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Ich hob meinen Kopf leicht und schaute ihm überrascht in die Augen. In seinem Blick zeichnete sich eine nahezu einschüchternde Entschlossenheit ab, wegen der ich ihm sachte zunickte, meine restlichen Unterlagen und Hefte ruckartig zuklappte und auf den großen Holztisch vor mir ablegte. Ich fing leicht angespannt an, meine Hände zu kneten und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Ermutigend sah ich ihn an.

"Das Schloss war, beziehungsweise ist, meins. Es gehörte mir und meinem Freund. Ex-Freund. Obwohl man das eigentlich gar nicht so sagen kann, weil wir uns streng genommen nie getrennt haben.." Er druckste rum und schaute nervös zu Boden. Verwirrt starrte ich ihn an. Nachfragen traute ich mich nicht, aus Angst, ich könnte irgendetwas falsches sagen. Er stockte kurz, striff sich eine lose Strähne aus dem Gesicht und fuhr dann fort.

"Tobias hat vor knapp anderthalb Jahren Selbstmord begangen." Er lächelte traurig, was mir das Herz brach. "Ich wusste nichts von seinen Depressionen. Geschweige denn davon, dass er misshandelt wurde, aber das ist ein anderes Thema." Mit einer vagen Geste winkte er ab. "Wir wären fast fünf Jahre zusammen gewesen, aber am Tag vorher hat er..." Seine Stimme versagte. "Hat er..." Eine kleine Träne bildete sich in seinem Augenwinkel, weswegen ich ihn unterbrach. "Du musst nicht weiter reden. Es ist schon okay." Er senkte den Kopf und ich stand langsam auf, ließ mich mit einem sanften plumpsen neben ihn auf die Couch fallen und legte vorsichtig meinen rechten Armen um seine Schultern. "Am besten, wir vergessen das jetzt und lenken dich etwas ab. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gespräche." Ich lächelte ihn an und erntete einen dankbaren Blick seinerseits.

"Hast du Hunger? Wir könnten Spaghetti machen!" Schlug ich ihm vor und hüpfte auf meinem Sitzplatz auf und ab. Seine Trauer verschwand allmählich. Breit grinste mich an und nickte. "Ich hab 'nen Bärenhunger!" Glücklich hüpfte ich vom Sofa, nahm seine Hand und zog ihn in die Küche. Er setzte sich, während ich alle benötigten Zutaten raussuchte. "Aber, Alex?" Fragte er nach geraumer Zeit vorsichtig.

"Ja?" Antwortete ich ihm sanft, drehte mich um und lehnte mich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte, während die Spaghetti schon gemächlich vor sich hin kochten. "Können wir heute Abend noch einmal darüber reden? Ich muss es tun, sonst macht es mich irgendwann noch komplett fertig..."

Seine Stimme wurde gegen Ende hin immer leiser und brüchiger. Behutsam nickte ich. "Aber nur, wenn du wirklich möchtest und dich bereit dazu fühlst..."

Er nickte bestimmt und half mir dann mit unserem Abendessen. Nachdem wir gegessen hatten, setzten wir uns beide noch an unsere Arbeit und wenn ich ehrlich bin, konnte ich es kaum abwarten endlich die ganze Geschichte zu hören.

How I met my Idol - Dizzi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt