6. Kreaturen

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"Langsam mache ich mir echt sorgen." murmelte Langewich vor sich hin. "Du kannst ja nichts dafür. Schließlich kennt sie ja wie du mir erzählt hast nicht alle Gefahren. Alles ist neu für sie." meinte Matt sanft. "Wir müssen sie trotzdem suchen. Sie schwebt in großer Gefahr! Das ist alles meine Schuld!" rief Langewich durch Matts Baumhaus. "Ich habe eine Idee: wir könnten zu den Nixen gehen, und sie fragen, wo Anna ist. Ariel kann schließlich Menschen orten." gab Matt dazu. "Diese Idee ist gar nicht mal so schlecht." Langewichs Mimik verzog sich. "Sie verlangt nur einen Gegenstand." "Da haben wir glaube ich genug." antwortete Matt. "Dann ab zu Ariel."

Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich ziemlich schnell, dass ich mich in einem unbekannten und dunklen Raum befand. Ich konnte weder meine Hand, noch etwas anderes erkennen. Ich fragte mich, ob ich blind geworden sei. Doch plötzlich sah ich ein bläulich, winziges Licht auf zischen, welches um nicht kreiste. Also fiel meine Theorie weg. Ich war nicht blind, aber meine Schläfe hämmerte gewaltig und mein Arm tat ungeheuerlich weh. Ich hörte ein Knurren aus der Richtung des Lichtes. Ich sah nur noch Umrisse von zwei Augen und ich fiel erneut in Ohnmacht.

Nachdem ich meine Augen öffnete, stellte ich fest, dass ich mich in einem anderen Raum befand. Ich lag auf dem Boden und fasste an meine Schläfe, sowie an meinen Arm, die getrocknetes Blut aufwiesen. Wie lang war ich schon ohnmächtig gewesen? Als ich aufstand, betrachtete ich diesen Saal. Er war groß und hell, ein prachtvoller Thronleuchter hang von der Decke hinab und der Boden bestand aus lauter kleinen silbernen Edelsteinen. Vor mir führten zwei weise und lange Treppen in die nächste Etage. Die Wände waren mit wunderschönen Bildern behangen. "Schön, nicht wahr?" sprach plötzlich eine Stimme zu mir. Ich drehte mich daraufhin in die Richtung, in der ich diese Stimme wahrgenommen hatte. Vor mir stand eine schöne Frau mittleren Alters. Sie hatte blondes, langes Haar, große, blaue Augen und ein wunderschönes Kleid, das so wie der Boden, aus lauter allerdings nur Pinken und kleinen Kristallen bestand. "Wer sind Sie und wo bin ich?" Ich war durcheinander. "Ich bin Narnia, vielleicht kennst du mich auch unter dem Namen Aurora?" "Dornröschen?" "Ja, die bin ich. Du bist in einem Abschnitt vom Wald Everbrook. In diesen kann keine bösartige Gestalt hinein. Dazu zählen Hexen und Magier, sogar die Guten. Du fragst dich sicherlich, warum du hier bist und was passiert ist? Komm mit, ich erzähle dir dies bei einer Tasse Tee." Ich nickte. Ich folgte Narnia auf einen Balkon mit wunderschöner Aussicht. "Setz dich, Tee und Zucker liegen auf dem Tisch." begann sie zu erzählen. "Danke, aber können Sie mir endlich erzählen, was mit mir passiert ist? Ich muss unbedingt zu Langewich und Matt!" "Meine Wachen haben dich in einer Höhle fast verblutend gefunden. Wir vermuten, dass dich ein Höllenhund angegriffen hat. Das ist eines der gefährlichsten Tiere, nein, Kreaturen, die es gibt. Es ist sowieso ein Wunder, dass du diesen Angriff überlebt hast. Ein Arzt hat dir Cortison gegen die Schmerzen verabreicht. Ich habe dir ein Kleid bereitgelegt, da deine Kleidung voller Blut ist. Wenn du möchtest, lasse ich es dir holen." Narnia versuchte ruhig zu klingen, was sie aber nicht wirklich schaffte. "Das wäre sehr nett, vielen Dank." Als ich das Kleid anhatte, sah ich erst, wie schön es war. Es war beige, etwa knielang und die Träger des Kleides bestanden, sowie der obere Teil des Kleides, aus Spitze. Ich bekam sogar die passenden Schuhe dazu. Nachdem ich mich wieder zu Narnia gesellte, bedankte ich mich herzlich und fragte sie, was mit meinem Kopf sei, da er wirklich wehtat. "Ich weiß es selber nicht. Vielleicht wissen es deine Freunde." so sie, nachdem sie den letzten Schluck Tee aus der Tasse schlürfte. Wir erschraken uns beide an einem starken Klopfen einer Tür. Die Geräusche kamen aus dem Saal, aus dem ich kam. Wohlmöglich klopfte jemand am Eingang. Nun kam eine Wache zu Narnia und meinte, es sei jemand an der Tür. "Wer ist es denn?" fragte sie. "Ein Junge, ungefähr in ihrem Alter, dunkelblonde Haare und total besorgt und verunsichert." deutete der Wache auf mich. "Ich glaube ich weiß, wer das ist. Das müsste Matt sein." rief ich erleichtert und stand auf. "Darf ich zu ihm?" "Aber sicher doch." antwortete Narnia. "Dann geh doch bitte mit meinem Wachen mit, er führt dich zu ihm." "Vielen Dank, für alles!" Ich war überglücklich und verabschiedete mich mit einem Hofknicks. "Wir sehen uns sicherlich wieder." so Narnia. Das war wirklich komisch. Ich dachte mir nichts dabei und ging zur Eingangstür.

Wir sehen uns sicherlich wieder - dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf bis ich an der Tür endlich Matt stehen sah. "Anna!" Matt rannte zu mir und nahm mich in den Arm. Irgendwie war es schon etwas überwältigend, da er eigentlich ein Fremder war. Dennoch erwiderte ich die Umarmung. "Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!" "Mir geht es gut." lachte ich erfreut auf, während Matt mich immer noch nicht losgelassen hatte. "Matt, du drückst ganz schön fest." begann ich grinsend. "Sorry." Ich spürte, wie rot seine Wangen wurden. "Wo ist Langewich?" "Er kann in diesen Teil des Waldes nicht hinein, da er ein Magier ist. Aber komm, ich bringe dich erst einmal in mein Baumhaus, dort wartet auch Theodor." "Okay." Wir liefen einige Schritte aus dem Schloss. Ich warf noch einen kurzen Blick auf den Wächter sowie den Teil des prachtvollen Gebäudes zurück und erschrak sichtbar. "Was ist los?" fragte mich Matt. Nun drehte er sich ebenfalls um und erschrak ebenfalls. Narnia, oder Aurora, je nachdem wie man sie oder ES nennen möchte, verwandelte sich in eine dunkle, schwarze, finstere Kreatur und heulte auf. Es war, als wäre ich in meinem schlimmsten Albtraum. "Lauf." Er packte meine Hand und wir rannten und rannten. "Was war das? Oh mein Gott! Narnia...Sie...sie war..." rief ich völlig aus der Puste, während ich rannte. "Sie hat sich in einen Seelenrauber verwandelt." "Ein was?"

Wir hatten das Baumhaus erreicht. Wir stiegen die Leiter hinauf und gingen in das Baumhaus. Es war aus Holz und hatte eine Couch und zwei Sessel aus hellbraunem Samt, einen Kühlschrank, zumindest sah es so aus und die nötigsten Sachen. "Das war knapp." so ich. Als Langewich mich sah, stand er von einem der alten Sessel auf und ging in einem zügigen Tempo zu mir. "Geht es dir gut?" fragte er und legte seine rechte Hand auf meine linke Schulter. "Naja, eigentlich schon." meinte ich sauer. Ich saß mich ebenfalls auf einen Sessel und fing an zu reden. "Was war das?" Ich verschränkte wütend meine Arme und musterte die beiden.

"Du wurdest von einem Höllenhund niedergeschlagen." meinte Langewich. "Das hatte Narnia auch vermutet." so ich in Anführungsstrichen. "Zu Aurora: sie hat sich in einen Seelenräuber verwandelt. Sie hatte uns gesehen und uns verfolgt, sie schaffte es aber nur bis zur Grenze." Matt sah Langewich unsicher an. "Wie bitte? Das kann gar nicht sein!" fluchte Langewich und erhob sich dabei kurz. "Ich weiß, dass das sehr unheimlich war, aber könnte mir wenigstens einer erklären, was Seelenräuber sind?" Ich hatte die Nase voll, dauernd alles hinterfragen zu müssen, doch ich musste es wissen. "Seelenräuber sind dunkele Gestalten, die Seelen von anderen Menschen rauben und sich so in die Person, deren Seele geraubt wurde, verwandeln. Die Personen, deren Seelen geraubt wurden, sind und bleiben tot. Kein Zauber kann die Person wieder zum Leben erwecken. Seelenräuber, die noch auf der Suche nach der richtigen Person sind, erscheinen uns als die sichtbar gefährlichste und bösartigste Kreatur des ganzen Universums." erklärte Matt. "Also wie bei uns?" hakte ich nach. "So ungefähr." Nun herrschte eine kurze Funkstille, die Langewich unterbrach. "Aber jetzt zu dir Matt, du hattest mir erzählt, dass wir ein großes Problem hätten. Wie kannst du also hier sein?" meinte Langewich. "Das Portal hat sich geöffnet. Wegen der großen Aufregung der Bevölkerung, haben sie versucht, es mit Steinen zu schließen, wodurch das Portal größer wurde und mich verschlang und mich hierher brachte. Aber ich denke, sie haben irgendwie geschafft, es wieder zu schließen." sagte Matt aufgeregt. Langewich gab keinen Kommentar hinzu, er legte verzweifelt und geschockt sein Gesicht in seine Hände, die Arme auf seinen Knien abgestützt. "Das soll jetzt nicht doof klingen, aber jetzt mal wieder zu mir: wieso bin ich in diese ganze Sache verwickelt?" Ich wurde misstrauisch. Nun schauten sich Matt und Langewich in die Augen, als ob sie mir etwas verheimlichen, was letztendlich auch so war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 15, 2017 ⏰

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