Kapitel 2

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„Sonja?" Verwirrt drehte ich mich zu Lea, einer jungen Englischlehrerin, um. „Du sollst zum Direktor kommen" Ich spürte, wie mein Blick sich mit einem Mal versteifte. „Hast du was ausgefressen?", lachte Lea und boxte mich freundschaftlich in die Seite. Ich versuchte, zurückzulächeln, allerdings gelang mir das nicht besonders gut. Als ich vor dem Zimmer des Direktors stand, atmete ich noch einmal tief durch, ich versuchte, mein Herz dazu zu bringen, mit dem furchtbaren Rasen aufzuhören, aber auch das gelang mir nicht besonders gut. „Pass auf, er is nicht gjut gelaunt!", flüsterte seine Sekretärin und deutete mit genervtem Blick in Richtung der Tür. Ich nickte nervös und klopfte dann mit zitternden Händen an die Tür. „Herein", ertönte die tiefe, laute Stimme des Direktors. Ich seufzte tief, dann betrat ich den Raum. Die Vorhänge waren wie immer zugezogen und das Zimmer wurde nur durch eine winzige Lampe direkt neben der Tür erleuchtet. Es roch ein wenig nach Pfeifenrauch und es war furchtbar stickig in dem Zimmer. Der Direktor saß hinter seinem großen, dunkelbraunen Holztisch und stütze sich dort mit den Ellenbogen auf. „Setzten Sie sich!", sagte er zu mir und sofort gehorchte ich. „Ich habe Sie zu mir gebeten weil... Nun ja... Wie soll ich sagen... Der Hausmeister hat auf dem kleinen Hof einige Zigarettenstummel gefunden, die, wie soll ich sagen- kein normales Nikotin, sondern eher etwas wie... Gras beinhalten... Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, darf ich so etwas hier an der Schule nicht dulden und da mir einige Kollegen erzählt haben, dass Sie in den Pausen immer auf diesen Hof zum Rauchen gehen..." Ich schluckte schwer. „Fuck", wisperte ich und ich musste mich anstrengen, meine Angst vor dem nächsten Satz des Direktors, die meine Hände zittern ließ und mein Herz zum unentwegten Klopfen brachte, vor meinem Chef zu verstecken. „Und aus diesem Grund wollte ich Sie fragen..." Mein Herz klopfte so stark, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich herausspringen- wenn ich meinen Job noch einmal verlor, müsste ich wieder an eine dieser furchtbaren Schulen im 22. Bezirk zurück, in denen es von Kindern, die die Lehrpersonen konsequent ignorierten, nur so wimmelte. „Auch, wenn ich Sie verstehen kann, dürfen Sie den Schüler, den Sie da unten beim Kiffen erwischt haben, nicht schützen!", beendete der Direktor seinen Satz. Für einen Moment lang war es totenstill im Raum. Dann sah ich verwirrt auf und sah in mit gerunzelter Stirn an. „Den... Schüler?" „Ich weiß, dass Sie jetzt versuchen werden, so zu tun, als wüssten Sie davon nichts, aber das müssen Sie nicht! Keine Sorge, ich werde den Schüler nicht von der Schule verweisen, er wird nur mit einem Elterngespräch, das ihm letztlich helfen soll, mit diese Sucht zurecht zu kommen, rechnen müssen! Also bitte, sagen Sie den Namen, es ist ja zum Besten des Schülers!" Ich überlegte fieberhaft, welchen Namen ich nennen sollte, irgendeinen musste ich ja sagen. „Es war... Gaaaafri ähm Gabi aus der 6c!", sagte ich hastig. „Gabi? Tatsächlich?" Ich nickte und sagte: „Das traut man ihr gar nicht zu, was?" „Nein, das... Das tut man tatsächlich nicht..."

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