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Der Freitagszug brauste herein. Jim sprang auf. Sprintete aus dem Cafe und hinunter zum Bahnsteig. Drängelte sich durch die Leute. Schubste sich einen Weg. Es war ihm egal. Alles war ihm egal.

Es duftete nach frisch gebackenen Karamellschnecken. An einer Ecke stand die alte Frau und winkte ihm mit einer Tüte voller Gebäck zu. Jim schüttelte verzweifelt den Kopf, dann war er an ihr vorbei.

Er bog um die Ecke. Da war sie.  Charlotte. Charlie. Sie stieg ein.

Stieg in den Zug!

Er erstarrte kurz. Für höchstens zwei Sekunden. Aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Dann rannte er weiter.

Nein!

Das durfte nicht sein. Nicht heute! Nicht Freitags!

Er hätte nachfragen sollen. Hätte fragen sollen, wo sie vorspielen würde. Aber er war automatisch davon ausgegangen, dass es hier in der Stadt sei.

Verdammt!

Sie drehte sich zu ihm um. Sah ihn an. Direkt in die Augen. Ein Zwinkern im Gesicht. Dann ging sie. Verschwand. Einfach so.

Jim sprintete los. Erreichte den Zug, sprang in die Tür hinein. Rief nach ihr.

Sie hörte ihn nicht. Konnte ihn nicht hören. Doch plötzlich drehte sie sich um, sah ihn an. Erstaunt.

Ein dicker Mann hinter Jim tippte ihm verärgert auf die Schulter. „Gehen Sie mal rein? Der Zug fährt gleich los!"

Jim schüttelte den Kopf, doch der Mann schubste ihn einfach in den Zug hinein. Aus den Augenwinkeln sah Jim, wie Carl zur Tür hinaus sprang. Dann schloss sie sich.

Jim stand da. Starrte hinaus. Spürte wie der Zug anfuhr und wusste, dass ihm nun alles entglitten war.

Alles.

Sein Leben.

Charlie rannte zu ihm. „Jim!", sie schien den Tränen nah. „Ich habe meine Tasche mit den Noten auf dem Bahnsteig stehen gelassen!"

Er schüttelte sanft den Kopf. „Die brauchst du nicht! Du kannst es auch so!"

Sie lächelte. „Meinst du wirklich?"

  Jim nickte. Ja. Er würde für immer an sie glauben.

Auch wenn es bereits egal war.

Weil ich Jim liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt