2. Verschwunden

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"Dein ganzes Leben steckst du in dem Labyrinth fest und denkst, wie du ihm eines Tages entfliehst [...]." - John Green

Es war etwa 11 Uhr. Ich rannte und rannte so schnell ich konnte. Ich rempelte gegen Mrs. Hellberger die mir nur entsetzt hinterherschrie. Doch es war mir so egal. Ich sprintete nach Hause. Sah nicht zurück. Ich rempelte etliche Menschen die mich fragwürdig ansahen oder über mich fluchten. Das was ich gesehen habe, war keine Einbildung. Es war echt. Es war tatsächlich real. Wie konnte so etwas möglich sein? Darüber konnte ich im Moment nicht nachdenken. Es stürmte und schütterte unglaublich. Ich wurde vollkommen durchnässt. Als ich den Flur des Hauses, in dem mein Apartment war, betrat, weinte ich fürchterlich und fuhr mit dem Aufzug nach oben.

Als ich mein Zuhause endlich betrat weinte ich. So sehr habe ich noch nie geweint. Ich rief meine Mutter an. Ich brauchte sie gerade. "Mom, bitte komm nach Hause!" schrie ich ins Handy, während ich bitterlich weinte. "Oh mein Gott Anna! Was ist passiert?" sagte sie und machte sich ziemlich Sorgen. Keine zehn Minuten später war sie schon da. Ich saß klitschnass auf dem Esszimmerstuhl und sah verheult auf die Stadt, auf die jetzt eine warme Sonne schien. Als ich sie sah, sagte ich nichts. Sie sagte nichts. Ich rannte ihr einfach in die Arme und weinte. "Mom, du hast keine Ahnung, was passiert ist." heulte ich in ihren Armen. "Zieh dich um. Danach reden wir und dann erklärst du mir auch, wieso ich jetzt später zur Arbeit fahren kann." so sie.

Als ich meine schwarze Leggins und meinen weißen Oversizepulli angezogen hatte, saß ich mich mit meiner Mom auf die Couch. Ich erzählte ihr alles. Das mit der Schule, dass sie heute Abend eine E-Mail bekommen würde, sowie die Sache mit Professor Langewich.
Den ersten Teil glaubte sie. Den zweiten nicht.

"Anna, vielleicht hast du dich ja nur versehen, man bildet sich manchmal Sachen ein die gar..." "Nein! Ich hab mir das nicht eingebildet! Wirklich!" schrie ich wütend. Meine Mutter rollte mit den Augen. Das hatte ich tatsächlich nicht von ihr erwartet. Im Nachhinein kann ich sie verstehen, ich meine, meine Geschichte klang wirklich unglaubwürdig. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass Professor Langewich gezaubert hatte. Unsere Funkstille wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Meine Mom stand auf und nahm den Hörer entgegen. "Maier Hallo?" Sie gab mir das Telefon und ich ging in mein Zimmer. "Hallo?" "Anna? Ich bin es, Langewich. Ich muss dir das erklären..." Ich schwieg verängstigt. "Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen." Er stockte. "Hast du Zeit? Um viertel vor fünf?" "Kann ich Ihnen trauen?" "Ja mein Kind." "Wo?" so ich. "In der Schule." Mit diesem Satz legte er auf. Ich war verwirrt und ging schließlich wieder zu meiner Mutter die mich nachdenklich ansah.

"Warum machst du so ein Gesicht?" meinte meine Mutter. "Naja, ich hab später eine Verabredung. Mit Professor Langewich." "Ach ja? Ich hätte gedacht, dass...""Ich hatte nur so ein komisches Gefühl heute in der Schule. Er wird mir um viertel vor fünf in der Schule alles erklären." so ich. "Und was? Das mit der Narbe ist doch nicht wahr! Ach Anna, ist es wirklich deshalb? Oder ist es wegen meinem Geburtstag nächste Woche?" Da ich es am Besten fand, ihr zuzustimmen, zum einen, zu ihrem, und zum anderen zu meinem eigenen Schutz, log ich sie an. "Okay, du hast mich erwischt. Es ist wegen deinem Geburtstag." meinte ich glaubwürdig. "Und wer war das dann am Telefon?" fragte Mom. "Das war einer aus meiner Klasse."

Etwa zwei Stunden später klingelte erneut das Telefon. Ich hob ab. "Hallo?" "Guten Tag, Holger Eckig am Apparat. Ich bin vom Kindergarten. Es geht um Timothy." Ich sah besorg zu meiner Mutter auf, die sofort realisierte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich gab ihr das Telefon und sie hörte ihm geschockt zu. Er sagte, dass Timothy im Wald verschwunden sei und sie ihn selbst nach langer Suche nicht auffinden können. Meine Mutter schrie und weinte zugleich. "Ich werde sie alle verklagen!" schrie sie. "Mein Sohn." schluchzte sie und hielt sich die Hand vor den Mund während sie mich ansah. Nach einem langen Gespräch sah sie zu mir auf. Ich weinte ebenfalls. Ich machte mir solche Sorgen. Doch anstatt bei meiner Mom zu bleiben, rannte ich weinend in mein Zimmer und rief Bonnie an. Ich schilderte ihr, dass mein Bruder verschwunden war. Durch diese Sorge vergaß ich, ihr von Langewich zu erzählen. Bonnie munterte mich so gut es ging auf und dafür war ich ihr so dankbar.

Der halbe Tag verging. Keine Spur von Timothy. Mom saß die ganze Zeit zappelnd vor dem Telefon und machte sich verrückt. Verständlich. Ich verzog mich den Tag im Zimmer und dachte über diesen schrecklichen Tag nach, bis ich auf die Uhr sah. Kurz vor halb fünf.

Ich machte mich auf den Weg zur Schule. Als ich dort war, bemerkte ich, dass hier keine Menschenseele mehr war. Ich stand vor dem Eingang und sah zur Tür auf. Meine Schule war ziemlich alt und ich betrachtete die Aufschrift der Schule, während ich einatmete.

Ich ging hinein.

Ich bemerkte sofort, dass hier einige Trümmer schon beseitigt wurden und - Professor Langewich war nicht in seinem Büro. Somit suchte ich ihn in der Schule. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Ich meine, die Location war perfekt dazu. Aber etwas war anders. Es kann auch nur das kleinste Detail von irgendwas sein. Die Tür vom Speisesaal stand offen. Hier fand ich auch Langewich. Mit Narbe. Er saß auf einem Stuhl und sah mich schuldig an. "Du hast sicherlich ein paar Fragen..." sprach Langewich. "Fragen? Ich bitte Sie!" schrie ich und ging auf ihn zu, weshalb er aufstand. "Wo wollen wir nur Anfangen..." murmelte er. "Was war das heute?" schrie ich. Und wie ich das tat. Er antwortete.

"Ich versuche dir das alles zu erklären. Es gibt da einiges, was du wissen solltest. Wie du heute gesehen hast, bin ich keine gewöhnliche Person. Ich bin ein Magier. Einer der guten Sorte. Und da du es vielleicht aus Märchenbüchern kennst, gibt es auch böse Magier. Sie kämpfen um Macht. Für Ruhm und Ehre. Thanatos ist durch das Portal gedrungen, dieses Portal bewegt sich zwischen Raum und Zeit, sowie der Fantasie und Realität..."

"Ein Magier?" so ich.

Ich war entsetzt.

"Es ist die Wahrheit. Eigentlich ist es stets verboten, mit einem menschlichen Wesen über dieses Thema zu reden, aber da du meine Narbe gesehen hast, war es zu spät..." Ich konnte in seinen Augen sehen, dass er sich schuldig fühlte. Doch das war mir egal. Ich wollte wissen, was hier abgeht.
Er ging einen Schritt auf mich zu. "Ich weiß, dass du mir glaubst."

Doch ich wollte nicht glauben, dass ich ihm glaube.
Ich wollte nicht, dass das hier real ist.

Mein Handy vibrierte. Ich sah es entschuldigend an. Meine Mom hat mir geschrieben. Ich steckte es jedoch zurück in meine Hosentasche. "Was ist los?" fragte er mich. "Ich sehe dir an, dass etwas nicht stimmt." fügte er hinzu. "Mein Bruder, er ist verschwunden." Ich hatte Tränen in den Augen.

"Ich werde ihn finden, versprochen." so er.


Als ich mich auf den Nachhauseweg machte, fragte ich mich einiges. Er sollte meinen Bruder finden? Nein.

Ich machte einen kurzen Zwischenstopp bei einem Pralinenladen, damit Mom mir wegen ihrem Geburtstag mehr Glauben schenken würde. Als ich schließlich daheim war, kam mir meine Mutter entgegen. "Sie haben die ersten Spuren gefunden." lächelte meine Mutter traurig. Ich sah sie emotionslos an. "Das ist ja super..."

Der Abend nahm seinen Lauf und ich tat nichts mehr. Ich hatte weder den Drang, Bonnie von alldem zu erzählen, noch sonst was.
Es klingelte an der Tür. "Ich geh schon!" rief ich zu meine Mutter, die auf der Couch saß. Ich öffnete diese und sah erstaunt von der Tür zu meiner Mutter.

"Mom! Mom! Komm! Es ist Timothy!" schrie ich.

Und tatsächlich.

Der Professor stand vor meiner Haustür. Mit meinem kleinen, schlafenden Bruder im Arm.


Das Märchenbuch - Verborgene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt