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PoV Lilli

Ich sah die hellen Laternen, die am Straßenrand leuchteten.
Leichter Nebel lag in der Luft und breitete sich auf der Straße aus.
Mit dem Lichtschein der Laternen sah es unheimlich aus, aber das war es, was mich momentan glücklich machte.
Ich liebe die Nacht.
Ich liebe die Dunkelheit und diese Angst, die ein kribbeln in meinem Bauch verursachte.
Ich fühlte mich wohl und geborgen.
Anders als Tagsüber, wo Menschenmassen einen umrennen und blöde Blicke zuwerfen.
Alle perfekt gestylt, die Frauen gingen kaum noch ungeschminkt vor die Tür.
Noch nicht einmal, um einfach nur den Müll rausbringen.
Die Männer alle in Anzügen.
ALLES musste perfekt sein.
Und Perfektion kotzte mich immer mehr an.
Auch wenn ich selbst eine kleine Perfektionistin war. Aber das ist eine andere Sache...

Nachts war niemand unterwegs.
Nur ich.
Und oft war ich hier, um meine Gedanken freien Lauf zu lassen.

Man muss nicht alles haben um glücklich zu sein.
Man braucht nicht die neusten Nikes.
Und auch nicht das neuste Handy.
Markenkleidung? Wofür?
Um zu zeigen, dass man cool ist?
Um zu zeigen, dass man Geld hat?
Um dazuzugehören?
Deswegen?
Oder warum wollen alle das haben, was alle oder die "coolsten Personen" der Schule haben?

Ich wollte nie sein wie sie.
Ich wollte anders sein.
So, wie es MIR gefällt.
Nicht, wie es anderen gefällt.

Hört sich jetzt an, als ob ich gemobbt werde.
Das war allerdings nicht so.
Ich hatte Freunde. Ich war zwar nicht mit der ganzen Schule befreundet, aber ich hatte welche.
Welche, die da sind. Welche, die mir zuhören.
Die verständnis für meine Meinung haben.
Solche Freunde, die in schwierigen Situationen nicht wegliefen, sondern bei mir blieben.
Solche Freunde sind unbezahlbar.

Langsam war ich am See angekommen.
Ich ließ mich auf einer der Bänke nieder, die um den See ihren Platz hatten.

Auch wenn ich so tolle Freunde habe:
Meine Geheimnisse könnte ich ihnen nicht anvertrauen.
Zu oft wurde mir mein Vertrauen genommen.
Zu oft wurde es mir geraubt und ausgenutzt.
Ich konnte niemanden vertrauen.
Außer meiner besten Freundin.

Es ist wahrscheinlich der letzte Abend, an dem ich hier bin.
Diesen Gedanke versuchte ich die ganze Zeit zu verdrängen, allerdings geling es mir nicht sonderlich gut.
Meine Eltern, naja, eher gesagt mein Vater will mich morgen auf ein Internat schicken.
Er will mich hier rausreißen.
Weg, von allem.
Ich weiß nicht, wie oft ich meine beste Freundin noch sehen werde.
Ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt nochmal sehen werde.
Sie ging ja nicht ein mal in meine Klasse.
Ich kannte sie aus dem Internet.
Wir haben uns schon öfter getroffen und sie wächst mir von Tag zu Tag immer mehr ans Herz.
Dieser Gedanke riss mein Herz in mehr als tausende Teile.

Ich bemerkte, wie mir eine Träne übers Gesicht floss, bis ich mich anschließend auf den Weg nach hause machte, um meinen Koffer zu packen....

Amor et lacrimae~ || stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt