Kapitel 14 - Die letzten Stunden

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Am nächsten Morgen war Gerrit erneut der erste, der wach war. Er war zwar immer noch hundemüde aber konnte einfach nicht mehr schlafen. Er wog ab, ob er noch einmal versuchen sollte zu schlafen oder ob er sich doch bewegen wollte. Er verschob die Entscheidung auf später, da er die LED-Leuchte seines Handys blinken sah. So vorsichtig wie möglich schob er sich von Alex' Arm weg, der ihm auf der Schulter lag. Alex verzog zwar das Gesicht und mümmelte wie ein Hase, doch wachte nicht auf. Gerrit musste lächeln als er seine Freundin so da liegen sah. Das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte sich in ihren Haaren und so sah sie ein bisschen aus wie ein Engel. Und er belog sie. Das hatte sie eigentlich nicht verdient – andererseits war es so sicherer für sie. Gerrit starrte sie eine geschlagene Minute an und fantasierte, bevor er sich daran erinnerte, dass er eigentlich die SMS lesen wollte. Gerrit schnappte sich sein Handy und las die Nachricht. Es war nur ein kurzer Text von Robert: Heimkehr immer noch wie geplant? Hole euch ab. Muss mit dir reden. Gerrit seufzte leise. Also hatte er Christoph immer noch nicht gefunden. Oder aber er hatte ihn gefunden nur leider nicht lebend. So oder so konnte er nicht wie ursprünglich geplant mit Alex nach Hause fahren. Er war zwar sehr neugierig auf das, was Robert zu erzählen hatte, wollte aber auch den Urlaub mit Alex schön beenden. Gerrit stand leise auf und ging zu allererst duschen. Es war bereits halb Elf und sie mussten um 13 Uhr fix und fertig sein, denn da wurden sie abgeholt. So leise wie ihm möglich ging er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Das leise Platschen des Wassers riss Alex langsam aber sicher aus dem Schlaf. Mühsam schlug sie die Augen auf und richtete sich auf. Irgendwie fühlte sie sich sehr zerschlagen und einfach unausgeschlafen. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und weiter-geschlafen doch ihr Blick auf die Uhr verhinderte dies. Sie mussten sich beeilen, wenn sie noch etwas zu frühstücken bekommen wollten. Alex hievte sich aus dem Bett und zog sich ihre luftigen Strandklamotten an – duschen wollte sie um 12 Uhr, sodass sie fertig war kurz bevor sie los mussten. Alex stellte sich raus auf den Balkon, ließ sich die Haare vom Wind verwirren und genoss einfach nur das schöne Wetter. Es machte sie traurig, dass sie diesen schönen Ort verlassen musste. Ob ihre Mutter damals wohl auch so ein schweres Herz gehabt hatte, als sie wieder heim geflogen waren? Wobei Alex' Vater wohl kaum ein Geheimnis während ihrer Flitterwochen gehabt hatte. Alex runzelte die Stirn. Sie wollte darüber nicht nachdenken - am Ende klärte sich alles auf und es war Nichts passiert. Sie verfluchte ihr misstrauisches Denken. Das war erst so ausgeprägt seit sie bei der Polizei angefangen hatte. Alex hatte die größte Angst davor, paranoid zu werden und irgendwann niemandem mehr trauen zu können. Sie hoffte sehr, dass sie es schaffte Gerrit gegenüber nicht zu schlimm neugierig und misstrauisch zu sein. Alex verbannte die bösen Gedanken aus ihrem Kopf und genoss die Stille und die Sonne. Als Gerrit aus der Dusche kam, stellte er sich hinter Alex und gab ihr ein Küsschen auf den Kopf. „Na Prinzessin, hast du schon Heimweh?", flüsterte er leise. Alex drehte sich nicht um aber legte ihren Kopf an seine nackte Brust und antwortete: „Ein bisschen. Aber mehr tut es mir leid, dass ich hier weg muss. Ich liebe das Meer. Hier ist es so schön und München ist so wenig grün." Gerrit schmunzelte und drückte sie noch einmal fest, bevor er ihre Hand nahm und sie ins Zimmer zurück zog. „Wir sollten langsam runter gehen, sonst werden wir hungrig heim fliegen müssen." Alex riss sich nur ungern vom Meer los, wusste aber, dass wenn sie nichts aß, sie nur den ganzen Tag schlechte Laune haben würde. Daher folgte sie Gerrit, der sich im hinausgehen noch schnell ein Hemd anzog.

Nach einem reichhaltigen und ausgiebigen Frühstück - die beiden wurden von den Angestellten aus dem Saal geschoben, da das Mittagessen aufgetischt wurde – bat Alex noch einmal um ein paar Minuten alleine, die Gerrit ihr gewährte. Jedoch nicht ohne seine Braue zu heben und sie verwirrt anzusehen. Alex streckte ihm die Zunge heraus und schlüpfte aus dem Hotel in Richtung Strand. Gerrit war zwar sehr neugierig, was seine Freundin so vorhatte, beschloss aber in ihr Hotelzimmer zurück zu gehen und das Packen zu beginnen.
Alex war derweil am Strand und hatte sich die Schuhe ausgezogen. Sie schlenderte ein wenig am Strand entlang und immer wenn eine kleine Welle kam, schwappte ihr Wasser über die Füße. Alex hatte es noch nie jemandem erzählt aber sie musste in jedem Urlaub von allem Abschied nehmen. Sie verabschiedete sich sogar vom Wind und den Palmen. Alex machte das schon eine Ewigkeit so und fühlte sich schlecht, wenn sie es nicht tat. Als sie dem ganzen Hotel auf Wiedersehen gesagt hatte, ging sie ins Zimmer zurück. Im Hotelzimmer angekommen bot sich ihr ein Blick des Grauens: Gerrit stand inmitten von Klamotten und bewegte sich nicht. Alex eilte alarmiert zu ihm hin, doch ihr Freund drehte ihr schon den Kopf zu und sagte mit leidender Miene: „Ich bin an deinem Koffer gescheitert. Warum hast du so viele Klamotten für so wenig Fächer? Wie hast du das alles hier in den Koffer bekommen?" Alex grinste ihn an und warf ihm ihren Rock an den Kopf, den sie gerade ausgezogen hatte. Nur mit Unterwäsche bekleidet lief sie um ihn herum und suchte sich ihre Klamotten zusammen. Sie bemerkte, dass Gerrit ihr ungeniert und lüstern auf den Hintern starrte, daher warf sie ihm das T-Shirt auch noch entgegen. „Ich gehe jetzt schnell duschen und wenn ich wieder raus komme hast du meine Klamotten zusammengelegt. Den Rest mache ich." Sagte Alex und drehte sich zum Bad, da zog Gerrit sie in seinen Schoß und knurrte ihr leise ins Ohr: „Du bist ganz schön sexy, wenn du einen auf Chefin machst." Alex wurde ganz heiß aber mit etwas Anstrengung riss sie sich von seinen Augen und Händen los und gab ihm einen Kuss, den sie aber gleich wieder beendete. Dann verschwand sie schnell im Bad bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Frisch geduscht ging es Alex sehr gut und auch Gerrit hatte die Kleidungsstücke zusammengelegt und lehnte mit selbstzufriedenem Grinsen am Bett. Alex zeigte ihm, wie sie ihre vielen Sachen in den kleinen Koffer bekommen hatte und machte eine kleine Zimmerkontrolle. Als beide sicher waren, dass sie Nichts vergessen hatten, gingen sie zur Rezeption um sich abzumelden. Der Shuttlebus stand bereits vor der Tür und die beiden stellten ihre Koffer in den Stauraum, dann setzten sie sich hinein – Alex wollte natürlich ans Fenster um sich von ihrem Urlaubsort zu verabschieden. Am Flughafen angekommen bugsierte Gerrit sie beide schnell durch den Check-In – nicht ohne Alex noch ein Stück Kuchen zu kaufen, dass sie mit Freude aß. Als sie aus den ganzen Kontrollen heraus kamen hatten sie immer noch fast zwei Stunden bis der Flieger abhob. Also holten sie sich einen Kaffee und etwas zu knabbern, dann setzten sie sich in eine der Essnischen. Alex hatte ein komisches Gefühl, sie fühlte sich beobachtet. Doch immer wenn sie sich umblickte war da niemand. Gerrit erzählte ihr gerade irgendetwas, doch sie konnte sich nicht auf seine Worte konzentrieren. Sie fixierte seine Lippen um sich nicht hektisch umzusehen doch es gelang ihr nicht. Sogar Gerrit bemerkte ihre Nervosität und fragte danach. Doch er schien ihr schlechtes Gefühl nicht zu teilen, sondern beschwichtigte sie lediglich bevor er ihr noch einen Kaffee holte. Alex blickte ihm missmutig hinterher und fragte sich, ob sie langsam verrückt wurde.

Bis ans Ende der Welt [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt