Gefährliche Mischung

Kapitel 2

"Expectation is the root of all heartache."          - William Shakespeare

Kaum bin ich aus der Tür ertönt der Benachrichtigungston meines Handys. Doch bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe nachzusehen wer mir geschrieben hat, zieht Nelia mich schon mit sich auf den Fußgängerweg.

"Kannst du kurz hier warten? Ich sag dann eben meiner Mutter Bescheid, dass ich noch ein wenig draußen bin.", erklärt sie.

Ich gebe schnell ein stummes Nicken von mir, da verschwindet sie schon um die Ecke und steuert auf ihre Eingangstür zu. Nachdem sie klingelt öffnet ein Junge die Tür. Von meiner Position aus kann ich so gut wie nichts erkennen, aber ich vermute mal das es ihr Bruder ist.

Auf einmal fällt mir mein Handy wieder ein, und ich ziehe es aus meiner hinteren Hosentasche. Als ich es anschalte bleibt mir für einen kurzen Moment die Luft weg. Ich habe keine Nachricht bekommen, sondern habe einen entgangenen Anruf von Dad. Ich habe total vergessen ihm zu erzählen was passiert ist. Ich meine, offensichtlich hat er festgestellt das wir nicht mehr da sind, aber ich muss ihm sagen das ich nichts von alldem wusste, und ich genauso davon überrumpelt wurde wie er.

"Alles klar, wir können los!", überrascht Nelia mich von der Seite. Ich habe gar nicht gemerkt das sie wieder zurück gekommen ist.

So sehr ich gerade den Drang verspüre Dad zurückzurufen, schiebe ich mein Handy zurück in meine Hosentasche und sehe Nelia an. Der Rückruf wird wohl bis heute Abend warten müssen.

"Das war aber nicht deine Mutter die dir da die Tür aufgemacht hat, oder?", scherze ich um meine Gedanken von dem Anruf abzulenken.

"Nein, das war mein Bruder Cay. Wollen wir?", fragt Nelia enthusiastisch.

"Jap, lass uns los.", sage ich mit einem aufgesetzten Lächeln.

❀❀❀

Nachdem wir eine halbe Stunde lang durch die Gegend gelaufen sind, habe ich schon einen sehr guten Eindruck von dem Ort.

Es hat sich herausgestellt das Nojesti sowas wie ein kleines Dorf ist. Die Landschaft ist wunderschön und mir gefällt es, dass hier nicht so viel Verkehr ist. Vielleicht ist alles ja doch gar nicht so schlimm wie ich anfangs gedacht habe.

Nachdem Nelia mir schon einiges gezeigt hat beschließen wir, uns in ein kleines Café zu setzen. Wir entscheiden uns für einen Platz in einer etwas abgelegene Nische am Fenster und bestellen zwei mal eine Heiße Schokolade.

"Also, das ist deine Schule?", beginne ich die Unterhaltung und deute auf ein großes Gebäude aus Backstein, ungefähr zwei Straßen entfernt von hier.

"Ja. Sie sieht von außen uralt aus, aber ist von innen eher modern eingerichtet. So ziemlich alle gehen auf diese Schule. Mal davon abgesehen, dass es die einzige hier im Ort ist. Die nächste ist ca. 20 Kilometer außerhalb. Also schätze ich mal, dass das auch deine neue Schule sein wird.", erklärt sie lächelnd.

Ich kenne Nelia zwar noch nicht lange, aber ich kann jetzt schon sagen das sie ein echt liebes Mädchen ist. Ich mag sie, und es tut mir irgendwie leid, dass wir uns unter so blöden Umständen kennengelernt haben.

"Warum bist du heute nicht in der Schule?", frage ich auf einmal verwundert. Es ist gerade mal 14:00 Uhr.

"Weil heute Sonntag ist. Morgen ist erst wieder Schule.", gibt Nelia mit einem Lachen von sich.