Am nächsten Tag wurde Skylar von ihrem knurrenden Magen geweckt. Langsam öffnete sie die Augen und starrte an die Decke. Ich bin immer noch hier. Es war kein Traum. Sie sah sich im Zimmer um. Es war groß und sehr luxuriös eingerichtet. Am Vortag hatte Skylar keine andere Wahl, als mit Emily und ihrer Frau mitzufahren. Sie hat die ganze Fahrt geschwiegen und im Apartment ganze vier Wörter gesagt. 'Wo ist mein Zimmer?' Emily zeigte es ihr und Skylar versteckte sich direkt unter der Decke auf dem weichen Bett, ohne sich im Zimmer nochmals umzusehen. Immer wieder kamen Emily aber auch JJ zu ihr ins Zimmer, um versuchen mit ihr zu reden, ihr was zu essen zu geben, aber keine Chance. Skylar wusste, dass schweigen kindisch war, aber sie konnte gestern nicht mehr reden. Sie konnte kaum atmen. Langsam richtete sie sich auf und sah sich im Zimmer um. Es war groß, größer als jedes andere Zimmer, dass sie hatte. Es war sehr elegant eingerichtet, wenn auch ein wenig kalt. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und bemerkte, dass sie auch hier eine Bodenheizung vorhanden war. Langsam machte sie sich auf dem Weg zum Fenster, welches vom Boden zur Decke reichte, und zog die Gardinen zur Seite. Der Ausblick erstaunte sie. Er streckte sich über ganz DC, und man konnte das Pentagon sehen. Bei dem Anblick musste Skylar lächeln. Das Pentagon faszinierte sie schon immer. Das Lächeln hielt jedoch nicht lange an. Ein Blick zur Uhr sagte ihr, dass es gerade mal 6:00 Uhr war. Skylar war verzweifelt. Sie fühlte sich so alleine. Panik durchströmte sie. Schnell kramte sie eine kleine Schachtel aus ihrer Tasche. Sie musste den Druck loswerden und sie wusste genau wie. Sie öffnete die Schachtel, kramte eine Rasierklinge raus und zog ihren Ärmel hoch. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch die Klamotten vom Vortag an hatte, aber es war ihr egal. Langsam zog sie die Rasierklinge über ihre Haut. Rote Bluttröpfchen bildeten sich und liefen langsam ihren Arm runter. Ihre Schnitte waren oberflächlich, aber es half ihr. Die Panik verschwand. Sie schluckte, schließlich hatte sie Raven versprochen es nicht mehr zu tun. Sie zog die Klinge noch ein paar weitere Male über ihren Arm, als sie vom Geräusch der Tür gestört wurde. Emily stand im Türrahmen und sah sie mit offenem Mund an. Beide starrten sich kurz in die Augen, als Emily in Reaktion sprang. Sie rannte auf Skylar zu und schlang ihre Arme um den Körper des Mädchens. Mit einer Hand griff sie nach Skylars Handgelenk, der Hand, die die Klinge hielt, und verübte Druck auf dieses auf um sie zu zwingen, sie fallen zu lassen. Skylar erholte sich vom Schock erwischt worden zu sein und kämpfte gegen Emily an. Diese war natürlich viel stärker, daher fing sie an zu schreien. „LASS MICH LOS! LASS MICH GEHEN! NEIN!" rief sie und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
„Lass die Klinge fallen Baby. Lass sie los." sagte Emily und erhöhte den Griff auf ihr Handgelenk, sodass Skylar die Klinge aus Reflex fallen ließ.
„NEIN! GIB SIE HER!" rief sie und brach in Tränen aus.
Emily zog das Mädchen in ihren Schoß und wippte sie wie ein Baby hin und her. Vorsichtig, dass sie ihren Arm nicht verletzt. JJ wurde vom Geschrei natürlich geweckt und stand nun im Türrahmen. Sie sah Skylars Arm und die Klinge auf dem Boden. Ohne weiter nachzudenken ging sie ins Bad um einen Erste-Hilfe-Koffer zu holen. Als sie wieder kam weinte Skylar immer noch in Emilys Armen, während diese ihr beruhigende Worte zuflüsterte. JJ kniete sich mit dem Erste-Hilfe-Koffer vor die beiden hin und sah Emily fragend an, welche ihr zunickte. Sanft versorgte JJ Skylars Wunden und verband sie. Skylar wehrte sich nicht. Dann ließ sie Mutter und Tochter ein wenig Zeit alleine. Nach 10 Minuten hatte Skylar sich beruhigt. Sie wusste nicht genau was sie tun sollte. Am liebsten würde sie einfach weglaufen aber jetzt gerade verspürte sie ein komisches Gefühl. Sie lag in Emilys Armen und verspürte ein Gefühl welches sie nicht kannte. Es war Geborgenheit. Sie räusperte sich und Emily drehte Skylar so auf ihrem Schoß, dass sie ihr Gesicht sehen konnte. „Es tut mir Leid." gab sich Skylar geschlagen.
„Rede mit mir." sagte Emily sanft.
„Ich.." fing Skylar an und sah runter. Emily legte ein Finger unter ihr Kinn und hob es so an, dass sie ihr in die Augen sehen konnte. Skylar sah nur Sorgen und Fürsorge in Emilys Augen. Sie beschloss einmal ihr Gefühl zu ignorieren, dass ihr sagte, der Frau nicht zu vertrauen, und sich zu öffnen. Schlimmer konnte es ja sowieso nicht mehr werden. „Ich weiß nicht. Ich fühle mich so allein und hatte plötzlich so Panik." sagte sie leise und zuckte mit den Schultern. „Früher bin ich die Panik so losgeworden."
„Früher?" hakte Emily nach. Sie war froh das Skylar sich öffnete.
„Ich schwöre ich hab das schon hinter mir. " versicherte Skylar. „Ich hatte mal eine Phase wo ich mich regelmäßig... naja du weißt schon" sagte Skylar und deutete auf ihren bandagierten Arm. „Raven war am Boden zerstört, als sie es rausgefunden hat und ich hab ihr versprochen es nicht mehr zu tun. Ich hab es nicht mehr getan bis heute." sagte Skylar. „Ich werde es nicht wieder tun." meinte sie fest.
Emily wusste, dass es dafür keine Garantie gab, entschied jedoch nicht weiter zu drängen. Sie war froh das Skylar sich öffnete. „Es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht so aus deinem Umfeld reißen dürfen."
„Nein, nein. Ist schon gut. Es tut mir Leid, dass ich dir keine Chance gegeben hab." sagte das Mädchen und sah Emily in die Augen. Emily war gerührt und strich dem Mädchen über den Rücken.
„Das Krankenhaus hat angerufen." sagte Emily. Sie spürte wie Skylar sich sofort auf ihrem Schoß anspannte. „Ich bin deine Mutter." sagte sie nach einem Augenblick. Skylar wusste nicht wie sie antworten sollte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie rutschte von Emilys Schoß runter. Nachdem Skylar weitere 2 Minuten schwieg, ergriff Emily wieder das Wort. „Skylar sag bitte was." flehte der Profiler. „Irgendwas." Emily konnte verstehen, dass Skylar aufgebracht war, aber sie hoffte, dass sie jetzt eine stärkere Bindung aufbauen konnten.
Endlich sah das Mädchen ihre Mutter an. „Was soll ich sagen? Soll ich sagen, dass jetzt alles besser wird oder was?" Skylar versuchte ihren Atem zu kontrollieren. Es machte keinen Sinn.
„Ähm... Nein natürlich nicht, aber jetzt haben wir zumindest die Bestätigung. "
„I-Ich weiß aber... ich bin verwirrt okay?" Skylar atmete tief durch. „Ich hab das nicht erwartet." Natürlich hat sie es erwartet, aber sie hätte nicht gedacht, dass sie all die nervigen Gefühle auf einmal fühlen würde.
„Wieso nicht? Du warst doch diejenige, die gekommen ist und behauptet hat, dass ich deine Mutter bin." jetzt war auch Emily verwirrt.
Skylar wusste nicht was sie sagen sollte. Schließlich hatte Emily Recht. „Ich weiß nicht was ich will okay? Ich weiß nicht was ich fühlen soll! Ich weiß nichts mehr und es nervt." rief Skylar aufgeregt. „Also, dass du meine Mutter bist nervt nicht, es ist nur, dass ich keine Ahnung hab wie ich mich jetzt verhalten soll." Skylar verspürte den Drang Emily das Wissen zu lassen.
Beim letzten Kommentar musste Emily innerlich lächeln. Sie wusste das es nicht leicht werden würde, aber sie wusste, dass sie es schaffen konnte. Sie würde es schaffen Skylars Vertrauen für sich zu gewinnen. „Skylar, alles wird gut. Wir werden uns beide daran gewöhnen müssen, aber alles wird gut. Ich verspreche es."
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Criminal Minds- In her eyes
Roman pour AdolescentsWas passiert wenn die 14-jährige Skylar Weissert ihre leibliche Mutter Emily Prentiss aufsucht, weil sie ihre Unterschrift braucht, um aus dem Pflegesystem emanzipiert werden zu können? Und was passiert wenn nicht alles genauso verläuft, wie Skylar...