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Kim Taehyung:

Ich sah mich im Zimmer um. Es war groß, mit einem Einzelbett und einen Hochbett. Das erst genannte stand rechts neben der Wand, das andere an der linken Wand. Dazu ein langer Schreibtisch, gegenüber der Tür, unter dem Fenster. Und in der Ecke der rechten und gegenüberliegenden Wand stand ein großer Kleiderschrank.

Die Wände hatten einen sanften Grünstich. Schön, und sehr angenehm, wenn nicht überall gruselige Bilder und Sachen stehen würden.

"Um Mitternacht kommt er und zerkratzt dein Gesicht." las Jungguk einen auffallenden Text vor. Ich erkannte, wie er schluckte. Ein grinsen huschte über meine Lippen. Er war nicht für eine Anstalt gemacht.

Plötzlich meinte Jimin "Ich schlafe hier." und setzte sich auf das untere Bett des Hochbettes.

Da mir bewusst war, dass die zwei gut befreundet sind, ging ich zu dem Einzelbett. Doch dann meinte Jungguk. "Können wir tauschen? Ich darf nicht auf einem Hochbett schlafen." etwas verwirrt guckte ich ihn an "Wieso?"

"Ich hatte einmal, in der alten Psychatrie, einen Anfall im Hochbett und bin runtergefallen. Dazu ist Jimin aufgewacht, aus dem Bett gestiegen und auf mir getreten." ich schluckte. Es klang tatsächlich schmerzhaft.

Deshalb nickte ich und er setzte sich auf das Einzelbett, während ich zu den Schränken hinging.

Es waren drei Doppeltür, mir jeweils zwei Schubladen. Ich öffnete die erste, jedoch waren dort fast nur schwarze und rote Klamotten, und ganz viele weiße Shirts. Da eilte Jungguk zu mir. "Das ist meiner." ich nickte und ging zur nächsten Schranktür. Dort befanden sich meine Sachen, viele farbige Sachen, aber alle matt gehalten, sowie farblose.

Nur aus Neugier öffnete ich auch die letzte Schranktür. Jimins. Er hatte, wie Jungguk, eher weiß und schwarz, aber auch rottöne. Ein paar andere Farben blinzelten hinaus, bei den Jeanshosen hatte er jedoch eine große Auswahl.

Ich schloss wieder die Tür und ging zum Schreibtisch, auch dieser war in drei Bereiche geteilt, mit drei Stühlen. Die Reihenfolge war die selbe. Links Jungguk, rechts Jimin und ich in der Mitte. Ich setzte mich an meinen Platz und sah mir alles an. Mehrere Bücher, etwas Deko. Aber vorallem viele Hefte. Ich hatte viele Stücke reingeschrieben, selbst erfundene oder kopierte. Von Theater bis hin zum einfachen Hollywood Film. Ich lenke mich mit Schauspielen immer ab, wenn es mir nicht gut geht.

Da kam auch schon wieder der dran. Zitternd schlug ich ein Heft auf, da sprach ich auch schon mit tiefer Stimme "Nein, das geht nicht!"

"Aber wieso?" meinte ich dann weiter mit hoher Mädchen Stimme.

"Ich muss gehen! Weit weg, um dich zu schützen. Ich will nicht dass du irgendeiner Gefahr ausgesetzt bist!"

"Aber... Aber-"

"Kein Aber! Ich liebe dich, so sehr wie du mich, doch es muss sein."

Es ging immer weiter. Ich war komplett im Stück, achtete nicht auf Jungguk und Jimin, welche mich verwirrt ansahen.

Hauptsache, ich könnte mich ablenken.

Jung Hoseok:

Ich stand in meinem Zimmer und übte eine selbst erfundene Choreographie. Ich war komplett in meiner Musik, die durch die Kopfhörer in meine Ohren dröhnte.

Yoongi lag nur im Bett und schlief. Hatte er denn kein Hobby? Schläft er immer?

Noch ein paar Stunden tanzte ich, bis ich komplett voller Schweiß war. Erschöpft nahm ich mir Klamotten und ein Handtuch aus meinem Kleiderschrank, da verschwand ich auch schon ins Bad.

Dort duschte ich mich.

Vielleicht sollte ich mit Yoongi reden? Er hat sicher auch ein Hobby. Außer schlafen.

Aber ich muss aufpassen. Das haben mir die Ärzte hier gesagt.

Dein sein Aspergersyndrom ist nicht wie im Normalfall. Er hat es komplett negativ. Das heißt, er versteht andere Menschen und Gesten nicht, wie Normalerweise, aber reagiert extrem kalt darauf. Er hat keine Gefühle für andere. Würde man jemanden vor seinen Augen umbringen, wäre es egal.

Bei Jimin ist das Aspergersyndrom wiederum Positiv. Mit Positiv ist jedoch gemeint, dass er positiv reagiert, im Sinne vom Lachen. Auch er würde nichts dagegen tun, wenn vor seinen Augen jemand umgebracht wird. Er würde nur darüber lachen.

Obwohl sie die selbe Krankheit haben, sind sie komplett unterschiedlich.

Ich schielt die Dusche aus und stieg aus der Kabine, nachdem ich mich gewaschen hatte. Ich trocknete mich ab und zog mich daraufhin um.

Derweil dachte ich nach. Ich sollte mit Yoongi ganz normal reden. Aber vorsichtig.

Entschlossen verließ ich das Bad, und stand dadurch in unserem Zimmer. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad.

Ich ging zu Yoongi und rüttelte sanft seine Schulter. Grummelnd drehte er sich zu mir und sah mich mit nur einem Auge an. Das andere war noch komplett geschlossen.

"Hey Yoongi. Wollen wir nicht etwas machen. Du solltest aus deinem Bett raus." er sah mich verwirrt an "Wieso?"

"Na weil," begann ich und setzte mich neben seinen liegenden Körper. "Es nicht so gesund ist, den ganzen Tag rumzuliegen. Du brauchst Bewegung. Dein Körper bracht dies." er stöhnte genervt auf.

"Nein, ich habe keine Lust." murmelte er in sein Kissen.

"Hast du nicht irgendein Hobby?"

"Nein."

"Eine Sportart?"

"Nein."

"Instrument."

Er zögerte.

"Ein Instrument also? Und welches?" er blieb kurz leise, da drehte er seinen Kopf kurz zu mir, sah mir jedoch nicht in die Augen.

"Ich mag Klavier spielen sehr."

Sofort sprang ich auch. "Na dann los!" er jedoch drehte sich weg. "Nein, ich habe keine Lust, aufzustehen."

"Das war keine Bitte." meinte ich.

Ich war voller Elan, wollte losrennen, durch die ganze Praxis, nur um Yoongi Klavier spielen zu hören.

Er sah mich verwirrt an, da zog ich ihm auch schon die Decke weg. Noch bevor er reagierten konnte, packte ich den Jungen an der Hüfte und warf seinen schmächtigen Körper über meine Schulter. Er wehrte sich nur wenige Sekunden. Und auch nur leicht. Dann ließ er sich schlapp hängen.

Er hat wohl erkannt, dass es unnütz ist, sich zu wehren. Oder er hat keine Lust, sich zu bewegen und nutze es aus, getragen zu werden.

Wings of a Psycho - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt