Überrascht mustere ich die kleine Gruppe. Liam hängt noch immer geschwächt in McCalls Armen, der krampfhaft versucht seinen Beta wach zu halten. Der Rotschopf dagegen starrt mich an, als würde sie auf eine Antwort warten. Vorzugsweise auf die Antwort 'Klar werde ich euch helfen und das natürlich ohne eine Gegenleistung'. Doch so schnell gebe ich ihnen meine Hilfe nicht. Denn in diesem Moment habe ich mal wieder die Zügel in der Hand.
„Er wurde also mit Eisenhut vergiftet. Warum?" frage ich und bleibe vor Liam und McCall stehen, nur um Liam mit aufmerksamem Blick zu mustern. Er sieht tatsächlich schlimm aus, auch wenn das Eisenhut noch nicht solange in seinem Körper sein kann. Denn sonst wären sie wahrscheinlich schon viel früher hier aufgetaucht. Trotzdem läuft schon jetzt schwarzes Blut über seine bleichen Lippen, was zeigt, dass sein Körper schon längst versucht sich selbst zu heilen. Auch wenn er das mit dem Eisenhut in seinem Blut nicht schaffen wird. Deshalb auch das schwarze Blut.
„Wir haben keine Ahnung. Er wurde aus dem Hinterhalt angeschossen. Wir konnten den Angreifer nicht erkennen!" erklärt McCall mir jetzt und mustert seinen Beta für eine kurze Sekunde besorgt. Anschließend richtet er seinen Blick wieder auf mich und sagt bittend: „Du musst uns helfen oder er wird sterben!"
„Warum gerade ich?" frage ich schulterzuckend, ohne mir den leidenden Liam zu sehr ans Herz zu nehmen. Er wäre nicht der erste, der unter meiner Aufsicht stirbt und bestimmt auch nicht der Letzte. „Weil du wahrscheinlich die Einzige mit griffbereiten Eisenhut-Kugeln bist. Du könntest ihn retten!" sagt McCall jetzt und wieder liegt dieser bittenden Unterton in seiner Stimme.
Liam muss ihm wirklich viel bedeuten.
„Okay. Aber warum soll ich euch helfen? Es ist kein Part des Deals!" sage ich jetzt schulterzuckend und mit einer gewissen Arroganz in der Stimme. Immerhin brauchen sie mich und sie werden bestimmt nicht gehen, bevor sie ihre Kugel und somit auch die sichere Rettung von Liam haben. Also mal sehen, wie viel ihnen ihr kleiner Schoßhund wirklich bedeutet.
„Weil so etwas wie Menschlichkeit existiert!" erwidert Lydia in diesem Moment ungeduldig auf meine Frage und wirft ihre rotblonden Haaren mit einer überheblichen Bewegung über ihre Schultern. Das macht sie so elegant, dass ich sie sogar für einen kurzen Moment beneide. Doch dann erinnere ich mich wieder daran, dass ich nie im Leben so eine modebewusste, nach Jungs schmachtende Tusse sein will. Weshalb sich meine Bewunderung sehr schnell in Abneigung wandelt.
„In deiner Welt vielleicht. Aber in meiner ganz bestimmt nicht!" erwidere ich jetzt herablassend und verschränke meine Arme vor der Brust. Ein Wunder, dass das McCall Rudel schon wieder versucht, an meine Menschlichkeit zu appellieren. Haben sie in den letzten Tagen den gar nichts gelernt?! „Raven. Bitte! Wir brauchen die Eisenhut Kugel oder Liam wird sterben!" sagt McCall jetzt bittend und wirft mir einen flehenden Blick zu. Gleichzeitig versucht er verzweifelt Liam auf den Beinen zu halten. Dieser ist inzwischen schon so geschwächt, dass er langsam auch sein Gleichgewicht und somit auch die Fähigkeit zu Stehen verliert.
Er wird nicht mehr lange leben.
Plötzlich wird mir klar, dass McCall Recht hat. Liam wird ohne meine Hilfe sterben und das wiederrum heißt, dass ich ihm ohne eine Gegenleistung helfen muss. Doch nicht etwa aus Menschlichkeit – wie Lydia sich es wahrscheinlich von mir erhofft – oder weil McCall so verzweifelt um meine Hilfe bittet. Sondern einfach aus dem Grund, weil Liam zuvor mir das Leben gerettet hat und wenn ich ihm nicht noch länger mein Leben schulden möchte, muss ich diese Lebensschuld begleichen. Das haben mir meine Mutter und Matty schon ziemlich früh beigebracht...und nebenbei bemerkt hasse ich es, jemand überhaupt irgendetwas zu Schulden!
„Okay ich werde euch helfen!" sage ich jetzt nachgebend. Gleichzeitig lege ich jedoch nicht meine Selbstsicherheit ab. Denn ich weiß, wie hilflos die Drei ohne mich wären und meine Hilfe zurückziehen kann ich noch immer ohne große Probleme. Auch wenn Matty mir dafür, wenn er davon erfährt, den Kopf abreisen würde.
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Black Boots [Teen Wolf FF]
Fanfic'Wer bist du?' 'Unwichtig' 'Was willst du hier?' 'Rache. Rache für den Tod meiner Mutter' Meine Name ist Raven Cooper und meine Geschichte beginnt in Beacon Hills, Kalifornien. Doch nicht etwa weil ich hier auf McCall und sein Rudel traf oder e...