Namenlose Seele

Ein normaler Schultag? (Teil 1)

Es war zehn vor Acht und der Mantelträger stand von der Bank auf, auf der er seit über einer Stunde sein Buch gelesen hatte, namens Feuer. Er verschlang es und war traurig, dass der Wälzer schon fast durch hatte. Er brauchte unbedingt ein Neues, aber woher. Vielleicht könnte ihm eine Klassenkameradin eines ihrer Bücher ausleihen, denn sie waren beide faszinierte Hohlbein-Leser. Aber nicht nur das Fantasy- und Thrillergenre hat es den beiden angetan. Meist redeten sie nur über Bücher.

Am Klassenzimmer angekommen, sah er, dass er mal wieder der Erste war und hörte das erste Klingeln der Schulglocke. Er liebte diesen Klang, es war wie Musik in seinen Ohren. Langsam trudelten auch seine Schulkollegen ein. Mit den männlichen Schülern hatte er kaum etwas zu tun. Es gab seine Gründe. Jetzt sah er auch Fiona. „Guten Morgen, wie geht's dir.", sagte er mit einem Lächeln. „Dir auch, mir geht's gut und dir?" Man merkte, dass sie sich Sorgen machte. Sah man ihm an, dass ihm immernoch etwas kalt war, fragte er sich. „Ach es geht schon, heute ist es etwas kälter als ich gedacht habe.", flunkerte er. Er mochte Fiona, sie war als Einzige gleich am ersten Tag freundlich zu ihm gewesen, obwohl er anders war. „Was haben wir eigentlich für eine Stunde", fragte sie nachdenklich. Fiona war öfters verplant in die Schule gegangen, weil sie meistens eher ans Lesen dachte als an alles andere. „In den ersten zwei Stunden Mathe, dann Geschichte und zuletzt Informatik. Heute ist mein Lieblingstag, ich liebe die Fächer.", sagte er mit einem breiten Grinsen. „Ach stimmt, heute ist ja Freitag. Ich hab mal so eine Frage. Hast du Lust dich heut mit mir zu treffen?", fragte Fiona beiläufig und wartete gespannt auf die Antwort. In diesem Moment kam der Mathelehrer. „Guten Morgen", sagte er mit dem gleichen Grinsen wie er sein Morgen eigentlich zu jedem sagte, es war eine Kombination aus falschem und echtem Grinsen und wenn man genau drauf achtete, wusste man, wen er mochte und wen nicht. „Ich antworte dir später Fiona, ok?", meinte er noch schnell zu ihr und betrat das Klassenzimmer.