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Dingelstädt, im Landkreis Eichsfeld im Bundesland Thüringen.

Die kleine Stadt hat 4.676 Einwohner auf einer Fläche von 20,4 Quadratkilometern mitten in Deutschland. Sie ist, wenn man mit dem Auto die A38 hinauf fährt, 98 Kilometer vom Brocken entfernt. Der Brocken ist ein 1.141 Meter hoher Berg im Harz, im Ort Wernigerode. Alles in allem eine bergige Gegend.

Oriellas Zuhause war dicht am Wald. Das gesamte Grundstück war groß und hatte zwei alte Scheunen direkt am Wald, das Wohnhaus war etwas näher der Stadt. Die Scheunen waren verbotenes Gelände, wegen Einsturzgefahr. Warum man sie dann nicht einfach abriss, war Oriella schleierhaft. Von der Scheune, die noch näher am Wald stand als die Erste, ging ein Weg in den Wald, den die Familie immer nahm, wenn Orietta besucht werden sollte. Vom Wohnhaus ab jedoch ging ein Weg hinunter in die Stadt. Über den Bahnübergang musste man und anschließend die Landstraße überqueren, um zum Bahnhof und dann auch in die Straße mit dem sonderlichen Namen "Siedlung" zu kommen. Von da ab gibt es bereits Läden, wie Ingrids Kosmetikstudio oder auch Elviras Friseursalon in der anschließenden Straße. Dingelstädt hatte auch ein eigenes Kino, im Club-D. Der war zwar klein und nicht wirklich modern, aber manchmal ging es, wenn man gerade keine Lust hatte mit der Bahn nach Heiligenstadt zu fahren. Dort, wo wirklich was los war, war im Süden von Dingelstädt. Man musste nur von der eben genannten "Siedlung" rechts in die "Birkunger Straße" einbiegen, diese dann bis zum Ende ablaufen und schon war man im Zentrum. Dort trafen sich nämlich die Birkunger Straße mit der Kerfstraße, der Lindenstraße, der Grabenstraße und der Straße "Anger". Wenn man an dieser Kreuzung angelangt war, bogen Oriella und ihre zwei Freundinnen Lynn-Sophie und Claire meist links in die Kerfstraße ein, denn dort war ihre Lieblingsbäckerei. Wenn sie allerdings Hunger auf etwas Warmes hatten, mussten sie rechts in die Lindenstraße abbiegen und dort in das Imbiss-Restaurant "Zum Lindeneck" gehen, oder geradeaus weiter in die Anger und dort wartete die Pizzeria "Avanti" mit mega Pizzen auf die drei Mädchen.

Doch heute wollten alle drei in das kleine Kino, was sich direkt an der Bahnhofstraße befand. Dort würde an diesem Tag ein Film über Hexen laufen, das wollten sie sich nicht entgehen lassen.

Das Kino war nicht wirklich luxuriös, doch Popcorn und eine Sprite bekam man. Der Film handelte von zwei Freundinnen, die Hexen waren. Sie stöberten etwas in ihrer Vergangenheit herum und fanden heraus, dass sie Schwestern waren und nach ihrer Geburt getrennt wurden, weil sie zusammen unglaubliche Macht besaßen. Sie probierten es heimlich aus, gemeinsam zu zaubern und holten aus Versehen den mächtigsten Hexer aller Jahrhunderte aus dem Tod wieder zurück ins Leben. Schließlich endete es damit, dass beide Mädchen ihre gemeinsamen Eltern während des finalen Kampfes verloren, aber die Welt vor einem bösen Schicksal bewahrten.

Oriellas Freundin Claire Bentley war ein edles und vornehmes Mädchen. Sie entstammte keiner adeligen oder besonders reichen Familie, aber ihre Eltern achteten sehr auf ihre äußerliche Erscheinung. Claire war eine Engländerin und die erste Luft, die sie einatmete, war die eines Southamptoner Krankenhauses. Ihr englischer Akzent war zwar nicht zu überhören, aber auch nicht besonders unangenehm. In Southampton lebte sie ihre sechs ersten Jahre, bis ihre Eltern und sie nach Deutschland zogen.

Lynn-Sophie ist in Kassel geboren worden, ihre Eltern arbeiteten nun beide dort als Architekten. Sie kamen ursprünglich aus Japan und hatten auch Verwandte dort. Sie waren eine fleißige Familie und der ältere Bruder von Lynn-Sophie studierte schon mit siebzehn Jahren Jura, da er die achte Klasse übersprungen hatte.

Alle drei Mädchen schlenderten nach dem Kinobesuch durch die Stadt, auf der Suche nach etwas Aufregendem, als wie aus dem nichts ein heftiger Wind aufkam und die drei Freundinnen fast weg wehte.
"OMGiiiiiii!?", kreischte Claire erschrocken, versuchte sich bei Oriella festzuhalten und riss sie mit sich zu Boden. Lynn-Sophie krallte sich im letzten Moment noch an den dünnen Ästchen eines armen Buschs fest, versuchte ihre umherflatternden Haare festzuhalten und lachte einfach nur laut los.
So eine plötzliche Windböe erschien irgendwie immer so am Monatsanfang, was schon sehr komisch war. Nachdem sich alle sicher waren, dass sie nicht mehr in Gefahr waren, vom Wind umgeweht zu werden, standen sie auf, strichen sich die Kleidung wieder glatt und sprangen aus keinem Grund jauchzend Hand in Hand über die Straßen und Wege.

Teezeit - Die italienische HexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt