„Also das war's wohl!" sagt McCall ruhig, während er zur selben Zeit den Motor des blauen Jeeps verklingen lässt. Jedoch bleibt er weiterhin auf dem schwarzen Fahrersitzt sitzen. „Scheint so!" erwidere ich locker, während ich mich abschnalle und ohne ein weiteres Wort aus dem Jeep springe. Denn ich war noch nie ein Mädchen großer – herzzerreißender – Abschiede. Scheinbar ganz im Gegensatz zu McCall und seinem kleinen Schoßhündchen, die meinem Beispiel erst jetzt folgen und ebenfalls aus dem Jeep aussteigen.
„Wo wirst du jetzt hingehen? Und sicher, dass wir dich hier absetzen sollen?" fragt Liam jetzt und wirft einen kritischen Blick auf das 'Herzlich Willkommen in Beacon Hills'-Schild. Es ist das Schild, das Autofahrern zeigt, dass sie ab jetzt die kleine kalifornische Stadt durchfahren. Kurz bleibt mein Blick ebenfalls auf dem Schild hängen, bevor ich ihn zurück auf Liam lenke. Denn wenn ich ehrlich bin, habe ich keine genaue Ahnung, warum gerade er darauf bestanden hat Stiles' Auto vorbeizubringen und mich - mit McCall - hier abzusetzen. Denn seine Schusswunde an der Schulter hat scheinbar noch immer nicht angefangen zu heilen. Auch wenn er jetzt sogar einen dicken Verband – der sich selbst unter seinem langärmligen Pullover deutlich abzeichnet – um diese Schulter geschlungen hat.
„Ich werde zurechtkommen!" sage ich jetzt als Antwort auf beide gestellten Fragen, anstatt sie im Detail zu beantworten. Dadurch nickt das Schoßhündchen verstehend und fragt auch nicht weiter nach. „Denkst du, du kommst allein zurecht?" stellt stattdessen McCall jetzt die Fragen, wobei sein Blick auf meinem Unterarm mit dem Mal liegt. Auch wenn ich ihm bisher nichts von der ganzen 'Es-Wird-Das-Schlimmste-In-Dir-Hervorbringen' Prophezeiung erzählt habe, scheint er auch so ganz genau zu wissen, dass es etwas Schlimmes mit dem Mal auf sich hat.
„Ja McCall. Ich werde zurechtkommen!" wiederhole ich jetzt meine zu vorigen Worte, während ich ihm ein kurzes Lächeln schenke. Denn auch wenn seine Fürsorglichkeit wirklich herzzerreißend ist, brauche ich nicht noch jemanden, der nach mir schaut. Dafür habe ich bereits Matty und Lewis, die in der Zwischenzeit bestimmt schon vor Sorge sterben. Immerhin habe ich seit dem Attentat – bei dem mein Handy komplett zerstört wurde – nicht mehr mit ihnen gesprochen.
„Also dann...wann werden wir dich wiedersehen?!" fragt McCall zögerlich, wobei ich es ihm hoch anrechne, dass er mich nicht weiter wegen dem Mal ausfragt. Auch wenn ich zugegebenermaßen ziemlich von seiner neuen Frage überrascht bin. Denn ich muss zugeben, dass ich mich in der letzten Woche nicht immer unbedingt freundlich ihm und seinem Rudel gegenüber verhalten habe. Trotzdem scheint er auf ein zukünftiges Widertreffen mit mir zu hoffen.
„Höchstwahrscheinlich nie. Zu mindestens nicht hier in Beacon Hills. Deal ist Deal, stimmt's?" antworte ich jetzt wahrheitsgemäß auf McCalls Frage, während ich locker mit den Schultern zucke. Denn auch wenn ich McCall und sein Rudel irgendwie ganz okay finde, müssen sie meiner Meinung nach nicht gleich ein fester Part meiner Zukunft werden. Jedoch hätte ich ehrlich gesagt auch kein Problem damit, sie irgendwann einmal wieder zusehen.
„Vergiss den Deal. Du kannst natürlich jeder Zeit wiederkommen und uns besuchen!" wirft jetzt auch McCalls Schoßhündchen ein, woraufhin McCall zustimmend nickt. Scheinbar bin ich den Beiden ziemlich ans Herz gewachsen, was mich innerlich ziemlich ehrt. Auch wenn ich das natürlich nie zugeben würde.
„Wenn ich wiederkomme, dann nur um den Gefallen bei euch einzulösen. Solange könnt ihr ja weiterhin eure langweiligen Leben führen!" erwidere ich jetzt neckend auf das unterschwellige Angebot der beiden Jungs, während ich ihn ein kurzes Lächeln schenke. Gleichzeitig schultere ich meine Reisetasche, was den Beiden signalisieren soll, dass ich bereit bin zu gehen.
„Deine Entscheidung!" sagt McCall in diesem Moment mit einem verständnisvollen Unterton, während er scheinbar für wenige Sekunden dem Verlangen nachgehen möchte, mich zum Abschied zu umarmen. Doch scheinbar fällt ihm dabei auch gleich wieder meine zu vorigen Worte - 'umarme mich bitte nie wieder – ein, weshalb er mir einfach nur kurz zunickt. Auch Liam folgt seinem Beispiel, wobei er mir sogar ein kleines Lächeln schenkt. Ohne das Lächeln groß zu erwidern, drehe ich mich jetzt ohne ein weiteres Wort von ihnen weg und mache mich auf den Weg, der asphaltierten Straße aus Beacon Hills heraus zu folgen.
Doch schon nach wenigen Metern, kommen Zweifel in mir hoch.
Irgendetwas fühlt sich hier gewaltig falsch an.
„Ach scheiß drauf!" murmele ich deshalb leise vor mich hin, bevor ich die Reisetasche achtlos neben mir auf die Straße sinken lasse und mich doch noch einmal zu den beiden Jugendlichen umdrehe. Daraufhin bildet sich auf McCalls Gesicht ein fast schon kindlich erfreutes Lächeln und mit schnellen Schritten kommen er und Liam auf mich zu. Dabei muss ich noch nicht einmal ein Wort über die Lippen bringen.
Erst als McCall seine langen Arme um mich schlingt, kommt auch wieder Bewegung in mich und beherzigt schließe auch ich meine Arme um seinen Körper, bevor ich leise in sein Ohr flüstere: „Versuche am Leben zu bleiben. Dem Gefallen zu Liebe!" „Ich versuche es, solange du dasselbe versuchst!" erwidert McCall ebenfalls flüsternd, bevor wir uns wieder voneinander lösen. Anschließend tritt der Alpha ein paar Schritte zurück und Liam ist an der Reihe.
Auch er schließt mich jetzt in die Arme, wobei er mich sogar etwas fester an sich drückt, als McCall zuvor. Deshalb mache ich mir auch bei ihm die Mühe, meine Arme um seinen Körper zu schließen. Wobei ich es ebenfalls – ungewollt - etwas fester mache, als zuvor bei McCall. „Mach's gut Schoßhündchen!" flüstere ich Liam dabei leise ins Ohr. „Du auch Killer!" erwidert er daraufhin, in derselben flüsternden Lautstärke. Dabei kann ich nicht verhindern, dass sich meine Lippen bei dem Spitznamen – den Liam mir selbst verpasst hat - leicht zu einem Lächeln verziehen.
Als wir uns danach wieder voneinander lösen, drücke ich ihm auch noch einen kurzen Kuss auf die Wange, wobei ich es jedoch auf der von McCall abgewandten Seite mache und auch wenn mein Körper dabei schneller reagiert als mein Kopf. Trotzdem lasse ich mir diese eigentlich unkontrollierte Reaktion nicht anmerken, sondern trete ein Stück von Liam zurück. Dieser dagegen kann sein breites Lächeln nicht verbergen, worauf ich jedoch nichts erwidere.
Stattdessen sage ich jetzt laut an beide gewandt: „Also dann. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder!" Gleichzeitig umfasse ich wieder meine Reisetasche und werfe sie sachte über meine Schulter. „Ja. Vielleicht!" sagt McCall nickend, während auch er ein kleines Lächeln auf den Lippen trägt. Anschließend hebe ich noch einmal kurz die Hand, bevor ich mich jetzt endgültig von den beiden Jugendlichen wegdrehe.
Doch dieses Mal mache ich nicht noch einmal einen Rückzieher. Stattdessen laufe ich mit einem festen Schritt und ohne einen Blick zurückzuwerfen in Richtung der langsam aufgehenden Sonne.
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Black Boots [Teen Wolf FF]
Fanfiction'Wer bist du?' 'Unwichtig' 'Was willst du hier?' 'Rache. Rache für den Tod meiner Mutter' Meine Name ist Raven Cooper und meine Geschichte beginnt in Beacon Hills, Kalifornien. Doch nicht etwa weil ich hier auf McCall und sein Rudel traf oder e...