„Hey heeeyy." staunte Weber. Er hatte das Dachperiskop ausgefahren, guckte durch den Sucher und hatte anscheinend etwas erspäht, was seine Aufmerksamkeit weckte. „Na sieh' sich das mal einer an."
Die Tür von Naikis Büro flog auf und der Promoter kam herausgestürmt, einen alarmierten Ausdruck auf dem Gesicht. Lotta stolperte hinterher, bemüht ihren Rock zurecht zu rücken. Als Dadidas auffiel, dass er vergessen hatte sein T- Shirt wieder über zu werfen, zog er sich den Mantel, den er geistesabwesend im gehen übergestreift hatte, über der nackten Brust zusammen. Da Galileo gerade nach dem Periskop griff und Webers Aufmerksamkeit immer noch seiner Entdeckung galt, fiel es jedoch keinem von beiden direkt auf.
„Was ist denn los?", fragte er nach Luft ringend, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.Desinteressiert zuckte Da Vinci die Achseln, dann drehte er Naiki den Periskopgriff zu. „Meiner Meinung nach nichts Nennenswertes."
„Du solltest doch nach unseren Gegnern Ausschau halten!" Der Promoter stutzte, nachdem er gesehen hatte, was Weber für so skandalös hielt. „Das geht uns nichts an. Außerdem sollten wir uns auf unsere Arbeiten und das bevorstehende Rennen fokussieren."
„Du musst bei deiner Arbeit ja auch sehr fokussiert sein..." Webers Blick schweifte über Naikis unverdeckte Bauchmuskeln, die so definiert waren, als seien sie in Stein gemeißelt. Nicht, dass er ihn noch nie ohne T shirt gesehen hätte, denn immerhin schämte Naik sich nicht gerade für seinen Körper.
„Ja.", bestätigte er, überging dabei die Ironie in Webers Aussage geflissentlich und verschränkte wichtigtuerisch die Arme vor der Brust. „Das sind Rechnungen, Belege, Beschaffungsbilanzen..." Auch wenn er die Anspielung aufgeschnappt hatte, war er nicht gewillt auf diese einzugehen. Er meint wahrscheinlich Dinge, von denen du keine Ahnung hast, dachte Weber beschämt. Lotta sah, dass er nach Worten suchte, also fasste sie das Gefasel mit einer ausschweifenden Handbewegung zusammen: „ Papierkram halt. "
Dadidas nickte. „ Papierkram. " Und damit war das Thema, auf das Weber eingehen wollte, vom Tisch.„Und wir beide? Sind wir Freunde?" Hell räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. Denn eigentlich wusste er auf diese Frage keine Antwort. Zumindest noch nicht ganz. Während Liv abwartete was er sagen würde, zerrte ein Windstoß an ihren braunen Haaren, die im Licht der aufgehenden Sonne schimmerten. Ihm fiel wieder auf, wie gefasst sie doch wirkte und das es die ganze Zeit auf ihn abgefärbt hatte, sodass er völlig entspannt gewesen war.
Bis sie ihm diese Frage gestellt hatte.Ich...
„Argh Mist.", ertönte es plötzlich von unten. „Die Schuhe waren neu!"
Naik I. Dadidas. Unverkennlich. Wer sonst machte so einen Hehl aus einem Paar blöder Sneaker?...bin sowas von erledigt.
Beide reckten verwundert ihre Köpfe in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Vielleicht hätten sie den Haufen, der von dem zersprungenen Glas noch übrig war - und der noch immer unberührt unten auf dem Boden lag - vielleicht hätten sie ihn ja doch besser weggeräumt bevor er und Liv sich aus dem Staub gemacht hatten. Andererseits hatte er gerade Besseres zu tun, als sich um solche Lappalien Gedanken zu machen. Erneut fiel sein Blick auf Liv, die neben ihm lag und überrascht zum Fenster schaute.
Er hatte definitiv Besseres zu tun.
Hier liegen zu bleiben und statt dem Sonnenaufgang einfach etwas anderes betrachten zu können hätte sicherlich dazu gehört...Hätten die immer lauter werdenden Stimmen, die aus der Wohnung zu ihnen beiden hinauf drangen sie nicht dazu gebracht sich unfreiwillig aufzurappeln und nachzusehen, was da unten vor sich ging.
Na super, dachte Hell, jetzt sind alle wach.
Von einem auf den anderen Moment war das, was er hatte sagen wollen, die Wörter die zwischen ihm und ihr in der Luft hingen, verweht. Ebenso, wie das warme beruhigende Gefühl, dass er bis vorhin verspürt hatte, denn das wurde vom Lärm verdrängt.
Komischerweise hörte sich dieser nach Streit an.
„Glaubst du sie sind aufgeflogen?", fragte Hell und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während sie sich in Bewegung setzten.Näher kommende Stimmen und Schritte ließen die Gruppe aufhorchen. Über ihren Köpfen erschienen die zwei noch fehlenden Mitglieder des Rennstalls, beide komplett in ihre Unterhaltung vertieft.
„Ist das dein ernst?", fragte Liv lachend.
„Absolut. Auch wenn ich sonst immer Sprüche klopfe - die wie du weißt ziemlich witzig sind... " Hell kletterte die Metalleiter hinunter und seine schweren Stiefel brachten die Dielen zum knarren, als er die letzten zwei Sprossen übersprung und dann lautstark auf der zweiten Etage aufkam. Er richtete sich auf und reichte seiner Begleiterin die Hand, um ihr hinunter zu helfen.
Doch diese schlug sie mit einer lässigen Bewegung zur Seite. Da wollte man einmal zuvorkommend sein...
Das Barakudabiest kletterte geschickt nach ihm nach unten. „Seit wann...." Aber der Konter blieb ihr im Halse stecken.
Der Fahrer schaute auf, als er ebenfalls die vier Augenpaare auf sich spürte. Das Lächeln, dass er eben noch im Gesicht gehabt hatte, verschwand genauso wie das von Liv, im selben Moment, in dem auch die anderen verstummten.
Dadidas saß auf dem metallenen Geländer der Galerie, seinen Fuß auf dem Knie abgelegt und prokelte aus der roten Sohle seines Schuhs eine Scherbe. Diese fiel mit einem Pling zu Boden, dass in der bedrückenden Stille zehn Mal so Laut erschien.
Bevor einer von ihnen den Mund auch nur aufmachen konnte blaffte er: „Ich denke wir haben zu tun." Seine Worte waren an alle gerichtet, aber er starrte direkt auf den Champ und der schluckte.
Mit einem Mal machte sich jeder auf, um seine Tätigkeiten aufzugreifen. Galileo sah offenbar seine Gelegenheit und packte Weber bei den Schultern. „Da unten wartet noch was auf dich."
„Oh nee... ", beschwerte sich dieser und verzog das Gesicht, weil er ganz genau wusste, was ihm blühte. Da Vinci tätschelte ohne einen Funken Mitleid seine Schulter, dann schob er ihn auf die Treppe zu, die in seine Werkstatt führte. „Oh doch."
Naik starrte Hell noch immer an und sein Blick, der ihn so spitz traf wie Nägel, ließ ihn erstarren, als hätten diese ihn am Fußboden festgenagelt. Mit einem Blinzeln riss er sich davon los. Hell machte kehrt, ging in Richtung Küche, stand aber auf einmal vor Liv. Sekundenschnell erkannte diese, was er machen wollte und wedelte mit den Händen, um ihn fort zu scheuchen.
„Geh", sagte sie. „Ich mach das schon." Erst war sie mir so nahe und jetzt will sie, dass ich weggehe? schoss es Hell durch den Kopf, verscheuchte den Gedanken jedoch schnell wieder.
„Sicher?", fragte er. Sonst war sie ja auch alles andere als hilfsbereit.
„Hey, ich riskiere hier meine hübschen noch heilen Hände für dich. Also frag nochmal und ich überlegs mir. Dann darfst du die Sauerei gern weg machen."
Resigniert gab Hell sich geschlagen und hob abwehrend die Hände. „Nagut, okay." Während er den Weg ins Wohnzimmer einschlug, schaute er nochmal über die Schulter „Vermiss mich nicht zu sehr."
Liv schnaubte. „Wovon träumst du nachts?" Doch als Hell sich wieder nach vorn wandte, war er sich ganz sicher, dass sie gegrinst hatte.
DU LIEST GERADE
Burning brighter
FanfictionFür Hell GTI gab es keine Freundschaft - unter keinen Umständen und ohne Ausnahme! Niemand hatte es geschafft diese Weltanschauung zu ändern, bis jetzt.