Kapitel 6

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Isak's Sicht

Ich war gerade dabei meinen Rucksack mit allen möglichen Dingen, die ich eventuell gebrauchen könnte, zu füllen, als das Klingeln der Haustür mich vor Verwunderung aufblicken ließ. Ich warf den Rucksack auf die Schulter und sprintete die Treppe runter, doch schon auf halben Weg erkannte ich, dass mein Vater unserem Gast bereits die Tür geöffnet hatte. Even stand da und schaute kurz grinsend zu mir hoch.
"Even, was tust du noch hier?"y fragte ihn mein Vater kühl.
"Ich komme meinen Freund besuchen.", erklärte er fröhlich. "Ich dachte, ich komme mal zum Tee vorbei. Oh, hey Schatz." Der Kopf meines Vaters wandte sich so schnell zu mir um, dass ich nicht nur von seinem hasserfüllten und drohendem Blick erschreckte. "Even, was machst du noch hier?", wiederholte ich unbewusst und unbeholfen meinen Vater.
"Das sagte ich doch schon. Ich komme di-"
"Du hast hier nix mehr verloren.", unterbrach er ihn streng. "Verlasse bitte sofort mein Grundstück."
Even versuchte sich auf dumm zu stellen: "Hä? Aber wieso denn?"
"Even, bitte.", flehte ich flüsternd, als ich die Treppe bin unten runter ging und mich neben ihn stellte. "Mach es nicht noch schlimmer. Geh einfach, ja?"
"Schatz, ich -"
"Nenn mich nicht so...", unterbrach ich ihn erneut . "Bitte..."
Ich konnte das nicht. Ich konnte ihm einfach nicht wehtun. Es ging nicht. Es tat mir selbst weh. Aber es musste sein. Ich sah mit zusammengebissenen Zähnen auf unsere Füße und wusste nicht weiter.
"Isak, du kannst doch nicht..."
"Doch ich kann. Verschwinde.", sagte ich nun überraschend kühl.
Even sah mich verletzt und verwirrt zugleich an, wendete sich aber schlagartig wütend meinem Vater zu.
"Das ist alles ihre Schuld! Was fällt ihnen ein, ihm dem Kontakt zu mir zu verbieten?!" "Even, bitte-" "Sind sie noch ganz bei Trost? Ihrem eigenen Sohn so zu verletzten? Ihm zu sagen. dass es ein Verbrechen ist, schwul zu sein?!"
"Was hat er dir erzählt?", warf sein Gegenüber ein.
"Er hat es mir erzählt, weil er keine Lust mehr auf euch Dreckskerle hat!", schrie mein Freund ihn weiterhin an. 
"Even, sei still.", gab ich etwas nachdrücklicher zurück, doch er ignorierte mich einfach. Beide ignorierten mich.
"So etwas dulde ich nicht in meinem Haus! Wer gab dir das Recht mich so anzuschreien?! Mein Sohn wird lernen, wieder klar denken zu können, und sich von dir zu trennen. Dafür Sorge ich schon!"
"Ich mir selbst! Er ist mein Freund und ich will nicht, dass er ihretwegen unglücklich ist. Und daran werden sie nix ändern können!"
"Und ich will nicht, dass du meinen Sohn zu solchen ekelhaften Aktivitäten zwingt."
"Ich zwinge ihn nicht und es ist verdammt noch mal ganz normal!!"
Even war der Geduldsfaden endgültig gerissen und ging die Faust erhoben auf meinen Vater zu. Hatte ich mich nicht dazwischen gestellt hätte er eine gebrochene Nase davongetragen.
"Even, es reicht jetzt! Geh einfach und lass mich das klären."
"Ich gehe nirgendwo hin bevor dieser Bastard nicht seine Strafe bekommen hat!"
"Na gut, aber dann gehe ich, denn diesen Kindergarten sehe ich nicht länger mit an.", sagte ich und beendete damit die Diskussion, da ich mich mitsamt Rucksack an ihm vorbei aus der Tür drückte und einfach verschwand. Ich brauchte mich nicht nochmal umzudrehen, um zu wissen, dass die beiden mir fassungslos hinterher sahen. Wütend, traurig und enttäuscht zugleich ignorierte ich die Rufe der beiden und ging schnellen Schrittes in den Wald hinter unserem Garten. Stur lief ich gerade aus und trat hier und da Steine und Äste zur Seite.

Was denken die sich bitte dabei? Auch wenn mein Vater sich wie ein Arsch benahm, muss Even nicht so ausrasten! Ich muss nicht bemüttert werden. Ich kann sehr wohl für mich alleine sorgen. Sie sollen sich beide einfach in Ruhe lassen und mich auch. Ich lief weiter und gelang nach gefühlten Stunden an den See zurück. Ich seufzte glücklich, aus Freude, dass ich ihn gefunden hatte und warf den Rucksack irgendwo hin, ging selbst aber zu den Einmeiselungen in den Felsen. Ich betrachtete sie und lief um sie herum. Auf der Rückseite standen nur die Namen der Gegenstände, aber nicht deren Bedeutung. Bisher hatte ich nur eine der Bedeutungen erfahren.
 
Die der Rose: Die Liebe ist wunderschön, wenn sie in einem aufblüht. Doch man muss mit Schmerzen rechnen, wenn man nach ihr greift. Die Dornen hindern uns aber nicht daran, sie festzuhalten, bis sie stirbt und die Blütenblätter und auch die Gefühle abfallen, damit eine neue Rose wachsen kann. Nur selten findet man die besondere Sorte der langlebigen Rose, bei der die Liebe bis über den Tot hinaus bestehen bleibt und die Blütenblätter jedem Sturm und Streit entgegenwirken können. Statt abzufallen vermehren sie sich nur und lassen danach ihre Farbe heller als zuvor scheinen.
Womöglich, war das mit Even nur ein Sturm und die Blütenblätter unserer Rose mussten fasst abfallen, um danach stärker anwachsen zu können. Vielleicht, vielleicht war es aber auch nur eine kleine, unscheinbare und bald tote Rose, die unsere Liebe darstellte. Oder eine stärkere, die aber von anderen zerrupft und zerstückelt wird, um sich selbst eine falsche Rose mit den toten Resten zu pflanzen. Oder eine, die von Gift und Hass getötet wird, sodass die Seelen mitsterben und ebenso schwarz und düster werden. Ohne Gefühle. Ohne Blütenblätter. Ohne Farbe. Ohne Glanz. Ohne Glück. Ohne Schönheit.

Fast weinend kniete ich vor dem Stein und hoffte, dass unsere Rose die erste der Aufgezählten war. Die langlebige, schöne Rose, bei der die Blätter nur fast abfielen, um fester anzuwachsen zu können und schöner und größer zu erblühen. Dennoch erkannte ich Ähnlichkeiten zu den anderen, was mich letztendlich doch zum weinen und leise schluchzen brachte. Schnell wischte ich diese weg und starrte hoffnungsvoll und ängstlich auf das Symbol. Ich stellte mir alles bildlich vor. Vor mir veränderte sich die Rose und mein Kopf erstellte die dazu passenden Szenen .
Wie alles besser wurde, kurz bevor es zerbrach.
Wie Sonja uns auseinander riss, um sich aus meinen zerstückelten Gefühlen eine falsche Beziehung zu Even aufzubauen.
Wie mein Vater mich mit Hass zerstörte und die Liebe vergiftete, sodass sie starb...






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Jetzt das wozu ich gezwungen wurde ... Folgt alle @_skamyy_me 😑😂 zufrieden ?

Stay here forever ♡ Evak  (Skam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt