Dark Love #RubinAward2017

Prolog

Ich starrte fassungslos in seine grüne Augen.

Die grünen Augen, die ich seit Kindestagen kannte.

Die grünen Augen, die ich nur noch in meinen schlimmsten Träumen vor mir gesehen hatte.

Ich hatte mich jahrelang vor diesem Moment gefürchtet.

Mir ausgemalt, wie es wäre, ihn wiederzusehen und mit ihm reden zu können.

Mir vorgestellt, wie er sich mir gegenüber verhalten würde.

Würde er Reue zeigen und sich entschuldigen wollen für alles was er mir angetan hat?

Oder würde er mich hassen und Rache nehmen wollen, weil ich ihn verraten und ins Gefängnis gebracht hatte.

Doch ich konnte nichts aus seiner Miene lesen.

Gar nichts.

Er hatte sich kein Stück verändert.

Er sah immer noch so aus wie früher und diese Tatsache schnürte mir die Luft zum Atmen ab.

Ich wollte immer nur ihn.

Ich hatte ihm so vieles verziehen. Dinge, die ihm niemand anderes verziehen hätte, aber ich hatte ihn geliebt.

Doch diese Liebe war erloschen.

Sie war immer schwächer geworden, mit jedem Schlag hatte er mich mehr und mehr verletzt.

Nicht nur physisch sondern auch psychisch.

Ich könnte und ich würde ihn nie wieder so ansehen wie vor ein paar Jahren.

Und trotzdem war ich nicht fähig den Blick von ihm loszureißen.

Ich hatte damals gedacht, dass ich ihn nie wieder sehen musste.

Aber jetzt stand er in Farbe und Hd-Auflösung vor mir und dieser Anblick überforderte mich.

"Emma", seine Stimme durchbrach die Stille.

Ich stand immer noch neben der Spur, während ich mich langsam in seinen grünen Augen verlor.

Seine Stimme, die meinen Namen sagte.

Wie oft hatte ich mir damals gewünscht, wieder meinen Namen aus seinem Mund hören zu können?

Und jetzt?

Jetzt erfüllte mich der Klang seiner Stimme mit Angst und Abneigung.

Mit Hass und mit verflossener Liebe.

Mit Trauer und Schuldgefühlen.

Es würde nie mehr so werden wie früher.

Er wusste es und ich wusste es ebenfalls.

Ich hatte einen kleinen Sohn und trug seit gestern den Namen Devany.

In meiner Welt hatte David keinen Platz mehr.

Und trotzdem ließ ich es zu, als er seine Arme nach mir ausbreitete und seine bitterlichen Schluchtzer seine Brust erschütterten.

Er war gebrochen und würde nie mehr ganz werden...