»Seht ihr die Menschenmenge dort drüben? Das Mädchen sieht total fröhlich aus durch ihr Lächeln.«
»Und der Junge scheint ziemlich sportlich zu sein, oh, wo rennt er denn jetzt hin?«
»Wie gerne ich jetzt das Essen dieses Mädchens essen würde, es scheint ihr total gut zu schmecken!«
»Guckt euch mal den Jungen daneben an, der scheint wohl den Schlaf von letzter Nacht nachzuholen.«
»Was ich nicht alles für den Körper dieses Mädchens tun würde!«
»Der Junge scheint ziemlich in Gedanken versunken zu sein, so wenig wie er redet.«
»Wow, das Mädchen kann ja mal gut singen!«
»Ich frage mich, was dieser Junge so lustig findet, aber das Lachen steht ihm!«
»Was machen diese acht Personen denn vor dem Haus dort drüben?«
»Das ist das Haus dieses stadtbekannten Psychologen. Vermutlich wollen sie dort einen Termin machen.«
»Aber wieso denn das? Es geht ihnen doch allen so gut!«
»Genau, sie sehen ganz normal aus. Ihnen fehlt doch überhaupt nichts!«
···
Sie sehen.
Sie sehen die Menschen und deren Gesicht, Körper, Aktivitäten.
Alle sehen die äußere Schicht. Doch keiner sieht, was in ihnen vorgeht.
Alle haben zwei Augen. Und doch sind sie blind.
Sie sehen. Doch sie sehen nichts.
Wenn sich wirklich jemand für sie interessieren würde, würden sie erkennen, was hinter ihrem Äußeren steckt und wie es ihnen tatsächlich geht. Sie könnten den Hilferuf erkennen, den sie durch ihre Aktionen tätigen, ihnen helfen, sie unterstützen, für sie da sein.
Aber niemand sieht genau hin.
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Sie sehen
Short StorySie lächelt, doch ist sie wirklich glücklich? Sie sehen, doch sehen sie wirklich? → Fortsetzung: "Sie erkennen" [#60 in Kurzgeschichten, 28.06.17]