Nächstes Treffen/nächste Verwirrung

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Hart knallte sein Kopf auf den Tisch auf. Ihm war zum Heulen zumute: endlich war Dienstag, der Tag, an dem er Jimin wiedersehen würde, und die Hölle, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch als 'Schule' bekannt war, zog sich dahin wie zäher Kaugummi von vor drei Wochen. Die Tatsache, dass die letzten Stunden aus Mathe, seinem absoluten Hassfach bestanden, verbesserte nicht unbedingt sein Zeitgefühl. Und das seine Klassenkameraden seine Verzweiflung mitbekamen, war ihm ziemlich egal. Er wollte nur noch raus aus der Schule. So in Gedanken versunken, bekam er überhaupt nicht mit, wie sein Sitznachbar sich bewegte.
Plötzlich piekste ihn etwas, was ihn zusammenzucken und beinahe vor Schreck Aufquietschen ließ. Panisch blickte er sich um. Taehyung neben ihm hatte ihm seinen Stift in die Rippen gebohrt und bedachte ihn nun mit einem kritischen Blick.
'Man, was ist denn los mit dir? Du wirkst den ganzen Tag heute schon so abwesend. Ist etwas passiert?'
Jungkook ließ seinen Kopf wieder auf den Tisch sinken. Sollte er Taehyung davon erzählen? Er war sein bester Freund, er müsste es verstehen. Aber Jungkook war sich unsicher. Eigentlich gehörte er nicht zu der Gruppe Menschen, die Sex mit Fremden hatte. Und Taehyung genauso wenig. Was, wenn er komplett angewidert wäre? Die Wahrscheinlichkeit war gegeben. Mit solchen Leuten war er selbst auch nicht befreundet und hatte sogar über sie abgelästert. Schlecht, wenn er sich ab jetzt selbst dazu zählen musste.
'Ich erzähle es dir morgen okay? Jetzt ist es gerade ungünstig.'
Sein Freund schien nicht glücklich mit der Antwort, beließ es aber dabei.
Jungkook drehte seinen Kopf so, dass er auf die Uhr, die über der Tür hing, sehen konnte: 12:04 Uhr.
Erleichtert atmete er aus. Noch eine Stunde und er könnte nach Hause und sich für sein Treffen fertig machen. Ab Montag hatte er aufgehört, sich noch weiter den Kopf über Jimin zu zermartern. Entweder es würde gut oder schlecht laufen, wobei er jedoch auf Ersteres hoffte. Bei dem Gedanken blieb ein Lächeln auf seinem Gesicht zurück.


Oben in seinem Zimmer angekommen, schweifte sein Blick noch einmal auf sein Handy. 14:15 Uhr.
Gut, gut., dachte er, Also habe ich noch genügend Zeit, um mich in einen akzeptablen Menschen zu verwandeln.
Ohne Umschweife trat er an seinen Kleiderschrank und öffnete ihn, wobei ihm ein ganzer Schwall Klamotten entgegen fiel und ihn unter sich begraben hätte, wäre er nicht noch im richtigen Moment zur Seite gesprungen. Frustriert besah er sich den Klamottenhaufen, der sich auf dem Fußboden aufgetürmt hatte. Dass er unordentlich war, wusste er. Deswegen hatte er jedes Mal Angst davor, seinen Schrank zu öffnen. Er war wie ein Monster, das nur darauf wartete, nicht nur seine Anziehsachen sondern auch ihn in einem einzigen Mal verschlingen zu können.
Kurz verdrehte er seine Augen, ehe er sich bückte, um annehmbare Klamotten rauszufischen.
Er befürchtete schon, dass diese Odysee nie ein Ende finden würde, bis er eines seiner Lieblingsteile gefunden hatte.
So ging er auch bei den Hosen und Schuhen vor, bis er sich am Ende im Spiegel betrachtete: ein schlichter grauer Pullover samt blauer Jeans mit schwarzen Schuhen.
Er sah wieder auf sein Handy. 14:50 Uhr. Hatte er tatsächlich so lange gebraucht, um ein paar Klamotten rauszusuchen?
Wie auf Knopfdruck klingelte auf einmal sein Handy und der Name von der Person, die für seine flatternden Nerven verantwortlich war, erschien auf dem Display.
Plötzlich machte sich ein flaues Gefühl in seinem Magen bemerkbar und seine Hände begannen zu schwitzen. Verflucht, wieso war er so nervös? Für einen Moment tat er nichts anderes, als das Objekt in seiner Hand anzustarren, bis er einmal tief durchatmete und auf 'Annehmen' drückte.


Die Tage waren für ihn unerträglich gewesen. Immer wieder tauchten Bilder von diesem Jungkook vor seinem geistigen Auge und ihrer gemeinsamen Nacht auf. Sich zu konzentrieren war für ihn zu einer schier nicht zu bewältigenden Herausforderung geworden. Das Tanzen half ihm im Normalfall dabei, den Kopf freizubekommen. Doch jetzt nicht mehr. Immer öfter schlichen sich Fehler in seine Choreos ein und er befürchtete schon, dass er sich alsbald um einen neuen Job bemühen müsste, sollte er sich nicht zusammenreißen können.
Und dann war es Dienstag. Schneller als ein geölter Blitz war er in sein Auto gesprungen und zum vereinbarten Treffpunkt gefahren, vorher hatte er Stunden damit verbracht, ein passendes Outfit zusammenzustellen, welches schlussendlich aus einer schwarzen Lederjacke, einem weißen Hemd und schwarzer Hose samt schwarzen Schuhen bestand, und nun saß er hier, vor Jungkooks Haus in seinem Auto und rief ihn an. Erst als er auflegte, merkte er, wie sehr sein Puls raste. In diesem Moment kam er sich ziemlich albern vor – war er überhaupt schon einmal wegen einem anderen Menschen so aufgeregt gewesen? - und wippte ungeduldig mit seinem Fuß auf und ab. Sekunden kamen ihm auf einmal vor wie Stunden und er hätte schwören können, dass Tage vergangen waren, hätte er nicht im Sekundentakt auf seine Uhr gestarrt.
Dann ging die Tür auf und zum ersten Mal sah er sein Date am Tage und er musste zugeben: dieser Junge sah noch besser aus als er eigentlich schon fand. Doch er wollte sein Gesicht wahren Gott, hör auf zu sabbern Jimin! , mahnte er sich selbst. Trotz dessen konnte er seinen Blick nicht von dem Anderen, der geradewegs auf sein Auto zugelaufen kam, abwenden. Und schneller als er gucken konnte saß der Verursacher für seine erhöhte Herztätigkeit direkt neben ihm und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln.
Als er neben ihm Platz nahm, konnte er wieder seinen Geruch wahrnehmen und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Geruch, dem dieser Jungkook anhaftete, paralysierte ihn und er wollte mehr davon. Mehr von IHM.
'Jimin? Ist alles in Ordnung?'
Sofort war er wieder anwesend. Kurz schüttelte er den Kopf, um die hochkommenden, nicht jugendfreien, Bilder zu vertreiben.
'Ja, ja. Können wir dann?', erfolgreich überspielte er seinen geistigen Aussetzer.
'Von mir aus gerne.'
Er nickte, drückte mit seinem Fuß auf das Gaspedal und fuhr los.


Das Café, in das sie sich begaben, war zwar klein. Dafür hatte es diesen besonderen Charme, oder auch persönliche Note, wie es Jungkook wohl eher beschreiben würde.
Sie hatten sich in eine der Ecken gesetzt – Jimin hatte einen Kaffee, er einen Kakao bestellt. Er würde wohl nie dahinter kommen, weswegen alle dieses Gebräu so toll fanden – er selbst hatte es einmal in seinem Leben probiert, und das hätte er sich, bei diesem Geschmack, auch sparen können.
Die dampfende Tasse vor ihm verströmte einen köstlichen Duft, doch nicht das Getränk vor seiner Nase, sondern die Person, die ihm gegenüber saß nahm seine volle Aufmerksamkeit in Besitz.
Jimin hatte seine Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und sein Kopf ruhte auf seinen Händen, während er Jungkook musterte wie jemanden, der gerade im Begriff war, etwas zu klauen.
Ihm fiel auf einmal das Schlucken schwer. Er konnte sich nicht erklären, warum Jimin ihn mit solch einem Blick bedachte.
'Dann erzähl mal, Jungkook. Was gibt es interessantes über dich zu wissen?'
Er stutze. Diese Frage war eigenartig. Er selbst fand, dass er nicht mehr oder weniger interessant als andere Menschen war. Also was sollte er darauf antworten?
'Es..gibt nichts, was interessant wäre.'
Sein Gegenüber hob seine Augenbraue an 'So? Das glaube ich nicht. Dann frage ich halt anders. Was machst du gern in deiner Freizeit? Was hältst du von der Schule? Wissen deine Freunde, dass du schwul bist?'
Die letzte Frage überraschte ihn. Viele Leute in seinem Umfeld, Taehyung einmal ausgeschlossen, zählten nicht zu der Sorte von Menschen, die man als direkt bezeichnen würde. Doch Jimin schien anders zu sein. Er fragte ihn einfach unverblümt, ob seine Freunde von seiner Orientierung wussten beinahe so, als würde er über so etwas banales wie das Wetter reden. Doch es gefiel ihm.
'Naja also..wenn ich Zeit habe, treffe ich mich mit meinen Freunden oder gehe in die Stadt. Sonst spiele ich gelegentlich Computerspiele oder ich beschäftige mich mit Musik. Schule..um ehrlich zu sein bin ich nicht gerne dort. Es ist mehr Pflicht als Freude. Aber so sieht das wohl jeder in meinem Alter. Und zum letzten..mein bester Freund weiß davon. Der Rest nicht.'
'Und wie kommt's, dass du schwul bist?'
In Windeseile füllten wieder Bilder seinen Kopf. Ihn durchzog ein leichter Schmerz. Erfolgreich konnte er sie verdrängen. Doch jetzt daran erinnert zu werden, riss diese alte Wunde wieder auf.
'Durch einen damaligen Freund und Erfahrungen, die ich mit ihm teile.', er fixierte die Tasse vor sich und seine Hände, die bis eben noch auf seinem Schoß lagen, vergruben sich in den rauen Stoff der Jeans.
'Und du sagst, dass es nichts Interessantes gibt..', hörte er das Gemurmel von der anderen Seite.
'Und wie war das bei dir? Wissen deine Freunde Bescheid?'
Mit seinen Augen sah er in die Jimins. Dieser erwiderte seinen Blick, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, wobei er einen Arm über die Lehne legte und anfing zu sprechen.
'Irgendwie war mir das schon früh klar. Ich bemerkte es, als ich mich des Öfteren dabei ertappte, wie mir bei dem Gedanken, es mit einem Mann zu tun, mehr einer abging als wenn ich an Frauen dachte. Ja, meine Freunde wissen davon. Und sie haben kein Problem damit. Schließlich bin ich immer noch ein – und dieselbe Person.'
Kurzzeitig herrschte Stille und Jungkook musste die ganzen Informationen, die ihm gerade mitgeteilt wurden, verdauen. Jimin schien so selbstsicher zu sein, so, wie er einfach darüber reden konnte. Ein Wesenszug, dem er etwas abgewinnen konnte.
'Und wissen deine Eltern Bescheid?'
'Meine Mutter nicht, Nein. Und zu meinem Vater habe ich keinen Kontakt mehr.'
'Das tut mir Leid.', kam es von Jimin.
'Muss es nicht, er ist selbst Schuld.', er nahm das warme Getränk und führte es an seine Lippen 'Hast du schon viele Männer getroffen?'
'Mhh' ein Lächeln schlich sich auf Jimins Gesicht 'Könnte man so sagen. Was ist mit dir?'
Beinahe augenblicklich wurde ihm die versteckte Anspielung in dem Satz klar und er merkte, wie seine Wangen begannen zu glühen.
'Nein..', äußerte er.
'Das ist schade.', sein Gegenüber lehnte sich im Stuhl vor 'und das kann ich gar nicht verstehen. Würde ich noch auf deine Schule gehen, hätte ich dich schon längst angesprochen.'
Jungkook war der Meinung gewesen, dass seine Wangen schon rot sein mussten. Wenn sie es aber noch nicht waren, dann definitiv jetzt. Dieser Junge sorgte dafür, dass seine Teenagerhormone verrückt spielten.
'Danke..schätze ich?', er versuchte einen vernünftigen Satz zustande zu bringen, woraufhin Jimin ihm nur zuzwinkerte 'Nicht dafür.'


Es vergingen zwei Stunden, bevor sie sich dafür entschieden, wieder aufzubrechen. Zwei wundervolle Stunden, wie Jungkook fand. Sie hatten über immens viele Dinge gesprochen. Nicht nur über das Schwulsein, Nein, auch über ganz alltägliche Dinge und das fand Jungkook toll. Um ehrlich zu sein, hatte er Jimin als Aufreißer angesehen, der nicht mehr im Kopf hatte als die nächste Party und Person, die er abschleppen konnte. Aber seine Auffassung, was so viele Dinge betraf, überraschte Jungkook positiv. Er war tiefsinniger, als er angenommen hatte und das mochte er.
Jimin hatte ihn zurück gefahren und als sie sein zu Hause erreicht hatten, hatte er keine Ahnung, wie er sich von ihm verabschieden sollte. Doch wie sich herausstellte, musste er sich darüber keine Gedanken machen, da Jimin das für ihn übernahm. Schnell hatte er ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt und sich von ihm verabschiedet, woraufhin er, knallrot wie ein Teenagermädchen aus diesen kitschigen Filmen, aus dem Auto gestiegen war.
Jetzt lag er hier auf seinem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte die Decke über sich an. Seine Gedanken ließ er auf Wanderschaft gehen. Es wunderte ihn nicht, dass sie immer wieder zu Jimin fanden. Dieser Mann war für ihn einfach nur unbeschreiblich. Unbeschreiblich wunderschön und faszinierend. Seine Zweifel waren wie weggeblasen, was ihn betraf. Die Frage, ob er etwas mit einem Mann anfangen konnte? Er war sich sicher: Ja, das konnte er.


In dieser Nacht fand Jimin keinen Schlaf. Er hatte die leise Hoffnung gehabt, dass das Interesse für Jungkook vielleicht versiegen würde, würde er ihn besser kennen lernen. Sie wurden zunichte gemacht. Anstatt von ihm loszukommen, wurde sein Verlangen nach ihm nur noch stärker. Er wollte ihn. Und das bereitete ihm Angst. In seinem gesamten Leben hatte er noch nicht so für eine Person gefühlt – und dieses neue Gefühl war für ihn einfach nur befremdlich. Er wollte nicht von einem anderen Menschen abhängig sein. Denn damit verband er Liebe: Sucht. Unbehagen breitete sich in ihm aus, als ihn der Gedanke erfasste, dass jemand Kontrolle über ihn haben könnte. Freiheit war für ihn das höchste Gut und für nichts auf der Welt wollte er es gegen irgendetwas anderes eintauschen. Auch Zweifel in Bezug auf ihn selbst plagten ihn: konnte er wirklich einen anderen außer sich selbst lieben?
Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er diesem Jungen bereits mit Haut und Haaren verfallen war.


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Die restliche Woche hatten sie nicht miteinander geschrieben. Jimin brauchte Zeit – Zeit um darüber nachzudenken, was er eigentlich wollte. Vorher war er der Meinung gewesen, dass er kein Beziehungsmensch war. Diese Ansicht musste er nun jedoch grundlegend neu überdenken.
In den 20 Jahren, in denen er auf dieser Erde wandelte, stand ihm nie der Sinn nach etwas Beständigem wie eine Beziehung. Es gab halt keinen Menschen, mit dem er eine Verbindung eingehen wollte. Warum also gerade jetzt? Mit Jungkook? Er war ratlos. So etwas wie Gefühle kannte er vorher nicht, jedenfalls keine, wenn es um Liebe ging.
Er überlegte, ob er sich zurückziehen sollte. Zurück von Jungkook. Doch konnte er das noch? Er raufte sich die Haare. Zum Teufel, was tust du mit mir? Ob sowas einer seiner Freunde schon einmal durchgemacht hatte? Er wühlte in seinem Kopf nach verwertbaren Informationen. Namjoon hatte einmal in der Highschool eine Beziehung mit einem Mädchen gehabt – Yoongi hatte nie von einer berichtet. Beide waren momentan Single und zu stören schien es sie nicht. Also fielen sie dann wohl doch weg. Hätte er vor einer Wand und nicht auf seiner Couch gesessen, hätte er seinen Kopf wahrscheinlich aus Frust mehrfach dagegen geschlagen. Ihm gingen die Möglichkeiten aus. Was blieb ihm noch?
Was er danach unternahm, würde er höchstwahrscheinlich nie jemandem erzählen. Er lief in sein Zimmer, holte seinen Laptop von dem hölzernen Schreibtisch, der vor dem Fenster stand und ging mit ihm in die Küche, wo er ihn auf dem Esstisch platzierte. Mit einem Kaffee bewaffnet setzte er sich vor ihn und ließ seine Fingerknöchel knacken 'Ok Park Jimin, es gibt jetzt nur noch eines, was dir helfen kann – das allmächtige Internet'.
Nach vielen Stunden des Googelns von den unmöglichsten Begrifflichkeiten und ausgefallensten Satzkonstruktionen nahm er die Finger von der Tastatur, klappte den Laptop zu und saß still vor dem Gerät.
Die Erkenntnis, zu der er kam, hätte konkreter nicht sein können:'Ok..ich bin am Arsch.'


Mit jedem neuen Tag der anbrach, nahm seine innere Unruhe zu. In einem so gleichmäßigen Rhythmus, dass selbst Tänzer neidisch geworden wären, checkte Jungkook seine Nachrichten, immer in der Hoffnung, eine von IHM erhalten zu haben. Vergebens. Ursprünglich dachte er, dass das Treffen gut verlaufen war. Offensichtlich sah Jimin das nicht so. Jungkook wollte es nicht wahrhaben – war er doch so langweilig für den Anderen? Oder unattraktiv? Oder gar – im Worst Case – beides? Er war sogar schon dazu bereit, freiwillig seinen Monsterschrank zu betreten und nie wieder das Tageslicht zu erblicken. Aber seine Mutter hätte ihn mit einem Pantoffel durch die Wohnung gejagt, würde er nicht mehr die Schule aufsuchen – und ja, das hatte sie schon einmal getan, als er keine Lust hatte und eine Erkältung vortäuschte - also war das schon mal keine Option.
Nichtsdestotrotz wollte er nicht, dass seine Freunde von seiner heiklen Situation Wind bekamen. Gott, was hätte er sich nur anhören müssen? Dass er selbst daran Schuld war, das ihm jetzt sowas widerfuhr? Nie in seinem gesamten Leben hätte er es vor ihnen kundgetan. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.


'Taehyung gib das wieder her!'
'Nichts da Jungkook, ich sehe doch, das es dir schlecht geht und ich will wissen, wieso.'
'Du kannst mir doch nicht einfach mein Handy wegnehmen!'
'Du siehst doch, das ich das kann. Und jetzt lass mich lesen.'
'Nein! Niemals!'
Jungkook hechtete über seinen Tisch im Klassenzimmer, um Taehyung davon abzuhalten. Doch dieser war nicht dumm, auch wenn sein Notendurchschnitt etwas anderes vermuten ließ. Schneller als der Schall hatte der Orangehaarige auf dem Absatz kehrt gemacht und rannte aus dem Raum, wobei er bald in eine Gruppe Mädchen knallte, die wieder zum bevorstehenden Unterricht kamen, aber er wäre nicht Taehyung, wenn ihn so eine Kleinigkeit aufgehalten hätte. Also preschte er durch den Haufen, wobei er ein paar auf den Boden liegende und fluchende Mädchen zurückließ und lief Richtung Jungentoilette, dicht gefolgt von Jungkook. Er riss die Tür zu den Toiletten auf und lief in eine der Kabinen, die er hinter sich verschloss. Jungkook kam mit einem Quietschen vor ihr zum Stehen und schlug gegen die Tür 'Taehyung mach sofort auf!'
Der dachte jedoch gar nicht daran 'Gleich, gleich, warte.'
Jungkook gab weitere Versuche auf und ließ sich mit dem Rücken an der Tür herab sinken. Taehyung war stur. Wenn er etwas wollte, könnte sich sogar die Hölle selbst auftun und er würde weitermachen.
Er wusste, er würde ein riesiges Problem haben, wenn sein Freund den Chat mit Jimin fand.
Nach ein paar Augenblicken ging dann die Tür auf. Jungkook wäre beinahe nach hinten gekippt, konnte aber noch rechtzeitig reagieren und sprang auf, um daraufhin in ein ausdrucksloses Gesicht zu blicken.
'Wer ist Jimin?'
Oh Mist.
'Ein..Freund.'
'Ein Freund also aha? Hattest du deswegen letztens so gegrinst, als du dein Handy in der Hand gehalten hast? Weil du mit diesem 'Freund' – Jimin – geschrieben hattest? Und was meintest du mit dein Hintern schmerzt?'
'Ja, also, ich-'
'Woah warte mal. Hast du etwa mit ihm Sex gehabt?'
'Was, Nein wie kommst du darauf?!', entfuhr es ihm seiner Meinung nach in einer viel zu panischen Stimme und er blickte sich ängstlich in den Toiletten um, um zu sehen, ob es irgendjemand mitbekommen hatte, was Taehyung soeben über die Lippen gekommen war, doch sie waren allein.
'Ach komm, lüg mich nicht an Jungkook, ich kann dir das genau ansehen! Also was läuft da zwischen diesem Jimin und dir?', sein Freund hatte die Arme vor der Brust verschränkt und seinen Mund zu einer dünnen Linie verzogen. Abwartend sah er ihn an.
Oh Nein, das ist nicht gut.
'Taehyung ich..', er unterbrach sich und fuhr sich durch die dunklen Haare. Sein Mund fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an und er leckte sich über die Lippen, um wenigstens sie etwas zu befeuchten.
'Ja. Wir haben miteinander geschlafen.', zu seiner eigenen Überraschung klang seine Stimme ziemlich fest.
Die Augen des Orangehaarigen nahmen eine überdimensionale Größe an und für einen Moment rechnete Jungkook damit, dass sie ihm aus dem Kopf fallen würden.
'Wow..wieso hätte ich mir das nicht denken können?', sein Freund blickte ihn nachdenklich an und senkte seine Arme.
'Geht er auf unsere Schule? Oder wo hast du ihn kennen gelernt?'
Kurz dachte Jungkook darüber nach, ihm nicht einfach eine Lügengeschichte aufzutischen, verwarf den Einfall jedoch schnell wieder. Er war sein bester Freund. Welchen Grund hatte er, ihn anzulügen?
'Nein, geht er nicht. Kannst du dich noch an den Freitag erinnern, an dem ich unbedingt in diese Discothek wollte?'
Taehyung nickte langsam.
'Da habe ich ihn getroffen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich jemand ansprechen würde, und schon gar nicht so ein Typ wie er. Er hatte mir schnell mitgeteilt, weswegen er dort war. Und..du kennst mich Taehyung..ich tue so etwas normalerweise nicht. One Night Stands haben. Doch dieser Jimin war so anders. Ich war sofort von ihm gefesselt. Und dann bin ich mit ihm mitgegangen..'
Jungkook war es unangenehm, darüber zu berichten. Er offenbarte seine Sexgeschichten nicht laut der Welt. Einmal davon abgesehen, dass er eher Sex mit sich selbst als mit anderen hatte, aber das war eine andere Geschichte.
'Verstehe..naja, was du machst geht mich schlussendlich nichts an, aber sei vorsichtig. Ich will nicht, dass er dir wehtut. Und das macht er doch gerade, oder?'
Er benötigte einen Moment um zu Schalten, bevor er wusste, was der Orangehaarige meinte.
'Taehyung da-', plötzlich vibrierte Jungkooks Handy, welches sein Freund noch immer in seiner Hand hielt, und Taehyung blickte auf den Bildschirm.
'Ok..das kommt jetzt unerwartet.'

Love is love..no matter who you loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt