Ananda POV:
„Und ihre Hausarbeiten liegen bitte pünktlich am 9. März auf meinem Schreibtisch" sagt unser Professor noch, dann ist er schon zur Tür raus. Lia und ich sehen uns seufzend an. Wir beide wissen, dass die Wochen bis dahin unerträglich werden: Nervenzusammenbrüche, hysterische Klagearien und der ein oder andere Zickenkrieg erwarten uns beide.
Sie wird anfangen mit sich selbst auf koreanisch zu reden und koreanische Telenovelas gucken, dabei alle Emotionen rauslassen, sodass es ziemlich laut in unserem Zimmer werden wird.
Ich hingegen werde das Zimmer nicht mehr verlassen, nicht mehr schlafen und zu einem koffeingesteuerten Zombie mutieren, der zwischendurch hyperaktive Phasen haben wird. Außerdem werde ich jedes Essen in mich reinstopfen was sich finden lässt. Letztes Mal fiel mir Lias wertvoller Kimchi, den ihre Mutter ihr gemacht hat, zum Opfer und sie hat danach zwei Wochen nicht mehr mit mir gesprochen.
Wir wohnen schon seit einem Jahr zusammen und haben noch immer keinen Weg gefunden, dass die Wochen vor den Abgabeterminen keine Tortur werden.
Wir schlurfen unseren Kommilitonen hinterher, die den Hörsaal fluchtartig verlassen. ,, Was machen wir heute Abend?" Lia sieht fragend zu mir runter. Sie ist einen halben Kopf größer als ich und ist deswegen verdammt stolz, da sie in unserem Semester nicht mehr die kleinste ist.
Sie hat wunderschöne, lange, schwarze Haare und eine sehr ansteckende Lache, mandelförmige, braune Augen, die sie immer geschickt mit einem Lidstrich betont und trägt auf ihren Lippen meistens den Gradient Lip Look, der in Korea sehr angesagt ist. Lia ist eines der hübschesten Mädchen die ich kenne und hat eine der niedlichsten Persönlichkeiten überhaupt.
Leider sind die meisten Typen von ihrer Intelligenz abgeschreckt, sodass sie nur selten angesprochen wird. Hinzu kommt noch erschwerend, dass Lia sehr wählerisch und anspruchsvoll ist, was ihre Datingpartner angeht und so kommt es, dass wir beide unsere Abende in unserem Zimmer verbringen, wo wir Rotwein trinken und über das Leben philosophieren.
„Wir können ins Kino gehen oder raus gehen oder so." schlage ich ihr vor. Wir sehen uns beide an und fangen an zu lachen, weil wir beide wissen, dass wir nie freiwillig Geld ausgeben. Lia spart die meiste Zeit ihr Geld, weil das Studium im Ausland für ihre Familie eigentlich zu teuer ist und sie ein schlechtes Gewissen hätte, wenn sie es einfach so ausgeben würde. Ich spare mein Geld, damit ich nach dem Studium eine Reise um die Welt machen kann, einfach meine Sachen packen und weg fliegen kann, wo auch immer ich hin will.
„Okay, dann geh ich den Wein kaufen und du kochst dafür." Lia hat sich schon in ihren Wintermantel gekämpft und ihren Schal bis zur Nasenspitze hochgezogen. Ich nicke während ich verbissen versuche meinen Arm in meine Jacke zu bekommen, ohne dass mein Sweatshirt Ärmel hochrutscht.
Ich kämpfe mich durch den Ärmel, mache eine ausholende Bewegung mit meinem Arm und schlage der Person, die hinter mir geht, ins Gesicht. Lia fängt an mich auszulachen, während ich rot werde und mich tausend mal entschuldige. „War die Cola gestern so schlecht?" höre ich eine mir bekannte Stimme fragen.
Als ich der geschlagenen Person ins Gesicht blicke, erkenne ich Mo, der sich die Nase hält und lacht. „Entschuldige, Mo es war wirklich keine Absicht!" „Ich weiß schon, der Ärmel war störrisch nicht?" zwinkert er mir zu. Ich höre Lia leise über diesen, zugegebener Maßen nicht sehr guten, Spruch kichern und ziehe sie neben mich. „Das ist Lia, meine Mitbewohnerin. Lia, das ist Mo, der Barkeeper von der Verbindungsparty." Beide schütteln Hände ohne den Blick voneinander zu wenden. Eine peinliche Stille entsteht, während beide sich anlächeln und sich an der Hand des Anderen festhalten. Ich räuspere mich leise und zerstöre somit den Moment den die Beiden hatten.
„Und Mo, was hast du noch so vor?" fragt Lia ihn mit einem Augenaufschlag. „Eigentlich nichts. Was hattet ihr so geplant?" „Wir wollten Wein trinken und einen Film gucken. Hast du Bock?" frage ich ihn während er Lia selig angrinst. „Gerne." „Okay, ihr beide geht dann jetzt den Wein kaufen und ich geh kochen." Schlage ich vor und beide nicken begeistert. Das ist mein Zeichen zu verschwinden.
Ich bin schon ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung gegangen als mir noch was einfällt. ,,Leute, was soll ich überhaupt kochen?" Ich drehe mich um und die Beiden sind nicht mehr da. Ratlos fange ich an meinen Schal um meinen Hals zu wickeln, als ich eine dunkle Stimme hinter mir höre: „Keine Ahnung, Babe, ich esse eigentlich alles. Worauf hättest du Bock?"
Dean POV:
Sie dreht sich um, während sie sich den Schal weiter um den Hals wickelt. Sie sieht irritiert aus. Ich grinse sie an. „Ähm... du warst damit nicht gemeint." Sagt sie mir ins Gesicht und will gehen. Ich greife nach ihrem Handgelenk.
„Komm schon. Es ist nur ein Essen." Wieder schaut sie mich mit diesem Blick an, der mich gestern so gefesselt hat, doch heute ist etwas anders. ,,Nur ein Essen? Glaubst du, ich will mich eine Stunde in die Küche stellen, nur um einem wie dir Essen zu kochen? Nein! Was soll das überhaupt? Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht, aber trotzdem hast du mich gestern in dem Club beleidigen müssen, hast danach mich dran gehindert Spaß zu haben, indem du mich gestalkt hast und heute kommst du mir hier dreist von der Seite und meinst dich selbst einladen zu können!" Wütend funkelt sie mich an. „Jetzt sei doch nicht so, Babe. Weißt du eigentlich wer ich bin?" versuche ich sie zu beschwichtigen und schenke ihr mein gewinnendes Lächeln, das die meisten Mädchen weich werden lässt. „Nenn mich nicht Babe! Das ist der schrecklichste Kosename überhaupt!"
Nun scheint sie sich in Rage zu reden: „Mir ist egal wer du bist oder was du hast. Ob du reich, arm, schwarz, weiß, homosexuell oder heterosexuell bist. Wenn du nett zu mir bist, bin ich nett zu dir. Aber gestern in Club hast du mir, einer Fremden, ins Gesicht gesagt, dass ich fett und hässlich wäre, und schlechter als du. Deswegen interessierst du mich nicht ein kleines Bisschen, du neureicher, verwöhnter Pinkel! Ich werde mein Essen ganz bestimmt nicht an dich verschwenden!" Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten.
Sie will gehen, doch ich lege meinen Arm um ihre Taille, drücke sie an mich. Ein Geruch von Mango steigt in meine Nase auf, als ich ihr Haar zurück streiche, mich zu ihr runter beuge und ihr ins Ohr flüstere: „Ich verspreche dir, du wirst mir verfallen, wie alle anderen auch. Ich werde dich haben und das wird dir gefallen." Sie flüstert mir wiederum ins Ohr: „Niemals! Eher fliehe ich auf die andere Seite der Welt als dass ich mit dir zusammen bin!" Sie windet sich aus meiner Umarmung und geht. Ihre Haare wehen hinter ihr her, einem Banner gleich, sie scheinen mich dazu einzuladen ihr hinterher zu rennen, sie zu packen und in meine Arme zu schließen. Ich erhasche einen letzten Blick auf ihr Gesicht, als sie sich nochmal zu mir umdreht und ich sehe pure Panik in ihren Augen. Dann ist sie weg und ich bleibe auf dem Gang zurück, rasend vor Wut und um meine Beherrschung kämpfend, bevor ich zum Ausgang stapfe.
Auf dem Weg zu meinem Maserati wähle ich schon die Nummer von Evan. ,,Yooo, Dean! Was geht aaaaab?" brüllt er in mein Ohr während ich in mein Auto einsteige. „Ich brauche deine Hilfe. Kann ich vorbei kommen?" „Du doch immer, Kumpel. Soll ich etwas Shit pflücken gehen oder geht es heute um was anderes?" „Nein, ich brauch nicht deine Fähigkeiten als Marihuana Anbauer, sondern als Informant, näheres schicke ich dir gleich." Damit lege ich auf und starte meinen Wagen, den ich so schnell wie es möglich ist auf 100km/h hoch prügle. Ich fühle, wie das Adrenalin durch meine Adern strömt und genieße das Gefühl, welches dem der Freiheit noch am Nächsten kommt.
DU LIEST GERADE
How to catch a Free Spirit
ChickLitAnanda. Das freiheitsliebende, von Fernweh erfüllte Mädchen, das sich nichts Anderes wünscht, als niemals vergessen zu werden. Dean. Der selbstbewusste, reiche Junge, dem alle zu Füßen liegen und der es genießt immer und überall die Kontrolle zu ha...