Kapitel 8 - Der Tag am Strand

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Das Sonnenlicht kitzelte Gerrit an der Nase und weckte ihn. Er schlug die Augen auf und das Erste, was ihm auffiel war Alex, die bäuchlings auf dem Bett lag und die Arme in beide Richtungen ausgestreckt hatte – der linke Arm lag dabei auf seinem Oberkörper. Gerrit bemühte sich redlich, sich aus der Position heraus zu bewegen, ohne seine Freundin zu wecken, doch ohne Erfolg: Sobald er sich einen Zentimeter bewegt hatte, wachte Alex auf. „Gut'n Morg'n Gerrit.", nuschelte sie verschlafen und rieb sich die Augen. Nur ganz langsam kehrte sie aus ihrer Traumwelt in die Wirklichkeit zurück, zu schön war der Traum gewesen – sie konnte sich zwar nicht genau an das Geschehene erinnern, aber sie war mit einem glücklichen Gefühl aufgewacht. Und die Realität war ja auch sehr schön - Urlaub am Meer mit einem heißen Typen im Bett neben ihr... Alex musste über sich selber grinsen und schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Gott sei Dank war Gerrit gerade im Bad gewesen und hatte ihre Belustigung nicht bemerkt. Langsam schälte sie sich aus dem Bett und schlüpfte gleich in ihre Badesachen. Darüber zog sie ein luftiges Strandkleid. Nachdem sie ihre sieben Sachen zusammen gepackt hatten, gingen die beiden frühstücken. Sie ließen sich richtig Zeit dafür und Alex nahm sich ganz schön oft nach. Das Essen war aber auch zu gut. Ein Müsli, hinterher Spiegelei mit Speck und anschließend noch ein Joghurt mit frischen Früchten. Gerrit blödelte mit zwei Orangen rum, mit denen er erst jonglierte und sich danach abmühte, sie zu schälen. Lachend nahm ihm Alex eine weg und zeigte ihm den schnellsten Weg, eine Orange zu schälen. Die beiden Urlauber fühlten sich richtig gut, andererseits auch ziemlich voll. Alex wollte nun unbedingt den Wellness-Bereich erkunden und schleifte Gerrit hinter sich her. Dieser war nicht wirklich ein Entspannungstyp, er hatte sicherlich schon die ein oder andere Massage hinter sich, aber er brauchte das nicht unbedingt. Lieber legte er sich noch ein wenig in die Sonne oder trieb Sport. „Ooh, Gerrit schau! Die machen hier auch türkisches Hamam! Das sollten wir einmal probieren, meinst du nicht?", klopfte ihm Alex auf den Arm, während ihre Augen immer größer wurden. Ungesehen von Alex verdrehte der große Mann die Augen. Gerrit hatte schon von dem sogenannten Hamam gehört, beziehungsweise eine Reportage darüber gesehen und so konnte er sich wahrlich schöneres Vorstellen, als so etwas mit zu machen. Der Spa-Mitarbeiter redete derweil weiter: „Unsere Masseure haben von den Besten gelernt, ein unglaubliches Erlebnis. Und wir haben so viele Auswahlmöglichkeiten!" Während der Mitarbeiter nach einer Angebotstafel kramte, wandte Alex sich an Gerrit: „Oh ja, morgen lassen wir uns massieren, Schatz!", sagte Alex mit leuchtenden Augen. Gerrit fand ihre Begeisterung amüsant und nickte, dann ließen sie sich alle verschiedenen Varianten der Massagen erklären. Gerrit fühlte sich wie überfahren von den ganzen Angeboten natürlich hatten sie nicht gleich sofort einen festen Termin gebucht, obwohl der Mann sich redlich bemüht hatte („Heute nur im Angebot: schlagen Sie zu, so billig kommen Sie nicht mehr an eine Massage"). Er hatte sich nach Aktionen erkundigt, die angeboten wurden und hatte herausgefunden, dass heute Vormittag um 11 am Strand Beach-Volleyball gespielt wurde. Er hatte richtig Lust sich zu bewegen – immerhin machten sie den ganzen Tag nichts anderes als in der Sonne liegen und essen. Alex stimmte zu, schließlich hat sie heute früh beim Essen richtig zugeschlagen. Aber die beiden hatten noch Zeit, bis es los zum Volleyball ging, daher legten sie sich auf ihren Handtüchern in die Sonne und brutzelten ein wenig. Alex wäre beinahe eingeschlafen, doch Gerrit freute sich so auf den Sport, dass er wach blieb und seine Freundin rechtzeitig von der Liege scheuchte. Als sie unten beim Strand ankamen, war beim Beach-Volleyball-Feld niemand zu sehen, daher beschlossen sie, wenigstens alleine zu spielen. Sie ließen sich vom anwesenden Animateur den Ball geben und pritschten ein wenig hin und her. Gerrit testete Alex' Fähigkeiten aus, immerhin hatten sie noch nie zusammen gespielt. Er stellte fest, dass sie ziemlich schnell und wenig war. Manche Bälle sah sie voraus, bevor er sie schlug. Sie hatten einen langen Ballwechsel und als der Ball am Rand des Feldes landete, standen da bereits noch andere Menschen, die gern Volleyball spielen wollten. Schnell formten sich zwei Teams, Alex und Gerrit spielten in einem Team. Mit ihnen waren ein junges Pärchen und ein etwas untersetzter Jugendlicher in der Mannschaft. Der Mann des Pärchens war sehr gut, seine Freundin dagegen absolut schlecht. Doch gemeinsam bewegten sich die restlichen Spieler über den Sand und schafften es schlussendlich ganz knapp mit 25:23. Alle gaben sich die Hand, doch dann forderten die Verlierer eine Revanche. Also wurden die Seiten getauscht und es ging von vorn los. Im Gegnerischen Team waren zwei Mann gegangen und ein Mädchen und ein Junge dazu gekommen. Die beiden konnten sehr gut Volleyball spielen und so lag das Team von Alex und Gerrit schon nach einigen Minuten mit 1: 9 im Hintertreffen. Sie bemühten sich redlich, doch kamen nur langsam heran. Als es 8: 15 stand, begann es zu regnen und in der Ferne grollte der Donner. Es tröpfelte nur ein wenig und blitzte nicht, daher spielten sie weiter. Die Mannschaft der Kommissare kämpfte sich immer näher heran bis es schließlich 20:20 stand und wieder alles offen war. Doch wie auf Kommando öffnete der Himmel seine Schleusen und der kalte Regen prasselte auf die Volleyballspieler nieder. Kreischend strichen sie die Segel und rannten zur Bar, die am nächsten war und einen Pavillon hatte. Nur blöderweise war der Pavillon nur zum Schutz vor der Sonne gedacht und der Regen kam trotzdem durch. Triefend nass aber glücklich lachend stellten sich die Kommissare bei den Toiletten unter und warteten, bis der Schauer vorbei war. Die Temperatur war durch den plötzlichen Regen abgekühlt und Alex fror ein wenig. Gerrit nahm sie an der Hand und gemeinsam liefen sie zum Hotel zurück. Ihre Haut klebte an den Körpern fest also beschlossen sie, schnell gemeinsam zu duschen, bevor sie sich zum Mittagessen in den Speisesaal begaben. Doch kaum hatte Alex sich ausgezogen und war in die Dusche getreten, sah sie Gerrit, der sie wie am Abend vorher musterte. „Gefällt dir, was du siehst?", neckte Alex ihn. Anstatt zu antworten, schaltete er die Dusche ein und kaum dass der warme Wasserstrahl auf sie nieder prasselte, lag Alex in seinen Armen und küsste ihn. Sie nahm sich ein wenig Shampoo in die Hände und schmierte Gerrit damit ein. Dieser genoss es ziemlich, von seiner Freundin verwöhnt zu werden und revanchierte sich danach. Natürlich war das Duschen ihm ziemlich schnell egal und so küssten sie sich immer wieder, heizten sich gegenseitig auf und fielen unter dem Wasserstrahl übereinander her.

Nach geraumer Zeit verließen beide die Dusche wieder – erhitzt aber irgendwie glücklich. Zusammen beschlossen sie, sich wieder am Strand in die Sonne zu legen und die Ruhe zu genießen. Den restlichen Tag verbrachten sie mit Sonnenbaden mit Snacks zwischendurch und da sie beide so kaputt waren von der Sonne, dem Sport und dem Regen, fielen sie nach dem Abendessen aufs Bett und schliefen Arm in Arm ein.

Gerrit schreckte mitten in der Nacht hoch. Ein Gewitter hatte ihn geweckt, weil die Balkontür noch immer leicht offenstand. So vorsichtig wie nur möglich rutschte Gerrit aus dem Bett, immerhin wollte er Alex nicht wecken. Als er so an der Tür stand warf er einen längeren Blick hinaus. Die Szene hatte etwas unwirkliches, der Wind, der die Wellen hochschlagen ließ und die Blitze, die den Horizont taghell beleuchteten. Gerrit stand eine ganze Weile so da und genoss die spektakuläre Aussicht, doch irgendwann wurde es ihm in seiner Boxershort zu kalt. Also schloss er die Tür, dann ging er zurück zum Bett und dabei fiel sein Blick auf sein Handy, dessen LED-Leuchte blinkte. Vorsichtig nahm Gerrit das Handy und legte sich ins Bett. Die SMS war aus Deutschland und er musste den Impuls unterdrücken, das Gerät an die Wand zu werfen. Er legte das Handy zurück auf den Nachttisch und versuchte zu schlafen.


Bis ans Ende der Welt [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt