''Projekt 0226, Verbindung zum Server erfolgreich unterbrochen!'', rief ein Mann, wahrscheinlich ein neuer Professor. Ich öffnete langsam meine Auge und wurde von dem grellen Licht geblendet. Viele Leute liefen um mich herum, früher versuchte ich sie anzusprechen, aber es scheint so als wäre es ihnen strickt verboten mit mir zu kommunizieren. Wie deprimierend. Schon lange habe ich kein Gespräch mehr geführt, ich frage mich ob ich das reden vielleicht verlernt habe? Testen kann bzw will ich es nicht, denn es ist schon peinlich wenn ich etwas sage und konsequent ignoriert werde. Ne Zeit lang dachte ich das sie mich vielleicht nicht hören, aber immerhin reagieren sie auf andere Geräusche, zum Beispiel sobald ich huste oder niese, sie sind dann immer so angespannt. ''Verbindungskabeln bereit zum entfernen.'' sagte wieder der eine, und sein Kollege zog mir die Kabeln die mir an meinen Rücken, Nacken und Hinterkopf verteilt wurden heraus. Wiedermal durchfuhr ein kalter Schmerz meinen ganzen Körper, ich spürte jeden einzelnen Muskel und fühlte wie meine Nerven wieder zu Funktionieren anfingen. Nun konnte ich mich endlich bewegen, jedes mal wenn sie angeschlossen werden fühl ich mich wie gelähmt, es ist äußerst unangenehm, bis ich in den tiefen Schlaf falle und wieder ein Teil der Simulation bin. Vor mich wurde ein Rollstuhl her gefahren, obwohl ich genau wusste das ich selber laufen konnte ließ ich mich auf ihn tragen, anschließend schob mich die einzige Frau die sich im Raum befand hinaus. Ich wurde durch einen langen, dunklen Flur gefahren, keine Türen, keine Fenster, nur ein paar Lampen und eine äußerst hohe Decke. Vor einer großen Doppeltür ließ sie mich wortlos stehen, als sie weg war, kam ein Mann raus und schon mich in den Raum der sich hinter der großen Tür befand. Ich kannte den Ablauf auswendig, nun durfte ich aufstehen, und sofort verließen alle den Raum. Es war nun Zeit mich scannen zu lassen, in diesen Raum standen hunderte von Scannern, nicht alle für mich bestimmt. Ich ging zum ersten und setzte mich auf dem Stuhl, es analysierte mein Gesicht, fixierte meine Augen, zuerst das rechte, dann das linke. Grünes Licht, das bedeutete ich kann an den nächsten daran. Es waren alle möglichen Arten von Scannern. Der eine scannte meine Augen, ein anderer wiederum scannte meine Hände, während ich bei einen anderen mich in eine Art Kapsel reinlegen musste wo ein Ganzkörperscan durchgeführt wurde. Endlich zu ende gebracht ging ich in einen Nebenraum, er war komplett weiß und es waren zwei Türen dort, die eine durch ich reinkam, und eine durch die ich gleich durch musste. Aber zuerst musste ich mich umziehen. Ich ließ das einfache weiße Kleid an mir runterfallen und griff nach dem braun weißen Kleid das für mich bereitgelegt wurde, mit dem Band das mit dabei war bindete ich mir eine große Schleife in meine langen braunen Haare am Hinterkopf. Dann zupfte ich das Kleid noch ein letztes mal zu recht und betrat den nächsten Raum. Es war ein Büro. Es hatte mehrere Türen, doch noch nie hatte ich eine davon benutzt, auch hatte ich noch nie gesehen wie jemand anderes sie benutzt. Ich linste zu dem Schrank der rechts neben der Tür stand durch die ich rein gekommen bin, dort lag eine Querflöte. Ich sollte wieder spielen. Weder wusste ich warum diese Person die in dem großen Schreibtischstuhl saß und mir den Rücken zugewandt hatte wollte das ich spiele, noch woher ich überhaupt spielen kann, aber ich tat es einfach, es sprach immerhin nichts dagegen und es machte mir Spaß. Die Flöte lag angenehm in der Hand. Ich spielte die Melodie, die ich immer spielte ohne nachzudenken. Ob es dieser Person gefiel? Nicht immer musste ich spielen, manchmal saß ich in einen Sessel, bis der Drucker einige Blätter ausspuckte, ich konnte aus der Entfernung nicht erkennen was drauf stand, obwohl ich gar nicht so weit weg stand. Wahrscheinlich waren es die Ergebnisse der Scans, sobald ich ein grünes Zeichen auf dem Blatt entdeckte, wusste ich das ich nun den Raum verlassen kann. Doch wenn ich spielte, sah ich die Ergebnisse nicht, sobald das Lied zu ende war verließ ich den Raum. Wieder musste ich mich umziehen, also schlüpfte ich wieder in das schlichte, weiße, Kleid. Und das Ritual spielte sich rückwärts ab, nur die Scans blieben weg, ein zweites mal musste ich das nicht machen. Wieder in dem großen Labor angekommen saß ich wieder auf dem Stuhl an den die Kabeln hingen, die mir angeschlossen wurden, wieder tat es höllisch weh. Eine glas Kapsel fuhr runter und umschloss mich, ich schloss die Augen und hörte sie sich meine Umgebung mal wieder mit einer Flüssigkeit füllte. Früher hatte ich jedes mal panische Angst, die hab ich zwar immer noch, ich versuche einfach einzuschlafen bevor die Flüssigkeit die höhe meiner Brust erreicht, denn ab da wird es unangenehm. Zum Glück schaffe ich es auch, meistens. Als ich die Augen wieder öffnete wusste ich das ich wieder in der Simulation war. Ich wischte mit meiner Hand in der Luft und eine Art Bildschirm bildete sich an dieser Stelle. Ich berühte das 'Home' Zeichen und meine Umgebung fing an sich in Pixeln aufzulösen, gleichzeitig begann sich eine andere zu bilden. Ich befand mich in einen Haus, aus dem Fenster sah ich eine riesige Wiese, als ich durch das Haus lief und an dem Balkon ankam, erkannte ich das kleine, alte, menschenleere Dorf. Warmer Wind wehte und ließ mich für einen Moment vergessen dass das alles nicht real war, ich schloss meine Augen und genieste es, in meinen Kopf sah ich Chaos und als in meinen Ohren Schreie ertönten öffnete ich schlagartig meine Augen um festzustellen das ich immer noch alleine hier in purer Ordnung war. Ich hockte mich hin und umschloss mit meinen Armen meine Beine, bittere Tränen liefen an meiner Wange hinunter, ich wusste nicht warum ich weinte. Die Bilder die ich sah erinnerten mich an einen Krieg in der Welt außerhalb vom Labor. Manchmal, da finde ich eine Lücke im System, wenn ich lang genug dran bleibe ist es mir möglich, unbemerkt ins Internet der Außenwelt zu kommen. Ich finde das sehr spannend obwohl ich eher passiv bin, ich kann mir die Sachen nur anschauen. Selber Nachrichten schreiben oder etwas hochladen kann ich leider nicht.
Ich stand auf und ging zurück ins Haus. Als ich am oberen Ende der Treppe angekommen war, betrat ich ein großes Zimmer das ich zu meinen ernannt hatte und legte mich auf das Bett. Wieder wischte ich mit der Hand in der Luft und der Bildschirm tauchte wieder auf. Ich klickte mich durch einige Einstellungen als plötzlich vor mir ganz viele binäre Zahlen auftauchten, sie waren nicht nur auf dem kleinen Bildschirm, vor mir befand sich praktisch eine Wand voll mit Einsern und Nullen. Ich bin indirekt ein Teil dieses Systems, ohne mich kann es das nicht geben, soviel ist mir über die Jahre klar geworden, deswegen kann ich erkennen sobald es ein Schlupfloch gibt. Natürlich ist das Labor mit dem Internet verbunden, sonst wäre es unmöglich damit in Verbindung zu kommen. Und da war es auch schon, eine Zahlenkombination die nicht zu dem Rest passte, ich konnte nie sagen warum, ich wusste es einfach. Überraschenderweise ging es diesmal ziemlich schnell die Verbindung herzustellen, anfangs war ich skeptisch doch das verging wieder als ich mir die Bilder und Video der Aussenwelt ansah. Ich war wie immer, wie hypnotisiert. Diese Momente in denen ich mir die ganze Welt anschauen konnte, waren es die mich nie einsam fühlen ließen. Plötzlich durchfuhr eine unangenehme Gänsehaut meinen ganzen Körper und während ich darauf fixiert war bemerkte ich erst spät dass das Bild vor mir immer dunkler wurde. Ein Virus? Unmöglich! In einen so sicheres System könnte kein Virus eindringen! Ich wusste genau das sobald die Professoren das mitbekommen hätten, würde es nix gutes für mich heißen.. Isolation? Oder vielleicht noch schlimmeres.. Verzweifelt suchte ich nach der Quelle, jedoch vergebens. Ich beobachtete wie der Virus sich ausbreitet, mir fiel nur noch eines ein.. Die Verbindung unterbrechen. Nur wusste ich nicht wie das System darauf reagieren würde, vielleicht könnte ich dann nie wieder ins Internet.. Diese Vorstellung machte mich alles andere als froh, jedoch war es besser als in völliger Isolation zu leben.. Und mit diesen Gedanken unterbrach ich alle möglichen Verbindungen. Alles wurde geschlossen und trotzdem schien der Virus nicht zu verschwinden. Das könnte nur eines bedeuten.. Es war durch den Hauptcomputer ins System gelangt! Wie war sowas überhaupt möglich? Ich zitterte, diese Vorstellung machte mir ungeheuer große Angst. Meine Welt fing an sich in Pixeln aufzulösen und auseinander zu fallen. Ich sprang auf und rannte raus. Draußen fand ich jedoch die gleiche Situation vor. Ich ging in die hocke und hielt mir meine Arme schützend über den Kopf und schloss meine Augen, ich fühlte mich als wären die Pixel real und würden auf mich runterstürzen, für einen kurzen Moment vergaß ich dass es eine Simulation war. Als ich meine Augen wieder öffnete, war alles wieder wie vorher. War das vielleicht nur eine Einbildung? Ich schaute aus dem Fenster, es war alles wie immer. Ich setzte mich auf die Fensterbank und beobachtete die leere Welt, doch anscheinend war sie doch nicht so ganz leer.. Ich wischte mir über die Augen, hinten außerhalb der Wiese auf einen Feld bewegte sich eine Gestalt, die einen Menschen ähnlich sah. UNMÖGLICH!! Ich bin die einzige die hier ist, seit Jahren..
Meine Neugier trieb mich nach draußen, ohne zu überlegen lief ich auf das Feld zu, die Gestalt bewegte sich in Richtung einer Holzhütte, mein Tempo beschleunigte sich. Vielleicht könnte ich tatsächlich wieder mit jemanden reden! Vielleicht könnte ich eine Freundschaft knüpfen! Tief in mir hatte ich diese Wünsche schon immer, doch jetzt wo ich tatsächlich eine Chance dazu hatte, wurde mir bewusst wie sehr ich mich doch danach sehnte. Inzwischen war die Gestalt in der Hütte verschwunden. Dort angekommen war ich ganz aufgeregt und freute mich wie ein kleines Mädchen. ''Hallo?'', rief ich mit zitternder Stimme. Keine Antwort. Der Gedanke das es vielleicht wirklich nur eine Einbildung war tat mir im Herzen weh. Ich suchte die Hütte durch. Einmal. Zweimal. Fünfmal. Niemand da. Zerstört wie meine Hoffnungen ging ich ein sechstes Mal die Leiter hoch und ließ mich auf die Holzplatten fallen und seufzte. Ich dachte an all die Bilder die ich mir angesehen hatte, von Menschen mit ihren Freunden, wie glücklich sie aussahen und fragte mich warum ich sowas nie haben konnte. Ich war immer hier, allein. Hatte weder Freunde, noch Familie, ich hatte noch nicht mal einen Namen, nur eine Bezeichnung. Plötzlich bemerkte ich ein Symbol das über meiner rechten Schulter schwebte, es war ein Brief. Eine Nachricht? Wie kann das sein, wenn die Professoren etwas wollen holen sie mich aus der Simulation. Und plötzlich ging in meinem Kopf ein Licht auf. Vielleicht war es ja von der Außenwelt! Oder von der Person die ich hier gesehen hatte! Aufgeregt berührte ich das Symbol. Der Briefumschlag öffnete sich. ''Bist du nicht einsam?'', stand dort. Eine Ewigkeit starrte ich die Wörter an. Bis ich mich dazu entschied auf die Option 'Antwort' zu klicken. Mir fiel nichts bessere ein als ''Wer bist du?'' zu schreiben. Nur wenige Sekunden später kam eine Antwort und mich über kam Gänsehaut. ''Mein Name ist Erik, ich beobachte dich bereits eine Weile und meine Frage ist: Hättest du nicht Lust die Welt kennen zu lernen?''...
___________________________________________________________
Ich entschuldige mich im Voraus für mögliche Fehler in der Grammatik/Rechtschreibung owo
DU LIEST GERADE
Shelter..?
Sciencefiction''Projekt 0226'', so lautet der 'Name' bei dem ich hier gerufen werde. Ich erinnere mich nicht an meinen richtigen Namen, ich weiß noch nicht mal ob ich je einen hatte. Meine Erinnerungen beginnen hier, im Labor wo diese Simulation entwickelt wurde...