Treffsicher 2

1. Chapter Ana

Es ist nun ein ganzes Jahr her. Die Schule ist vorbei und heute ist der zweite Jahrestag, den Violet durchleben muss.

Ich stehe neben ihr und halte ihre Hand.

Sie blickt auf den großen dunkelgrauen Grabstein. Ihre Augen ruhen auf der Innschrift.

"Harry Styles

Für immer geliebt

Niemals vergessen"

Violet hat drei große Sträuße Rosen mitgebracht und die einzelnen Rosen auf das Grab gelegt.

Ihre linke Hand ruht auf der Narbe am Hals, die das Messer geritzt hat. Aber die größte Narbe trägt sie in ihrem Herzen. Eine Narbe, die noch nicht verheilt ist.

Egal wie sehr wir es ihr wünschen und wie sehr Harry es sich gewünscht hat.

Diese Heilung brauchte Zeit.

Harry hatte mir alles erzählt und ich wusste sofort, dass ich zu Violet musste, als mir Melanie unter Tränen berichtete, dass Violet im Krankenhaus lag.

Sie hatte die Augen geschlossen und hat leise gesungen.

"I'm gonne miss you by your hair.

I'm gonna miss you everywhere, oh.

I'm gonna miss you when you're gone."

Wenigstens lebte sie.

Ich saß an dem Bett neben Violets Großeltern und redete beruhigend auf Chloe und Jenna ein. Ramon war draußen. Als ich an ihm vorbei zum Zimmer lief, sah ich dass er geweint hatte.

Als die nächste Schwester kam fragte ich sie nach Harry.

Mehrere Augen blickten zu der Krankenschwester.

Sie entschuldigte sich und holte einen Arzt.

Dieser berichtete uns, was niemand hören wollte.

Er war tot.

Und Violet war dabei gewesen. Sie leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Erst im Krankenhaus hatte man ihre Hand von seiner lösen können. Alle Versuche sie vorher von ihm zu trennen schlugen fehl.

Ich blickte zu ihr. Denn ich kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie jetzt kein Mitleid brauchte. Kein Wort würde ihr das ersetzen können, was ihr genommen wurde.

Nicht ein einziges Mal unterbrach sie ihren Gesang. Man merkte wie viel schlechter es ihr nach jeder Strophe ging, aber sie hörte nicht auf.

Zur Beerdigung konnte sie noch nicht gehen. Dafür waren ihre Wunden noch nicht richtig verheilt.

An diesem Tag hatte sie versucht das Krankenhaus auf eigene Weise zu verlassen. Mehrmals war sie aufgestanden und losgerannt, ehe man ihr dann eine Spritze zur Beruhigung gab.

Ich war dort. Ramon hatte eine Rede gehalten und war dabei immer wieder ins Stocken gekommen.

Der Herbst hatte an diesem Tag Regen gebracht.

Wie typisch...

Und dann waren alle Fragen gekommen. Nach und nach wurde Violet verhört über das Geschehene. Die Kriminalpolizei konnte jedoch nicht viel aus ihr herausbringen und so drängten sie Violet immer mehr.

Die ganzen Fragen zerrten an ihr und ließen sie nicht vergessen, was passiert war. Sie nahm stark ab. Von Tag zu Tag wurde sie immer dünner. Sogar als man sie entließ. Statt zu essen lag sie meist nur schwach irgendwo herum. Meist auf dem Sofa oder im Bett.