Kapitel 91

1.8K 110 21
                                    

Justins Sicht:

Mein Herz begann zu Bluten. Diese Worte von Amélie hatten mir einen Pfahl ins Herz gerammt. Völlig entgeistert starrte ich ihr in die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. Ich fuhr mir durch die Haare, die inzwischen schon wieder sehr lang waren und versuchte ihre Worte irgendwie anders zu deuten. Doch es gab nur eine einzige Bedeutung für das, was sie gesagt hatte und diese Bedeutung wollte ich nicht wahrhaben.

„Wie kannst du sowas sagen? Amélie, bitte brich mir jetzt nicht das Herz", flüsterte ich flehend. Amélies Gesicht war tränenüberströmt, doch dieses Mal tröstete ich sie nicht. Ich nahm sie nicht in den Arm, weil sie es nicht verdient hatte.

„Ich kann das nicht, Justin! Ein Baby... fuck, das habe ich nicht geplant!", sagte sie verzweifelt. Ich legte meine Hand auf ihren Bauch und strich liebevoll drüber, um ihr zu zeigen wie viel mir das Baby bedeutete.
„Das haben wir Beide nicht geplant, aber es ist passiert. Wir Beide wollen einen Neuanfang starten und was passt da besser zu, als noch ein Kind? Amélie, ich liebe dich und ich will dieses Kind mit dir großziehen. Dann sind wir eine noch größere Familie. Genau das wollten wir doch immer!", murmelte ich, in der Hoffnung sie umzustimmen. Doch Amélie weinte immer noch und schien gar nicht mehr aufzuhören.

„Aber nicht jetzt! In drei Wochen beginnt die Europatour! Wenn ich dieses Baby behalte, muss ich in ein paar Monaten die Tour abbrechen."

„Amélie, das ist doch jetzt wohl das kleinste Problem?! Niemand wird dir böse sein, wenn du auf die Gesundheit unseres ungeborenen Kindes achtest und die Tour in ein paar Monaten abbrichst. Niemand!", schrie ich ein bisschen zu laut. Amélie zuckte zusammen und schaute auf dem Fenster. Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die Haare.

„Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal durchmachen kann. Du weißt wie riskant die Schwangerschaft mit Joy verlaufen ist und..."

Wir redeten nicht oft über dieses Thema, weil Joy trotz allem kerngesund zur Welt gekommen war, aber die Schwangerschaft lief wirklich nicht gut. Amélie hatte mit Krämpfen zu tun gehabt, mit starker Übelkeit und Blutungen. Zweimal war es so schlimm gewesen, dass Amélie ins Krankenhaus musste und wir dachten sie hätte eine erneute Fehlgeburt. Es war ein Wunder, dass unsere kleine Prinzessin gesund und munter zur Welt gekommen war.

„Joy ist gesund, Amélie. Egal was in den neun Monaten passiert ist, du hast eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Ich weiß, du hast Angst, aber es ist verdammt egoistisch von dir aus Angst dieses Baby abtreiben zu wollen!", sagte ich wütend. Amélie fasste sich wieder an ihren Unterleib und schluckte laut hörbar.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich..."

Ich stand vom Stuhl auf und starrte Amélie verständnislos an.

„Das ist unser Baby, Amélie! Ich kann nicht glauben, dass du es abtreiben lassen willst!"

Mit diesen Worten und tränenüberströmt verließ ich das Zimmer und schnappte mir Mikey.

„Bring mich zu meiner Mum."

Ich wollte meine Kinder abholen, ich wollte mit Ihnen nach Hause - zu Amélie nach Hause - und musste mir dort irgendwas ausdenken wie ich Amélie überzeugen konnte, dieses Baby zu behalten und eine noch größere Familie mit mir zu gründen.

Wenig später klingelte ich bei meiner Mutter und Scooter öffnete mir die Tür. Er hielt meine kleine Halbschwester auf dem Arm, die sofort die Arme nach mir ausstreckte.

„Jussyyy!", schrie Julie aufgeregt. Ich nahm sie Scooter ab und hauchte ihr ein Küsschen auf die Wange.

„Wo sind meine Kleinen?", fragte ich Scooter leise. Er führte mich zum Wohnzimmer und zeigte hinaus in den Garten, wo meine Mum mit meinen Kindern Fußball spielte. Es rührte mich immer ein bisschen zu Tränen, wenn ich die Zwei so glücklich und unbeschwert sah. Vor allem liebten sie die Natur und verbrachten fast den ganzen Tag draußen. Im Garten bekamen sie nichts von der Berühmtheit ihrer Eltern mit und das machte mich so unfassbar glücklich.

Life is like a book. (LILAD #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt