Nun sprach der Detective. "Ich darf euch leider nichts Näheres über diesen Fall erläutern." Nun sah unsere Direktorin Mr. Zenning nervös an. "Wir würden uns freuen, wenn sich welche bereit erklären, uns ein wenig beim Aufräumen zu helfen." fügte sie hinzu. "Ein Fall?" schrie ein Schüler aus der Menge. Diese Aussage blieb jedoch unkommentiert. "Komisch." murmelte ich. "Bleibst du?" fragte mich Bonnie. "Ich denke schon. Mom arbeitet sowieso. Ich habe nichts zu tun." so ich. Bonnie sah mich entschuldigend an. "Ich würde nach Hause gehen, wenn das okay ist." Bonnie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ist schon gut. Ich melde mich nachher." grinste ich. Daraufhin ging sie, genauso wie jeder weitere Schüler. Schließlich blieben nur noch ein paar Lehrer, Mr. Zenning, ich und eine verwüstete Schule übrig. Ich ging die restlichen Stufen hoch und tippte Mrs. Hellberger an. "Ich würde gerne helfen." sagte ich mit einem schiefen Grinsen. Man konnte ihre Erleichterung deutlich sehen. "Wenigstens eine Schülerin, die hilfsbereit ist." stöhnte sie. Ich hingegen sagte nichts darauf. "Darf ich reingehen?" fragte ich neugierig. Sie sah mich an und nickte. "Ja, gehe am besten zu Professor Langewich, er ist ziemlich..." "Aufgewühlt?" traf ich es passend. "Ja, das meine ich." Langewich ist ein Geschichtsprofessor unserer Schule. Ich hatte ihn einmal in einer Vertretung und muss zugeben, dass er seinen Unterricht wirklich interessant gestaltet. Sogar Benjamin, der faulste Schüler unserer Klasse, meldete sich immer wieder und hinterfragte vieles. Wie dem auch sei ist Langewich schon etwas älter. Viele nennen ihn auch Dumbledore 2.0, weil Langewich ihm wirklich ziemlich ähnelte. Nur mit dem Unterschied, dass er kein Zauberer wie der aus Harry Potter war.
Als ich die Schule betrat, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Die Lampen flackerten, es war dunkel und rutschig. Die Spinte waren gedellt, Trümmer lagen überall. Ich bog am Ende des Ganges nach rechts und ging auf das Büro von Professor Langewich zu. Ich stieg über Trümmer und kleine Teile. Ich hörte, wie er komische Sätze flüsterte. Es war echt unheimlich. Ich schlich letztendlich und lauschte seinen Worten. Er flüsterte deutlich sauer und verzweifelt zugleich. Ich bin eigentlich eine Niete in Latein, doch sogar ich erkannte, dass es Latein war. "Thanatos ist die Zerstörung." flüsterte er auf Latein. Was hatte das zu bedeuten? Ich wollte lieber wieder gehen, da ich das ganze echt nicht lustig fand. Doch ich trat gegen ein Buch. Ich bückte mich. Es war wunderschön. Es schien sehr alt und wertvoll zu sein. Der Einband war sehr fest und auf ihm waren etliche Märchenfiguren eingeritzt. Dass es Märchen waren, war keine Frage. Man konnte es wirklich erkennen. Dieses Buch war so gut verarbeitet worden. Es war ein Meisterwerk. Ich staunte. Ich nahm es und wollte es gerade aufschlagen, ehe ich zwei Füße vor mir sah.
Ich hob meinen Kopf langsam und sah Langewich, der nicht wirklich begeistert zu mir sah. Ich stand auf und starrte auf das Buch. "Gib es mir." mahnte er. "Sofort!" rief er. Vor lauter Schrecken ließ ich es fallen. "Nein!" schrie er.
Kurz bevor das Buch auf dem Boden aufprallte erhob er seine Hand und das Buch schwebte einige Zentimeter über dem Boden. Ich sah geschockt und völlig verängstigt zu ihm auf und plötzlich hatte er eine schreckliche Narbe im Gesicht.
Ich schrie auf und rann um mein Leben.
So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Hi du!
Vielen Dank, dass du das 1. Kapitel dieser Geschichte gelesen hast. Ich würde mich sehr über ein Sternchen oder einen Kommentar freuen :)
Ich habe auch noch eine Frage an dich: Sollen die nächsten Kapitel kürzer, länger oder genau so lang wie dieses hier sein?
Danke!
Hab einen schönen Tag!
Xoxo Antonia
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Das Märchenbuch - Verborgene Welt
FantasyNachdem ein schrecklicher Sturm die ganze Stadt erschütterte, musste Anna feststellen, dass ihre Schule von innen komplett zerstört wurde. Ein Segen für manche, der Beginn eines neuen Lebens für Anna. Während sie beim Aufräumen des Büros von Profess...