Love is love..no matter who you love

Begegnung

Er spürte nicht, wie er ihn permanent anstarrte. Wie hätte er auch, schließlich war er mit Tanzen und den Menschen um ihn herum beschäftigt, sodass der Blick, der auf ihm ruhte, an ihm vorbeiging. Doch auch, wenn er sich in der Menge verlor..sein Beobachter tat dies nicht. Aufmerksam beobachtete Jimin jede Bewegung von ihm wie ein Wolf, der seiner Beute nachstellte, und nur darauf wartete, zuzuschlagen. Die Luft in dem Club war stickig und vibrierte durch den tiefen und schnellen Bass der Musik. Soweit Jimin bemerkt hatte, war der Junge, der sein Interesse geweckt hatte, allein hier. Er entsprach exakt seinem Typ: jung, gutaussehend und unschuldig. Er konnte nicht älter als 18 sein. Jimin saß abseits von dem Geschehen und konnte seine Augen nicht von diesem Jungen auf der Tanzfläche nehmen. Er wollte ihn. Das wusste er sofort, als er ihn heute das erste Mal gesehen hatte.
Er stellte sein Glas rechts neben sich auf den Tisch, erhob sich langsam aus dem Sessel und setzte sich in Bewegung. Seine Augen verfolgten sein Ziel unnachgiebig, doch als er gerade dabei war, die Tanzfläche zu betreten, verschwand der Junge von dieser und lief Richtung Bar. Lange zum Schalten brauchte er nicht, ehe er sich in seine Richtung drehte und ihm nachsetzte. Dieser Junge mit den schwarzen Haaren, die ihm teilweise ins Gesicht hingen, schien völlig ahnungslos zu sein.
Als Jimin die Bar erreichte, stand dieser mit dem Rücken zu ihm und kippte gerade einen Kurzen. Nun musterte er ihn genauer: sein Gegenüber trug einen rot-schwarz gestreiften Pullover, der bald locker an ihm hing, jedoch sein etwas breiteres Kreuz gut zur Schau stellte. Seinen Hals zierte ein langer schwarzer Schal. Dazu trug er ebenfalls eine schwarze, enganliegende Jeans und schwarze Sneaker.
Jimin ließ seinen Blick noch einmal über den Körper des Anderen schweifen und blieb an seinem Hintern hängen. In seinem Kopf entstanden sündige Bilder: ob er genauso eng war, wie er aussah? Ob ihn überhaupt schon einmal ein Mann intim berührt hatte? Sein Ziel des Abends war, das herauszufinden. Schnell trat er neben den Anderen und lehnte sich mit seinem linken Ellenbogen auf die Theke 'Noch zwei Kurze für mich und..', er sah den Jungen an '..wie lautet dein Name?'.


Jetzt, zum ersten Mal an diesem Abend, hatte Kookie realisiert, dass er wohl schon etwas länger beobachtet worden war. Was dieser Fremde wollte, konnte er sich nicht erklären. Es war eigenartig. Dieser Typ besaß eine seltsame Aura: einerseits schien er nett zu sein, andererseits strahlte er irgendwas..gefährliches aus. Jungkook war fasziniert. Mit so einem Menschen hatte er selten Bekanntschaft gemacht. Die Neugierde, die in ihm aufstieg, war auch der Grund, weswegen er auf die Frage einging 'Jungkook' sagte er, nachdem er den Braunhaarigen kurz betrachtet hatte. Auf Jimins Gesicht schlich sich ein Lächeln 'und Jungkook. Es freut mich, dich kennen zu lernen.'


'Ganz meinerseits:', erwiderte dieser. Der Barkeeper stellte das Gewünschte auf den Tresen vor ihnen. Jimin nahm sich schnell seinen Drink und kippte ihn ohne zu Zögern hinunter, ehe er sich wieder an sein Gegenüber richtete. Dieser hatte es ihm gleichgetan und ebenfalls zügig sein Glas geleert, woraufhin er jedoch angewidert das Gesicht verzog. Bei dieser Reaktion musste Jimin schmunzeln.
'Dann sag mal Jungkook, was macht so ein gutaussehender junger Mann wie du hier?'
Angesprochener blinzelte ein paar Mal, bevor er zu einer Antwort ansetzte:
'Ich wollte etwas Spaß haben und war noch nie in diesem Club. Da meine Freunde aber keine Zeit hatten, musste ich allein gehen, aber es wäre auch viel zu schade, um diesen Abend nur zu Hause zu verbringen. Und was ist mit dir?'
Jimin sah ihm unverändert in die Augen, als er mit ihm sprach 'Ich suche auch Spaß..' er rückte näher an Jungkook heran, nur um seine Lippen nah an sein Ohr zu bringen und zu flüstern 'und den hätte ich gerne mit dir.' Freudig beobachtete er, wie sich auf der Haut des Schwarzhaarigen eine Gänsehaut ausbreitete. Perfekt. Als er sich zurücklehnte, sah sein Gegenüber ihn aus großen Augen heraus an. Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet.
Doch Jimin ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn er mit einer Abfuhr rechnen musste. Das Spiel kannte er schon, auch wenn er äußerst selten eine bekam. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, setzte Jungkook zu einer Antwort an 'W-was meinst du mit Spaß mit mir?'. Der Braunhaarige musste sich ein Grinsen verkneifen – er schien wirklich noch sehr unschuldig, wenn nicht sogar naiv zu sein. Das reizte Jimin umso mehr. Er lehnte sich lässig an den Tresen, als er mit verführerischer Stimme sagte 'Du und ich in einem Bett. Diese Nacht.'


Nun hatte er verstanden. Jungkook war zwiegespalten: sollte er mit dem hübschen Fremden, den er nur seit ein paar Minuten kannte, mitgehen oder lieber sein Angebot ausschlagen und so schnell, wie es ihm auch nur irgendwie möglich war, das Weite suchen? Normalerweise war er nicht der Typ, der Gefallen an One Night Stands fand, doch dieser Mann vor ihm war auf eine seltsame Art und Weise anders. Er biss sich auf die Lippe. Doch als er in diese braunen Augen sah, die ihn gefährlich musterten und irgendetwas Verruchtes ausstrahlten, aber auch eine gewisse Kindlichkeit, war sein Entschluss gefasst.
'Ähm..gerne.', erwiderte er mit einem schüchternen Lächeln.


Jackpot , dachte Jimin. Er hatte ihn genau da, wo er ihn haben wollte.
'Ok..willst du noch was trinken, bevor wir zu mir aufbrechen?', Gefragter verneinte mit einem Kopfschütteln. Der Braunhaarige lächelte 'Gut, dann auf zu mir.'. Mit diesen Worten drehte er sich um und ging voraus, wissend, dass der Andere ihm auf jeden Fall folgen würde.
Als sie ins Auto steigen wollten, zögerte Jimins Begleitung 'Was ist los? Stimmt etwas nicht?'


Er war sich unsicher. Das hier war seine letzte Chance, umzudrehen. Er hatte erst einmal mit einer Person seines Geschlechts geschlafen. Jimin musste viel mehr Erfahrung als er selbst besitzen und das war ihm unangenehm und verunsicherte ihn. Doch seltsamerweise vertraute er diesem Mann direkt vor ihm. Auch wenn er mit sich haderte. Deshalb folgte er seiner ersten Intention.


'Nein, es ist nichts, wie weit von hier wohnst du entfernt?', erwiderte Jungkook, als er ins Auto stieg. Jimin stieg ebenfalls ins Auto '15 Minuten, höchstens.'.
Er startete den Motor und fuhr los. Die Leuchtreklamen verliehen der Straße ein geisterhaftes Aussehen. Ab und an schielte er unauffällig zu seinem Sitznachbarn rüber. Dieser saß angespannt neben ihm und wippte mit seinem linken Fuß auf und ab. Er war definitiv nervös. Deshalb versuchte Jimin, die Stimmung etwas aufzulockern 'Hast du Lust auf Musik? Was hörst du gerne?', er startete das Radio.
'Ähm..eigentlich alles, was so in den Charts läuft. Aber gerne auch mal Rock oder Metal.'
Jimin zog die Augenbrauen hoch 'Tatsächlich? Was ist deine Lieblingsband?', die Antwort überraschte ihn 'Naja..ich höre ganz gerne Linkin Park.', und diese noch mehr.
'Wirklich? Ich liebe Linkin Park!', er war verblüfft darüber, dass der Schwarzhaarige den gleichen Musikgeschmack wie er besaß.
Jungkook neben ihm drehte sich in seine Richtung und sah ihn mit großen Augen an 'Echt? Das hätte ich jetzt nicht erwartet.', Jimin lachte 'Weswegen nicht?'.
Verlegen blickte er zur Seite 'Naja, du sahst nicht danach aus..'.
Fahrender musste sich wieder ein Schmunzeln verkneifen. Soso, ich sehe also nicht danach aus., dachte er sich. Irgendwie fand er ihn schon süß. Er hatte so etwas an sich, was ihn an einen Welpen erinnerte.
'Gehst du noch zur Schule?', ergriff Jimin nach einer kurzen Pause wieder das Wort.
'J-ja, und was ist mit dir?'
'Nein, ich arbeite schon. Bevor die Frage aufkommt..ich bin Backgroundtänzer und tanze bei diversen Events mit.'
Jungkook verformte seinen Mund zu einem tonlosen O 'Echt? Das ist ja cool! Dann bist du bestimmt gut. Dich würde ich zu gern einmal in Aktion sehen.', die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
Jimin legte den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft 'Ich kann es dir ja irgendwann einmal zeigen, wenn du willst.'
Das dieser beiläufig geäußerte Satz irgendwann einmal Realität werden würde, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen.