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Zwischen mir und meinem Bruder herrschte immer noch dicke Luft, ich für meinen Teil war noch sauer.

"Alex, dein Zug kommt in zwei Stunden. Ich hoffe sehr, dass du deine Sachen schon zusammen gepackt hast." Meine Mutter betrat hektisch das Zimmer.

"Ja, Mama. Ist alles fertig."

Sie legte liebevoll eine Hand an meine Wange und lächelte mich mit diesem herzlichen Mutter-Lächeln an. "Am Bahnhof in Köln nimmst du dir dann ein Taxi, ja? Das bringt dich dann zu deiner neuen Wohnung. Rufst du mich von dort aus dann an?"

Ich nickte schwach. "Ich hoffe nur, dass mit der Wohnung alles stimmt. Immerhin haben wir sie nie besichtigt."

"Das passt schon alles. Wenn nicht, gehst du einfach in ein Hotel und wir sehen dann weiter." Sie schenkte mir erneut ein aufmunterndes Lächeln. "Jetzt zieh dich um. Dein Spielkind Shirt liegt im Badezimmer."

Ich lächelte sie an und bedankte mich leise. Dann ging ich mich von meinem alten Zuhause verabschieden.

[...]

Mit weißem Spielkind Shirt und schwarzer Spielkind-Strickjacke gekleidet, wurde ich von meinen Eltern und Noah zum Bahnhof gebracht. Die Tränen zeigten mir, dass sie mich vermissen werden. Dann stand Noah vor mir.

"Du weißt, ich hab das alles nicht so gemeint. Es tut mir leid und ich werd' dich ganz doll vermissen." Schluchzte er und holte tief Luft.

"Ich werde dich auch vermissen, Bruderherz." Sanft drückte ich ihn an mich. Mein Gesicht vergrub ich in seinen Haaren und atmete zum letzten Mal den vertrauten Geruch nach Zuhause und Famile ein.

Nach der rührenden Verabschiedung  setzte ich mich in den Zug, schaltete Musik an, winkte meiner Familie noch einmal zu und ließ dann die ganze Landschaft an mir vorbei ziehen.

[...]

Mitsamt Handgepäck stieg ich aus dem Zug heraus und brauchte erstmal ein paar Momente, ehe ich mich in dem großen Trubel erstmal zurechtfinden konnte. Es wimmelte nur so vor Menschen, die sich über die Bahngleise hin und her bewegten, ungeduldig warteten oder sich lautstark über Verspätungen beschwerten.
Meinen Koffer zog ich hinter mir her, die Kopfhörer hatte ich immer noch in den Ohren. Hastig lief ich zur Taxi Station und setzte mich in ein freies Auto. Kurz sah ich mich in den Wagen um, dessen Sitze mit einem mokkafarbenen Leder bezogen waren. Insgesamt wirkte er sehr gepflegt und einladend. Ich wendete mich an den Fahrer und nannte ihm die Adresse. Zu meiner Verwunderung erntete ich einen irritierten Blick.

"Endschuldigen Sie, aber die Adresse existiert nicht."

Diesmal war ich derjenige, der verwirrt dreinschaute. "Wie bitte? Aber ich habe vor kurzem eine Wohnung in diesem Viertel gemietet." Ich holte den Auschnitt aus dem Internet aus meinem Rucksack und hielt ihm die Zettel vor die Nase. Er schüttelte nur den Kopf.

"Dieses Viertel gibt es nicht. Sie sind anscheinend auf einen Betrüger reingefallen. Das passiert in solchen Großstädten ziemlich häufig." Er sah mit mitleidig an und trommelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf seinem Oberschenkel herum.

Nach einer kurzen Schweigepause fragte er mich, ob er noch etwas für mich tun könne, aber ich verneinte und stieg nach einer knappen Verabschiedung kurzerhand aus dem Auto. Ein Hotel kann ich mir nämlich auch zu Fuß suchen. Google Maps regelt.

Ich steuerte auf eine Bank zu, die etwas abgelegen am Rande eines kleinen Parks stand. Seufzend setzte ich mich, nachdem ich ein paar Blätter weggewischt hatte, und legte meinen Rucksack neben mich. Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und stützte mich mit den Ellenbogen auf meinen Oberschenkeln ab.

Die ersten kleinen Tränen der Verzweiflung bahnten sich quälend langsam den Weg über mein Gesicht. Es wurden immer mehr und mehr, bis ich schließlich schluchzend da saß und mir Vorwürfe machte. Warum sind wir nur auf diesen scheiß Betrüger reingefallen? Jetzt sitze ich hier, auf mich allein gestellt, mitten in Köln, einer der größten Städte Deutschlands. Die komplette Situation ist einfach zum Haare raufen.

"Hey, Kleiner. Was ist los?" Wurde ich plötzlich angesprochen. Diese Stimme kam mir nur zu bekannt vor...

WARTE.

NEIN.

DAS KANN NICHT SEIN.

Ich blickte ruckartig zur Seite und sah in das besorgt aussehende Gesicht von Felix von der Laden. Meinem Idol.

Jetzt heulte ich vor Freude. Schnell wischte ich mir meine Tränen wieder aus dem Gesicht und sah ihn ungläubig an.

"Wie ich sehe kennst du mich schon." Er lachte laut und deutete auf meinen Merch.

"Kennen?? Ich bitte dich." Empört winkte ich ab. "Was machst du überhaupt hier?" Fragte ich ihn aufgeregt und stand auf, nur um hektisch auf der Stelle auf und ab zu hüpfen. Irgendwie musste ich meiner Freude ja Luft machen.

"Ich war grad auf dem Weg zurück in meine Wohnung, da hab ich von weitem deinen, beziehungsweise meinen, Merch gesehen. Als ich dann näher kam hab ich gesehen, dass du geweint hast. Warte mal, ich kenne dich! Du bist doch Alex, oder? Dnersfandom? (Sorry lol) Ich kenne dich von Twitter und Insta. Lang ist's her!"

ER HAT MICH GERADE NICHT ERNSTHAFT ERKANNT. KNEIFT MICH BITTE JEMAND, DAS KANN DOCH NUR EIN TRAUM SEIN.

Innerlich war ich gerade selbstverständlich am durchdrehen, aber ich versuchte so gut es ging, die Fassung zu bewahren.

"Als ob du dich an mich erinnerst. Das freut mich, echt." Ich grinste ihn überglücklich an und er zwinkerte mir zu.

"Warum hast du geweint?" Sein Gesichtsausdruck wechselte von erfreut, zu besorgt, liebevoll und fürsorglich.

Ich erzählte ihm in Kurzfassung meine Geschichte und er hörte sich aufmerksam alles an. Dann erhellte sich seine Miene.

"Du brauchst in kein Hotel gehen. Du kannst für's erste bei mir einziehen!"

(Die ehemalige Fanpage von Alex existiert wirklich, aber sie dient mittlerweile nur zur Namenssicherung.)

How I met my Idol - Dizzi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt