Kapitel 1

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Gähnend räckelte sich mein Kater Muerfi (Mörfi) auf meinem Bett, als ich mit einem Teller Nudeln in der einen und einer Tasse grünem Tee in der anderen Hand in mein Zimmer kam. Die Tür aufzubekommen war schon schwierig genug gewesen, aber jetzt Muerfi von meinem Bett zu bekommen, ohne ihn groß zu verärgern, war eine Sache für sich. "Muerfi, bitte geh weg." versuchte ich es höflich. Aber natürlich blieb er wo er war und machte sich noch ein bisschen breiter. "Einen Versuch war es wert." dachte ich bei mir und probierte eine andere Strategie aus. Da ich meinen Teller und meine Tasse nirgends abstellen konnte, um Muerfi einfach hochheben zu können, weil mein Zimmer nicht gerade das Ordentlichste war, hob ich langsam meinen Fuß, biss mir auf auf die Lippe und stupste ihm vorsichtig in die Seite. Böse sah er mich an und maunzte zur Bestätigung, aber er blieb, wo er war. Ich seufzte und stupste ihn noch einmal an. Dabei machte ich: "Ksch Ksch. Muerfi weg da. Setz dich unten auf das Sofa oder sonst wohin, aber nicht auf mein Bett. Ksch, komm schon!" Dann stupste ich ihn noch einmal in die Seite und genervt zog er ab, den Kopf und Schwanz hoch erhoben, seine Würde bewahrend. Froh meine Nudeln endlich verspeisen zu können, setzte ich mich und schaltete erst einmal meinen Computer an, um mit Mina skypen zu können. Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihr geredet, da Ferien gewesen waren und sie danach krank gewesen war... Oder vielleicht war sie ja auch noch länger im Urlaub gewesen, wo sie anscheinend keinen Empfang hatte, sonst hätte sie mich schon längst über alles informiert. Sie war eine echte Quasselstrippe. Ohne Punkt und Komma konnte sie, ohne einmal Luft zu holen, zwei Minuten lang reden, bevor sie eine kleine Atempause einlegte und weiterredete. Deswegen konnte sie anscheinend auch Geheimnisse nicht so gut für sich behalten, weil sie so gerne redete und alles mit allen teilen will.
Ich loggte mich ein und hoffte so sehr, dass wie üblich tausende von Anrufen reingekommen waren, von Mina, aber es herrschte gähnende Lehre... Ich hatte nur ein paar Nachrichten von Lukas und Faye bekommen. Sie fragten, ob ich morgen Zeit hätte und wir vier etwas zusammen machen könnten. Ich sagte ab, da meine Eltern morgen in der Oper sein würden und ich auf das Haus aufpassen sollte und legte meinen Laptop wieder weg.
Die Nudeln verspeiste ich, als hätte ich Monatelang nichts zu essen bekommen.

The white WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt