3. Kapitel

45 7 0
                                    


Komm schon, Robin! Der Flieder Ton passt mit Abstand am besten zu mir und diesen Holztönen – gerade hinten im Schlafbereich.", antwortete ich mit überzeugter Stimme. Es war eine gute Woche vergangen seit meine Mutter mich vor die Tür gesetzt hatte und ich ihn kennenlernte.
Robin hatte mir Wort wörtlich den Arsch gerettet, als es mir anbot bei der Renovierung und dem Umbau des Busses zu helfen. Mit seinem Bruder, Elijah, hatte ich kaum gesprochen. Immer mal wieder ein Versuch des Smalltalks am Frühstücktisch und nie mit Erfolg, mehr als einen Entschuldigenden Blick von Robin hatte ich nie bekommen.

Mittlerweile erkannte man den alten Schulbus nur noch beim zweiten Blick. Nachdem wir alles raus gerissen hatten was nicht Niet und Nagelfest war, verpassten wir den Wänden einen neuen Anstrich und verlegten anschließend einen neuen Boden. Wildkirsche, wie mein Dad es geliebt hatte. Als nächstes folgte die Raumeinteilung, was schwerer war als gedacht. Doch durch viel Knobeln, Überlegen und Verschieben von Räumen waren wir auf ein annehmbares Ergebnis gekommen. So war vorne, hinter dem Fahrersitz das große Wohnzimmer mit Esstisch gedacht und die Küche gleich im Anschluss. Gleich neben der Küche sind die Abstellkammer und dahinter das Bad. An die Rückseite des Bades, schon im Schlafzimmer steht der Kleiderschrank gegen diese Wand. Hinten war dann mein Bett, aus Wildkirschholz im „Old-Look". Ich hatte mir das alles immer viel ungemütlicher vorgestellt – untauglicher. Doch meine Idee hatte immer mehr an Realität gewonnen und ich war wirklich zufrieden. Doch bisher standen nur die Grundrisse von Wänden, Küche und Bett. Die komplette Einrichtung war noch nicht ausgesucht. „LEIJAH!", Robin sah mich vorwurfsvoll an. „Ja?", ich zog das „a" deutlich in die Länge. Ich war mit meinen Gedanken schon wieder überall, nur nicht bei ihm. „Also, ich glaube das dir Flieder nicht lange gefällt – das wird dir gleich ‚too much' und dann darfst du noch mal alles kaufen. Wie findest du denn diesen Grünton?", fragte er, sichtlich motiviert das richtige für mich zu finden. Es war ein hellgrüner, fast schon giftgrüner Ton der aber nicht aggressiv wirkte, sondern viel mehr frisch und irgendwie, fröhlich. „Ja stimmt, der passt sicher auch gut dazu.", überlegte ich laut. „Okay, lass uns das mal ausprobieren! Das sieht sicher nicht so ‚ruhig' aus!", meinte ich und grinste ihn an. Er lächelte mich an und wir nahmen Vorhänge, Bezüge, eine Tagesdecke und Handtücher mit. Als nächstes ging es in die Küchenabteilung, wo ich nur das wichtigste schnell in den Wagen legte um das Geschäft schnell zu verlassen. Es war spät genug und jetzt wollte ich unbedingt heim.

Wie ein kleines Kind wartete ich in der Küche bis Robin mich rief. Ich stürmte nach draußen und riss die Tür von John auf. „Langsam! Langsam!", grinste er mich an. Er hatte bestanden den Bus so ein zu richten, mit all dem was wir uns heute gekauft hatten. Er hatte ein funkeln in den Augen, das mir zeigte das er sich mit mir mitfreute.

„Okay, Augen zu.", flüstere er und ich gehorchte. Ich hörte es rascheln und klicken, als dann leise die Stimme von Ed Sheeran durch die Boxen zu hören waren.

„Du kannst jetzt die Augen langsam aufmachen.", ich hörte in seiner Stimme wie er lächelte. Als ich die Augen geöffnet hatte sah ich ihm direkt in die Augen, das funkeln und die Vorfreude waren kaum zu übersehen. Mir stockte der Atem als ich meinen Blick von ihm löste und mich umsah. Ich stand jetzt beim Fahrerstuhl und mein Blick wanderte in meinem neuen Wohn- und Esszimmer so wie in der Küche rum. Das Grün passte perfekt hier rein, auch die Vorhänge scheinen nicht fehl am Platz. Er hatte alles eingeräumt und sortiert, man sah wie viel Liebe in der Arbeit steckte. „Das ist wundervoll", flüsterte ich als mein Blick von der Küche zu den Lichterketten an der Decke ging. Ich ging langsam nach hinten, bedacht kein Detail zu übersehen und als ich das Bett sah, löste sich eine Träne aus meinem Auge und floss mir die Wange runter. „Das ist so schön", wiederholte ich mich und legte mich aufs Bett. An die Decke hatte er Sterne geklebt, die in der Nacht leuchteten. Die Luke über mir war geöffnet und ich sah direkt in die klare Nacht heraus. „Danke!", sagte ich leise. Er setzte sich neben mich und als ich den Kopf an seine Schultern fühlte es sich richtig an, ich spürte seinen Atem gegen mein Haar. „Jetzt fängt dein Abendteuer erst richtig an, wie du es dir gewünscht hast. Es freut mich so, dass ich dich kennen gelernt habe und wenigstens auf diesem kleinen Abschnitt deines Lebens begleiten durfte. Und auch wenn du bald deine Sachen packst, vergiss mich bitte nicht.", er redete leise, als wollte er das nur ich diese Worte höre. „Versprochen!", flüsterte ich zurück. „Und wohin geht deine Reise als erstes?", wollte er wissen. „Ich würde die Reise hat schon längt begonnen, schließlich wohne ich seit zwei Wochen nicht mehr zuhause.", meinte ich. Es schmerzte noch, wenn ich darüber nachdachte. So sehr ich diese Frau verabscheut habe und sie nicht verstehen kann, warum sie ihre Meinung so penetrant mir gegenüber vertreten muss ist es immer noch meine Mutter. Robin fragte gar nicht ob ich mit ins Haus kommen würde, sondern wünschte mir nur eine gute Nacht, bevor er John verließ.

Am nächsten Morgen erwachte ich nicht, wie erwartet wegen Vogelgezwitscher oder den Sonnenstrahlen die mich in der Nase kitzelten. Nein, es war die aufgebrachte Stimme von Elijah die sich mit Robin stritt. Obwohl die beiden im Haus sein mussten hörte man es rumpeln. Als ich Robins Stimme vernahm, die noch aufgebrachter war als Elijah versuchte ich etwas zu verstehen, allerdings war es zu undeutlich. Beim näher kommen verstand ich nur den Wortfetzen „ihr Leben". Stritten die über mich? Mein Dasein? Sofort schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. In meinem Kopf duellierten sich die Möglichkeiten die ich hatte. Entweder ich ging, aber dann ganz, oder ich blieb und würde die Beiden damit konfrontieren das ich ihren Streit mitbekommen hatte. Nach einem kurzen Zögern entschied ich mich für den letzten Gedanken. Ich öffnete die Tür und sofort verstummten beide Stimmen, ihre Blicke lagen auf mir. „Guten Morgen!", sagte ich leise während ich Robin fixierte und biss mir auf die Zunge, warum wünschte ich einen guten Morgen, wenn ich sie beim Streiten gestört hatte. 100 Punkte. „Morgen.", brummte Robin und verließ mit einem kurzen Kopfnicken die Küche. Jetzt saß ich hier mit Elijah und spürte wie die Stimme immer angespannter wurde. „Du hast mir heute gar keinen guten Morgen gewünscht.", meinte Elijah plötzlich. Warum redete er genau heute mit mir? Etwas zu pampig antwortete ich schließlich: „Bin ich dazu etwa verpflichtet?" Ich sah das Funkeln in den Augen und gleich darauf antwortete er: „Ich finde es unverantwortlich das er dich alleine fahren lässt." Er senkte dabei weder den Blick oder sah weg. Er fixierte mich, ließ nicht von mir ab. „Ich bin keine zehn Jahre mehr alt. Außerdem, wen sollte ich bitte mitnehmen?", fragte ich skeptisch. „Es wäre ein Vorteil, wenn es ein Mensch ist. Ich weiß nicht ob du so gerne mit Aliens reist.", er klang belustigt. „Ich bin gerne alleine." Seine Augen musterten mich nicht mehr, sondern er fixierte mein Gesicht. „Wie du meinst – ich glaube nicht, dass das der Weg ist glücklich zu werden. Für dich jedenfalls nicht. Und falls dir das bewusst wird, komm wieder zurück. Du scheinst dich hier wohl zu fühlen.", die letzten Wörter flüstere er fast. „Woher willst du wissen wie ich mich hier fühle?", die Frage stand im Raum bevor ich es nur gedacht hatte. „Ich war nicht die ganze Zeit untätig, ich habe dich beobachtet. Und du hättest dich ruhig bedanken können, ich dachte mir schon das dir dieser Grünton gut gefällt.", er antwortete ruhig. Ich starrte ihn fassungslos an. Was hatte er denn jetzt mit dem Grün zu tun?

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

ElijahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt