Brighter than Hellfire

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" V8 ist der Sieger!" Die Stimme des Richters hallte noch immer in seinem Kopf wieder, wie ein Echo dass aus einer Höhle erschallt, wenn man hineinruft.
Hell GTI stand am Geländer der Galerie und schaute auf das Barakuda Hauptquartier hinunter, dass vom Mondschein, der durch das Dachfenster fiel, in bläuliches Licht getaucht wurde. Die letzten Minuten des Rennens gegen die V8-ler liefen wieder und wieder vor seinem inneren Auge ab. Und während er das alles Revue passieren ließ keimte in ihm eine heiße Wut auf. Auf David, Robin, Kiki, auf Weber weil er zu viel auf einmal gewollt hatte...aber vor allem auf sich selbst. Er schämte sich furchtbar, weil er verloren hatte. Weil er nicht schnell genug gewesen war. Doch nächstes Mal würde er es ihnen schon zeigen. Er würde es allen beweisen.
Das Knarren der Badezimmertür riss Hell aus seinen Gedanken. Er schaute über die Schulter und sah Liv, die die Klinke der Tür losließ, ein Glas Wasser in der Hand. Sie schien ihn erst jetzt zu bemerken und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

Hell fühlte sich in die Nacht vor dem finalen Rennen zurück versetzt. Als sie sich an ihn geschmiegt hatte und er erinnerte sich an seinen Arm, der über ihrer Schulter lag. In dieser Nacht hatte der gesamte Barakuda Rennstall vor dem Haus der Micheles ausgeharrt. Sie hatten begierig auf Informationen gehofft und dem Wind gelauscht, der kalt und frisch um ihre Ohren wehte. Doch Liv, die in seinen Armen lag, hatte wohlige Wärme ausgestrahlt. Der Wind hatte die Kinderstimmen aus dem Baumhausanbau zu ihnen getragen, nur leider waren diese ohne jegliche Infos die nützlich gewesen wären. Solche, von denen sie nicht schon längst wussten, solche die sie in irgendeiner Form gegen die V8-ler hätten verwenden können. Stattdessen hatten sie mitbekommen wie die beiden Jungs, Robin und David über Sterne gefaselt hatten und über diese Kiki, von der Hell nur wusste, dass sie auch im Süden lebte.
Davids Schwester, Luca, die immer in diesem albernen Kostüm herum lief hatte die Plapperei über Mädchen dann irgendwann gereicht und sie hatte ein Kissen nach ihrem Bruder und dem Schnösel geworfen, dieses hatte sein eigentliches Ziel verfehlt und war somit in hohem Bogen aus dem Fenster geflogen.
" Awww...", hatte Liv geschwärmt und sich an ihn gelehnt. '' Sind die nicht süß? '' Völlig fassungslos hatte Hell GTI, dessen Arm noch immer auf ihrer Schulter lag, aufgeschaut. Wie konnte man sowas nur 'süß' finden?!

Doch jetzt, da sie zögernd auf ihn zu schlenderte, nicht sicher ob er lieber allein sein wollte, da schien dem sonst so coolen Fahrer langsam zu dämmern, was dieses Wort wirklich bedeutete. Als die Brünette ins Licht trat, erkannte Hell das weiße T-Shirt, auf dem eines der Barakuda Symbole prangte: Das Profil eines Kerls, dessen Irokese einer Fischfinne gleichte. Es sah aus, als wäre es auf den Stoff gestempelt worden, mit einem ungleichmäßig dicken Kreis umrundet und in der Farbe von roten Korallen.
" Na kannst du auch nicht schlafen? " fragte Liv, während sie ihre Unterarme auf dem Metallgeländer ablegte. Das Wasser des Glases in ihrer Hand schwabbte dabei leicht hin und her.
" Nein...", sagte Hell gedehnt und wandte den Blick wieder von ihr ab, " Sie waren die ersten die uns seit so langer Zeit geschlagen haben." Natürlich wusste sie wovon er redete. Immerhin war ihre Niederlage erst wenige Stunden her.
Verschmitzt lächelnd hob Liv eine Augenbraue und stellte das Wasserglas ab. " Hat der Champ etwa Angst vor ner kleinen Pechsträhne? Das nächste Rennen ist in einer Woche, das packst du locker! "

Ja, das nächste Rennen. Das, dass Naik I. organisiert hatte. Das, dass sie gewinnen mussten, um weiterhin ihren Traum zu verfolgen, den Traum in die Burg zu kommen.

Hell erinnerte sich noch ganz genau an das beschämende Gefühl, dass er verspürt hatte als er vor Naik I. Dadidas protzigen Promotertisch in dessen Büro gesessen hatte. Sein eigenes Spiegelbild hatte ihn aus der Glasfläche des Tisches heraus vorwurfsvoll gemustert. Naik I. hatte seine blitzsauberen Sneaker mit den roten Sohlen, die er überschlagen auf einem der überall um sich drapierten Zettelstapel abgelegt hatte, vom Tisch geschwungen.
" Das kann doch nicht dein Ernst sein? " Die gebräunte Hand, die aus dem Fellmantelärmel guckte war knallend auf der Tischfläche gelandet. " Du hast dich nicht nur von Weber überholen lassen, sondern auch von diesem Amateur...'' Er meinte David. David, der erst seit einigen Tagen ernsthaft Rennen fuhr und der trotzdem schneller gewesen war. " Verdammt, ich dachte du willst Profi werden! " Hell GTI wollte zu einer Antwort ansetzen, von diesem möchtegern Business Manager lies er sich doch nichts gefallen! Doch in genau dem Moment klingelte ein Handy und Naiki hob entschuldigend den Zeigefinger, ehe er nach seinem Mobiltelefon griff und auf den grünen Hörer drückte. " Naik I. Dadidas, Promoter der Barakudas. " , meldete er sich und lauschte dann der metallenen Rauschestimme, die Hell aus dem Handy kommen hörte. Plötzlich formte sich ein Lächeln in Dadidas' Gesicht, dass bis vorhin noch zornig verzogen gewesen war. " Fantastisch!...Nächste Woche? " wiederholte er die Worte seines Gesprächspartners. Anscheinend handelte es sich um einen seiner Informanten, die überall im Süden verteilt waren.
'' Okay, danke. '' Dann legte er auf und Naik I. stemmte sich mit seinen Armen vor Hell auf den Tisch. '' Vier neue Kids wurden erwählt! Laut den Münzen ist das Datum auf nächste Woche festgelegt. Weißt du was das bedeutet?'' Bei Michael Schumacher! Natürlich wusste er das.
'' Ein neues Rennen. '' stellte Hell fest, während in ihm die Hoffnung wuchs.
'' Eine neue Chance. '', bestätigte Dadidas nickend, '' Wir bekommen vielleicht die eine noch fehlende Münze! ''
Von Vorfreude gepackt, erhob sich der Fahrer der Barakudas von seinem Stuhl. '' Ich sag' Galileo bescheid. '' Er marschierte zur Tür, die ins Wohnzimmer des offenen Hauptquartiers führte, und riss sie auf. Hell wollte in die Werkstatt des Mechaniker Genies, eine Fabrikloft-Etage tiefer. An Weber dachte er dabei überhaupt nicht. Begeistert sah er sich schon die letzte Münze in den Ritzel seiner großen Gürtelschnalle stecken, war komplett in Gedanken versunken. Und weil er das war, sah er Lotta nicht. Lotta, die ebenfalls nicht aufpasste und desshalb mit ihm zusammenstieß.
'' Sorry...'', sagte sie fahrig und beachtete ihn dabei nicht wirklich. Was soll denn das?, fragte sich Hell verwirrt. Sonst war sie seinem Charme und guten Aussehen ja auch erlegen. Doch als er mit seinem Blick dem Mädchen folgte, das in das Zimmer spazierte aus dem er gerade gekommen war, da hatte er seine Antwort. Denn dann sah er wie Naik I. Dadidas aufschaute. Seine Augen fuhren an Lotta auf und ab, von den dunklen in alle Richtungen wild abstehenden Haaren, bis zum Minirock und den Shorts in ochsenblutrot und der Ausdruck auf dem Gesicht des Promoters wurde ganz weich. Allerdings sah er nicht was passierte, nachdem das Barakudabiest um den Tisch herumstolziert war, denn dann ging die Tür des Büros mit der selben Wucht mit der sie aufgestoßen worden war, wieder zu und versperrte dem Hellboy so die Sicht. Aber das machte nichts. Da er keinen von beiden reden hörte, konnte er sich schon denken was die zwei machten.
Hell interessierte das jedoch wenig. Alles an das er dachte, war das bevorstehende Ziel: die letzte Münze, sein Schlüssel zur Burg.

Burning brighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt