Gegen den Strom schwimmen

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Das erste was mir zum Thema „gegen den Strom schwimmen" einfällt, ist eine kurze, süße Geschichte, die der ehemalige YouTuber Taddl in seinem Buch „What the Fact?!" erzählt. In der Geschichte geht es um ein Eichhörnchen, welches zum Einen eine Abneigung gegen Nüsse hat und daher ausgegrenzt wird, zum Anderen, aber sehr gerne mit seinem bauschigen Schweif malt und dabei so viel Freude hat, dass es das Leben als Außenseiter gern in Kauf nimmt.

Taddls Resümee ist, dass „Individualität [...], wenn sie nicht erzwungen wird, das Schönste auf diesem Planeten" ist. „Denn der, der das tut, was er tun will, geht darin auf, während der, der das tut, was andere tun wollen, langsam untergeht und sich selbst verliert." Ich mag die Geschichte und ihr Resümee unglaublich gerne und denke, dass die Feststellung am Ende sehr wichtig ist und man sich manchmal mehr danach richten sollte. Taddl und auch einige der Menschen um ihn herum leben nach dieser Art, nicht das zu machen, was Andere wollen, sondern einfach das zu machen, was sie wollen. Einfach mal alle YouTube Videos löschen, alle Tweets löschen, nichts mehr von sich hören lassen. Wie Taddl so schön in Mula rappt: „Ich bin einer der Typen, der immer mal wieder sagt, dass er keinen Fick gibt." Eben das machen, was man selbst will und nicht darauf achten, was die Anderen davon halten.

„Gegen den Strom schwimmen" heißt eben nicht das zu machen, was alle machen, nur weil es eben alle machen. Man muss keinen Alkohol auf der Party trinken, nur weil alle, die da sind, Alkohol trinken und man muss auch nicht rauchen, nur weil es eben alle machen. Eben einfach nicht diesem Gruppenzwang nachzugeben, das ist was „gegen den Strom schwimmen" aussagt. Denn nur weil etwas Andere scheinbar glücklich macht, heißt es noch lange nicht, dass es uns auch glücklich macht.

Damit einher geht auch, dass man Grenzen setzt. „Bis hier und nicht weiter!" Nur weil etwas für Andere in Ordnung ist, heißt es nicht, dass es für einen selbst nicht ein Tabu sein kann. Man muss seine eigenen Grenzen setzen und kann nicht einfach die der Anderen übernehmen, denn sie sind nicht zwangsweise auch für einen selbst passend.

Auch Menschen anderer Sexualitäten schwimmen gegen den Strom. Zumindest aus der Sicht, derer die Heterosexuell sind. Gegen einen sehr starken sogar, denn nicht nur, dass sie eben „einfach" anders sind als die Anderen, sondern sie werden oft auch nicht akzeptiert. Denn viele Menschen haben Vorurteile gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung, wenn es nicht sogar schon Hass gegenüber ihnen ist. Natürlich ist es ganz besonders in so einem Fall einfacher mit der Masse zu gehen, aber glücklich werden Menschen, die ihre Sexualität ablehnen, da sie nicht gegen den Strom schwimmen wollen, vermutlich nicht werden. Denn „wer sein Wesen und seine Bestimmung erkennt, der wird leben. Wer dagegen seine Bestimmung verkümmern lässt, wer sich selbst nie wirklich kennen lernt, der wird sich nicht nur nicht entfalten können, er riskiert auch, dass das nicht Gelebte ihn vom Leben fernhält." /Ursula Nuber, Das bin ich!).

Selbstverständlich kann man nicht immer gegen den Strom schwimmen. Nicht nur, dass es meist viel anstrengender ist gegen den Strom zu schwimmen, es kann auch gefährlich werden. Beispielsweise fahren Geisterfahrer wortwörtlich gegen den Strom und gefährden somit sowohl sich selbst, als auch alle, die mit dem Strom fahren.

Ein Mörder könnte ja auch sagen. „Ich bin halt anders und für mich ist das so gut.", aber ist das noch „gegen den Strom schwimmen"? Nein! Das geht einfach nicht! Es gibt Gesetze, Regeln und Moral gegen

die man sich einfach nicht richten darf. Bei ihnen hat es nichts mehr mit Individualität zu tun, wenn man sich gegen sie richtet.

Gegen den Strom schwimmen ist gut, aber eben nur in Maßen! Und dessen sollte man sich immer bewusst sein!

Gegen den Strom schwimmen heißt unabhängig sein. Unabhängig von dem, was Andere denken. Ist man unabhängig von den Gedanken anderer und lässt sich nicht davon leiten, was Andere wollen, dann kann man gegen den Strom schwimmen. Und wenn man auch mal gegen den Strom schwimmt, weil es der eigenen Meinung mehr entspricht, dann kann man sich selbst verwirklichen und seine Individualität ausleben!

Der heutigen Jugend wird oft vorgeworfen, sie könne nicht mehr „Nein!" sagen, nicht mehr gegen den Strom schwimmen. Sie würden „jede Bedingung, jede eingespielte Dummheit, jede ethisch bedenkliche Praxis" akzeptieren. Sie seien so erzogen und so darauf fixiert im „Haifischbecken" der Arbeitswelt zu überleben, dass sie sich anpassen ohne auch nur daran zu denken gegen den Strom zu schwimmen.

Dabei ist es wichtig, gerade auch in der Öffentlichkeit, beispielsweise in der Politik, seine Stimme zu erheben und gegen den Strom zu schwimmen. Nicht der Hetze gegen Flüchtlinge nachgeben zum Beispiel, sondern sich stattdessen ganz bewusst für mehr Rechte für die Flüchtlinge einsetzten. Sagen, was einem an der Politik nicht passt und sich gegen Politiker oder Parteien wie Donald Trump oder die AfD erheben und nicht mit dem Strom der Anhänger gehen. Die Politik ist ein Ort an dem man sich trauen muss auch mal gegen den Strom zu schwimmen um vielleicht auch etwas besser zu machen. Denn es bringt nichts Probleme vor sich her zu prokrastinieren, nur weil die Lösung dafür gegen den Strom geht!

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