Den ganzen Sonntag war ich 'Zuhause'. Ich räumte mein Zimmer ein und Ali half mir. Da ich einen Jetlag hatte, habe ich auch sehr lange geschlafen.
Aber heute war Montag. Heute sollte ich in die neue Schule. In meiner alten Schule war ich nur das Mädchen mit dem toten Vater. Aber nicht nur mit dem toten Vater, sondern das Mädchen mit dem Alkoholiker, psychisch gestörten, Suizid gefährdeten, toten Vater. Ja, auch mein Vater war an einem Selbstmord gestorben. Viele an der Schule dachten, ich wäre so wie er. Er war mein Vater, ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich erinnere mich gerne zurück an die Zeit als mein Vater 'normal' war. Meine Welt war 'perfekt'. Und dann begann sie zu bröckeln. Sie fiel auseinander. Sie war lange nicht mehr perfekt. Mein Vater war liebevoll und mit meiner Mutter glücklich. Ich hatte ein schönes Leben, es war einfach. Ich war glücklich, weil mein Vater und meine Mutter glücklich waren. Ich vermisste diese Zeit.
Ich bin mit Cam in die Schule gefahren. Als wir ausstiegen verabschiedete er sich mit einer Umarmung von mir. "Wenn irgendwas ist, komm zu mir. Du brauchst nur jemanden fragen wo ich bin, die werden dir das schon sagen. In der Pause setz dich zu uns." Er lächelte. Ich dankte ihm und er ging zu seinen Freunden. In dem Moment kam Ali mit ihrem Auto auf den Parkplatz gefahren. Sie ist in einem anderen Auto gekommen, weil Cam früher Schluss als Ali und ich hat. Ich wartete auf sie. Sie hakte sich bei mir unter. Ihr Outfit war makellos. Sie trug ein geblümtes Kleid und ihre dunklen Haare waren leicht gelockt. Ich dagegen trug eine kurze Jogginghose und ein weißes Croptop. Meine blonden Haare habe ich zu einem Messybun gebunden. Hier in Atlanta war es sehr warm. Es war zwar noch September, aber in Berlin wäre es schon langsam kälter geworden.
Wir gingen Richtung Eingang. Ich bekam die ganzen Blicke der anderen Schüler auf mir mit, aber tat so als würde ich sie gar nicht mit bekommen. Ali führte mich zu dem Sekretariat und ging los in ihren Biologiekurs. Ich klopfte an. "Herein." Dann trat ich ein und die Sekretärin blickte genervt zu mir hoch, doch als sie bemerkte, dass ich neu war, lächelte sie. "Ivey Caldwell?" Ich nickte. "Hier ist dein Stundenplan. Als erstes hast du Deutsch im Raum von Frau Marin." Da ich ja in Deutschland aufgewachsen war, wird Deutsch für mich keine Schwierigkeit darstellen. Und da mich meine Mutter als Halbamerikanerin zweisprachig aufgezogen hat, ist es für mich auch nicht schwer in einer amerikanischen Schule zu lernen. "Danke. Ich habe eine Frage. Wo sind meine Bücher, muss ich sie mir irgendwo abholen? Und habe ich einen Spind?" "Oh ja, das hätte ich fast vergessen. Deine Bücher kannst du dir jetzt in der Bibliothek abholen. Und deine Spindnummer steht auf deinem Stundenplan", sagte sie freundlich. Ich lächelte ihr dankend zu. "Der nächste Schüler der eintritt, wird dich dann zu der Bibliothek führen. Da hier alle fünf Minuten jemand reinkommt, wird das kein Problem sein." Sie zwinkerte. Eine Minute später klopfte es. Sie sah mich wissend an. "Herein" "Hallo, Frau Zacadelli ich sollte ihnen die Liste für die Kandidaten der Schulsprecherwahl bringen", sprach das schüchterne Mädchen. " Ach, danke. Kannst du mir noch einen Gefallen tun? Könntest du Ivey Caldwell zur Bibliothek bringen?" Das Mädchen nickte. Ich folgte ihr raus aus dem Flur. Sie ging neben mir her. "Können wir danach noch zu meinem Spind gehen?", fragte ich sie. Sie antwortete leise mit einem 'ja'. Als wir dann den langen Weg zur Bibliothek hinter uns hatten, blieb sie an dem Eingang stehen. Ich lief zur Bibliothekarin und fragte nach meinen Büchern. "So, das waren dann alle. Falls irgendeins fehlen sollte, komm nochmal vorbei", sagte sich als sie mir die Bücher übergab.
Ich ging zu dem Mädchen, welches schon die Tür aufhielt. "Wie heißt du?", fragte ich sie nach dem wir wieder auf dem Flur waren. "Ella." "Schöner Name." "Danke, wie ist deine Spinndummer?" Ich sah auf den Zettel, welches sich sehr schwierig herausstellte mit den vielen Büchern im Arm. "86287" Ella bog in einen Nebenflur ab und ich folgte ihr. Dort stand eine Horde von Jungs. "Ähm... die Jungs stehen vor deinem Spind. Ich muss jetzt zum Unterricht... Ciao...", sagte sie noch und verschwand. Das kann ja was werden...
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The moon and the sun
HumorEine Außenseiterin zieht aufgrund des Todes ihrer Mutter nach Amerika zu ihrer Tante. Dort landet sie auf der High School und ein ganz anderes Leben erwartet sie dort. Textausschnitt Aber wie man so schön sagt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet si...