Kapitel 19

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Wieso eigentlich? Das ist eine gute Frage, denn ich weiß die Antwort darauf ehrlich gesagt selbst nicht. Ich habe einfach irgendwann damit angefangen und seitdem ist es so etwas wie Gewohnheit geworden.

Ich stehe ersteinmal perplex da, weil ich mit der Frage mal so gar nicht gerechnet habe. Aber dann bekomme ich doch einen Satz raus, : "Ist einfach so ein Ding bei mir, mir gefallen Nachnamen..", quassele ich.

"Aber ich kann dich auch beim Vornamen nennen, wenn dir das lieber ist", hänge ich noch dran und fahre mir nervös durch mein Haar. Wieso bin ich auf einmal so nervös in seiner Gegenwart? "Ja das wäre cool", lächelt er und ich muss automatisch auch lächeln.

"Hier." Er über erreicht mir die Postkarte, die er mir soeben geklaut hatte, doch ich lehne ab. "Nein behalte sie ruhig", antworte ich, doch Ave- ehh, ich meine Lev, lässt nicht locker. "Ne, nimm du sie! Du wolltest sie zuerst haben", begründet er lachend und nimmt einfach meine Hand und führt sie zur Karte. Etwas unsicher nehme ich sie an.  "Danke", nuschele ich noch leise und er nickt zufrieden.

Nachdem etwas Zeit vergangen ist gehen wir wieder aus dem Geschäft raus. "Kommt es mir nur so vor oder hat sich die Temperatur um 5 Grad erhöht?", frage ich, von den Sonnenstrahlen erschlagen. "Nein, es ist wirklich etwas wärmer geworden", bestätigt Lev und sieht sich um. "Komm, ich weiß was da hilft", meint er, nachdem er sich erkundigt hat.
Er nimmt meine Hand und zieht mich damit leicht hinter sich her, doch keineswegs zu grob. Stattdessen zieht er mich sehr sanft und leicht, als wenn er darauf aufpassen würde mir nicht weh zu tun.

An einer Eisdiele hält er an und grinst mich süß an. Freudig grinse ich zurück.
Eiiis. Meine Augen müssen funkeln, als ich mir mein Zitroneneis bestelle. Lev entscheidet sich für Erdbeere. "Das macht dann jeweils 1€", informiert uns eine nette Dame, hinter dem Tresen.
Ich zahle mein Eis sofort passend mit einer 1 Euro Münze, doch Lev neben mir scheint lange in seinem Geldbeutel suchen zu müssen. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass er scheinbar nur mehrere Hundert Euro Scheine mit hat. Daher lege ich schnell noch eine weitere Münze auf den Tresen und ziehe Lev weg. Unser Eis haben wir schon in unseren Händen.

"Du hättest das nicht tun müssen", seufzt er, nachdem wir wieder draußen sind. "Hab ich aber", erwidere ich schulterzuckend und schleck an meinem Eis. "Was machen deine Eltern eigentlich beruflich", frage ich irgendwann in die Stille rein. Ich weiß ja, dass er Geld hat. Und wie ich das weiß, das ist schließlich der Grund weshalb ich ihn hasse. Oder gehasst habe.. Wie auch immer. Ich fand ihn immer eingebildet, aufgrund dessen dass er in Geld schwimmt, wie gerade ja bewiesen. Aber woher das kommt ist mir unklar.

"Ach, mein Vater ist Geschäftsmann und meine Mutter macht sich mit einer
Boutique selbstständig. Nichts besonders", erklärt er. Ich merke, dass im das Thema sichtlich unangenehm ist, weshalb ich nicht weiter darauf eingehe. Ich schlecke einfach weiter an meinem Eis und halte meinen Mund.
Irgendwie bin ich überrascht über seine Reaktion.

Ich hätte jetzt gedacht, dass es ihm kein bisschen stören würde über das Vermögen seiner Eltern zu reden.
Diese Tatsache regt mich zum Nachdenken an. Ich habe ihn immer für ein eingebildetes Arschloch gehalten, das sich für was besseres hält. Doch nach dieser Situation eben frage ich mich ob ich vielleicht einfach zu schnell geurteilt habe. Ich habe ihm nie die Chance gegeben mir das Gegenteil zu beweisen. Womöglich ist er in Wahrheit nicht die Person, für die ich ihn immer gehalten habe.

Irgendwann setzen wir uns auf eine Bank, zu meinem Glück. Meine Rückenschmerzen machen sich wieder bemerkbar. Schon gestern hab ich leichte Schmerzen verspürt, doch da waren sie noch nicht so schlimm. Heute hingegen sind sie stärker.
So gut es mir gelingt gebe ich mir eine Selbstmassage, was allerdings nicht sehr viel dazu beiträgt, dass sich meine Schmerzen verringern. 

"Warte, lass mich mal", mischt sich Lev auf einmal ein und schiebt meine Hand weg.

School Trip | Beendet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt