Vergangenheit Part II

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Sharleen Pov.:

Ein ganz normaler Morgen wie immer. Mutter und Vater sind arbeiten und Hayley tut  das was sie möchte. Eines der vielen Dinge die ich wohl nicht verstehen konnte. Warum durfte sie machen was sie wollte? Naja, immerhin unterrichten mich die Eltern. Ich zog mir ein Kleid an und ging nach draußen.

Sonnenstrahlen empfingen mich. Sanft wog der Wind die Grashalmen. Hinter unserem Haus stand ganz einsam ein Apfelbaum, welchen wir voller Freude, jedes mal im Herbst ernten. Wir hatten echt Glück das unser Haus nicht neben einer stinkenden Gosse stand. Wir wohnten ein bisschen weiter außen. Dafür mussten wir aber länger laufen, wenn wir zum Markt wollten.

Ich selbst lief hinter dem Haus und hinter dem Apfelbaum, ein Hügel hoch. Ich marschierte den vertrauten Weg entlang. Den Weg hatte mir Charina und Hayley gezeigt. Es endete an einer Klippe.

In die Wellen klatschen gegen die Steinfelsen und ich lies mich ins Gras sinken. Hier hatte man die perfekte Aussicht zum Meer. Am schönstens ist hier noch der Sonnenuntergang. Früher bin ich immer mit meinen beiden älteren Geschwistern hier her gekommen um dies zu sehen. Heute kam ich nur noch hier her, wenn ich Schutz suchte. Hier hatte ich das Gefühl als würde Charina über mich wachen.

Hayley sagte mal zu mir, dass jedes Ende gleichzeitig ein neuer Anfang sei. Sie sagte auch das Charina uns beschützen würde. Ich lauschte dem rauschen des Meeres und entspannte mich. Warum konnte es nicht einfach so bleiben wie es war? Ich entschied mich nach Hause zu gehen. Ich wollte nicht das meine Eltern mitbekamen das ich weg gewesen war.

Staub wirbelte auf, als ich die Haustüre mit Schwung öffnete. Keine da, wie es eigentlich auch zu erwarten war. Hayley tauchte meistens kurz vorm Abendbrot auf. Ich wüsste so gerne was sie den ganzen Tag über tut und vor allem wo sie es tut. Vielleicht hat sie ein Geheimversteckt?

Ich hörte Stimmen die näher kamen. »Mutter!«, rief ich erfreut und eilte zur Türe, um sie aufzumachen. Meine Eltern gingen schlurfend ins Haus. Mir tat es ihnen Leid und ich wünschte ich könnte ihnen helfen. Aber wie sollte ich eine Arbeit abnehmen die ich überhaupt nicht konnte?

Es war Abends, ich hatte wie gewohnt meine heutige Wissensstunde fertig und jetzt warteten wir auf Hayley. »Vater? Wo ist Hayley? Ist ihr was passiert?«, fragte ich ängstlich. Meine Mutter schwieg  und mein Vater senkte den Kopf. Ist sie etwa tot? Das kann nicht sein! »Sie ist tot, stimmts?«, fragte ich mit zitternde Stimme. Mutter antwortete: »Nein Sharleen, wir wissen es nicht. Wir wissen nur das sie für eine lange Zeit weg ist.«. Ihre Stimme war traurig und auch ich war den Tränen nahe. Meine Schwester die mir half den Tod von Charina zu überstehen und andere Dinge, war nun fort. Vielleicht für immer.

Ich hielt es nicht mehr aus. Ich schob mein Teller weg, wo noch ein halbe Brotscheibe lag, und lief in mein Zimmer. Ich hockte mich auf mein Bett und starrte zu Hayley's Bett. Bitte komm bald wieder, betete ich stumm.

Als ich aufwachte war es Nachts. Ein Sturm wütete draußen. Der Wind heulte, schüttelte die Bäume und lies ein unangenehmen Luftzug entstehen, welcher durch die Ritzen unseres Hauses zog. Der Regen hämmerte gegen die Fenster. So konnte ich nicht mehr einschlafen. Normalerweise würde ich ja rüber zu Hayley gehen und bei ihr bleiben. Schon wieder wurde mir klar, wie sehr ich meine Schwester vermisste.

Ich drehte mich zur Seite und weinte lautlos los. Ich starrte an die Zimmerwand, welche ich aber wegen der Dunkelheit nicht sehen konnte. Ich lauschte dem Sturm. Hayley, wo bist du nur?

Am nächsten Morgen stand ich müde auf und sah zu erst auf das Bett meiner Schwester, in Hoffnung das dort Hayley schlief oder das dort ein unordenliches Chaos war, welches auf meine Schwester hinweisen würde. Aber nichts. Das Bett war ordentlich und keine schlafende Person lag im Bett.

Ich zog mir etwas schickeres an und lief aus dem Haus. Nebelschwaden hingen in der Luft und liesen keine Sonnestrahlen durch. Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Markt. Ein bisschen Geld hatte ich dabei.

Als ich auf den Markt ankam war die Hölle los. Als ich meine Eltern abseits des Tumults sah, ging ich zu ihnen. »Was ist den hier los?«, fragte ich sie. »Ich habe keine Ahnung.«, meinte Vater. »Also ich habe gehört das Piraten gestern die Händler- Flotte nach den Sturm angegriffen hätten. Sie haben keine Überleben lassen.«, meinte plötzlich eine Frau die neben uns stand.

Ich dachte nach und kam zum erschreckenden Ergebniss. »Aber wenn sie keine überleben liessen, wie konnte man wissen das es Piraten waren und das sie nicht gekentert sind beim Sturm?«, stellte ich die entscheidene Frage. Mehrere Bürger haben sich um mich gescharrt. Aufgeregtes Gemurmel erklang. »Heißt dass, das hier Piraten unter uns sind?«, fragte ein ältere Mann. Sofort wurde zu allen Seiten geschaut. »Ein wirklich genialer Schachzug.«, sagte noch jemand bevor der Tumult von vorne ausbricht.

Die Royal Navy wurde gnadenlos ausgeschalten von Piraten, die von Kopf bis Fuß, schwer bewaffnet waren. Ich rannte davon. Durch die engen Gassen. Ich hörte Schritte hinter mir und ein lauter Schrei und dann hörte man nur die Schreie vom Markt. Ich rannte weiter. Zu unseren Haus, aber hier konnte ich nicht bleiben. Also rannte ich weiter, soweit weg wie möglich.

Erst bei den Klippen blieb ich stehen, wagte es mich umzudrehen. Keine Menschenseele weit und breit. Nur das Rauschen des Meeres. Ich sank erschöpft in die Knie und betete zu Gott das meinen Eltern nichts geschehen möge.

Es war Nachmittag als das Piratenschiff verschwand. Ich konnte es wegschwimmen sehen. Der Sieg der Piraten hörte man deutlich. Sie sangen Piratenlieder und gröhlten laut. Endlich war Ruhe eingekehrt. »Es ist vorbei«, hörte ich meine Mutter murmeln, welche plötzlich neben mir stand. »Wo ist Vater?«, wollte ich wissen. »Er ist in der Heilungsstation.«, antwortete meine Mutter. 

Wir gingen den Weg zurück. Schweigend. Als wir auf den Hügel standen, welcher zum Apfelbaum und zu unseren Haus führte, konnte ich die Katastophe deutlich sehen. Der Markt stand lichterloh im Flammen und ganz viele andere Häuser auch. Bis in die Nacht brannte das Feuer, welches einfach nicht aufhören wollte zu brennen. Die Funken flogen hoch in den Nachthimmel, wo die auch langsam verglühten.

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