Kapitel 3

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„Frau Professor?" Ich ignorierte die Rufe meiner Schülerin, so gut ich konnte, allerdings ließ diese sich davon nicht abhalten, mich immer wieder zu rufen und mir über den Gang zu folgen. Kurz vor der Treppe, die zum ersten Stock hinunterführte, hatte sie mich eingeholt und baute sich vor mir auf. „Ich kiffe also?!" Sie sah mich mit vorwurfsvollem Blick an. „Erstens können Sie mich dabei nicht gesehen haben, weil ich ganz einfach noch nie gekifft habe und zweitens", sie stoppte und sah mich böse an, „Sogar WENN Sie mich gesehen hätten, ist es einfach nur gemein, das dem Direktor zu erzählen!" Ich seufzte und sah sie mit trüben Augen an. „Weißt du was? Beklag dich nicht, du bekommst zu Hause doch sowieso keinen Ärger deshalb!" „Woher wissen Sie das?" „Ich bitte dich, ich hab deine Mutter beim Elternsprechtag gesehen, wenn die nicht selbst ab und zu irgendetwas..." Ich unterbrach mich mit einem raschen Handwinken. „Außerdem dachte ich wirklich, das wärst du gewesen!" Gabi sah mich genervt an. „Ich weiß genau, dass Sie das nicht dachten. Ich weiß nur nicht, ob Sie einen anderen Schüler in Schutz nehmen, oder on Sie selbst..." „SO, es reicht, ich muss noch die nächste Stunde vorbereiten." Mit diesen Worten drängte ich mich an ihr vorbei und brachte meine Sachen ins Lehrerzimmer. Heute entschloss ich mich dazu, dass Kiffen am Schulhof aufgrund der momentanen Situation zu riskant war, weshalb ich am Lehrerklo etwas von dem grünen Zeug aus meiner Dose holte und wie Kresse auf mein Brot streute. „Wenn man es auch einbacken kann, sollte das so auch gehen", murmelte ich, bevor ich das Brot zurück in meine Jausenbox packte und zu meinen Kollegen in den Speisesaal ging.

Als ich am Ende des Schultags endlich mit meinem Rucksack auf dem Rücken den heiß ersehnten Heimweg antreten wollte, hielt mich jemand an dem Ärmel meiner viel zu großen Jeansjacke fest. Genervt drehte ich mich um und blickte, wie ich bereits erwartet hatte, in Gabis blaue Augen. „Wenn Sie mich schon beschuldigen müssen, können Sie mir dann nicht wenigstens sagen, wieso?", fragte sie mich und in ihrer Stimme schwang ein seltsamer Ton, fast so etwas, wie Traurigkeit, mit. Sofort spürte ich, wie ich Mitleid mit dem Kind bekam, allerdings versuchte ich, dieses Gefühl so gut es ging aus meinem Herzen herauszusperren, da ich ihr sonst noch in einem Anflug von Mitleid und auf Grund von einer beträchtlichen Menge Gras auf meinem Brot, womöglich von meiner außerschulischen Beschäftigung erzählen würde, allerdings wäre das sozusagen mein Untergang. „Hast du nichts Besseres zutun, als deine Lehrerin nach Ende des Unterrichts am nach Hause gehen zu hindern?", fuhr ich sie stattdessen unfreundlich an. Erschrocken fuhr sie ein bisschen zurück, mit so einer unfreundlichen Antwort hatte sie wohl nicht gerechnet. Sofort tat mir meine Antwort leid und ich überlegte fieberhaft, was ich nun sagen sollte, um sie nicht noch mehr zu kränken und trotzdem endlich den Nachhauseweg antreten zu können. „Weißt du was? Komm morgen in deiner Freistunde, ich glaube, die ist von 12-13 Uhr, zu mir ins Lehrerzimmer, dann besprechen wir das. Okay?" Sie nickte, seufzte und meinte: „Okay Frau Professor." Ich wartete noch einige Sekunden, bis sie in ihrem Klassenzimmer verschwunden war, dann fluchte ich leise: „Fuck, was mach ich denn jetzt..." Was sollte ich tun? Ich wusste es nicht. Fest stand nur, dass mir bis morgen etwas einfallen musste, sonst würde das Ganze garantiert auffliegen und ich wäre arbeitslos und mit ganz besonders großem Glück vielleicht sogar Gefängnisinsassin.

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