Tristan

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Nach der Stunde war ich froh Englisch, Mathematik und Informatik ohne Tristan, nur mit meinen Freundinnen verbringen zu können. Englisch hatten wir gleich zwei Stunden am Stück und wir besprachen (nach dem typischen Organisatorischem) englische Gedichte. Völlig in diese wunderschönen englischen Liebesgedichte vertieft dachte ich nicht mehr an Tristan sondern an Mark, welcher zu meinem Glück in meinem Englischkurs war. So verwandelte sich der gutaussehende Mark in den armen Bauersjungen, der seiner Prinzessin dennoch den Hof machte. Die Prinzessin, die in diesem Falle ich war, zögerte zunächst, weil ihr böser Königsvater einen Prinzen für sie vorgesehen hatte. Dann in der letzten Herzzerreissenden Strophe gesteht die Prinzessin dem Bauernjungen ihre Liebe und sie heiraten (zwar gegen den Willen ihres Vaters aber das ist ein unnötiges Detail). In der heutigen Zeit stellte ich mir das allerdings so vor: Ich stehe oben am Fenster einer Papp-Burg ich bin zwar die Prinzessin aber nur in einem Theaterstück, Mark ist natürlich der mutige Prinz der mich rettet, Romeo oder der arme Bauernjunge (das Skript ist noch nicht geschrieben). Auf jeden Fall haben wir einen wunderschönen Theater-Film Kuss auf den ich schon die ganzen Proben lang gewartet hatte, während wir uns küssen, das Publikum gespannt auf uns sieht und das Licht uns in einen schönen Schleier legt merk Mark, mein Mark, das er mich liebt und er nur zu blind war das zu bemerken. Nach der Vorführung wird er mich abfangen und mir dann (im echten Leben) seine Liebe gestehen, Lydia würde er in einem riesen Drama die Meinung geigen und ihr sagen wie viel besser ich doch bin. Anna würde neben mir stehen und mich anstupsen, warte anstupsen? "Erde an Cassie?!", Anna sah mich streng an, "Starr Mark doch nicht so auffällig an."

"Tschuldige, war in Gedanken", murmelte ich und das war dann auch schon das interessanteste was mir noch so passierte. Naja bis zu der Mittagspause.

Wir aßen also alle an unserem Stammtisch in einer gemütlichen Ecke das Kantinenessen, bis Tristan auftauchte.

"Habt ihr Frau Halmer gesehen?", lachte Sophie, "Sie hat sich die Haare jetzt PINK gefärbt." Sie lag förmlich auf dem Tisch so schüttelte sie sich vor Lachen. Gut gelaunt stiegen wir in ihr Lachen mit ein, "Und Herr Kramwood hat neuerdings eine Langhaarfrisur", lachte Anna.

"Schon witzig wie sich alle verändern, Tyson zum Beispiel ist endlich durch den Stimmenbruch und ihm wachsen Barthaare", Jasmin sah uns belustigt an.

Sophie grinste, "Stimmt das hab ich auch gesehen, der gute könnte ruhig mal anfangen sich zu rasieren". Einstimmig lachten wir, Laureen grinste Jasmin verschwörerisch an während sie sich eine Gabel mit Nudeln in den Mund schob.

"Was ist denn? Verheimlicht ihr uns etwa was?", fragte ich die beiden, die darauf ein ominöses Zwinkern austauschten. "Also?", hakte ich nach.

"Ich meine ja nur. Dein Tristan braucht sich keine Sorgen zu machen auf unserer Lästerliste zu landen", Laureen grinste mich an.

Der Typ könnte locker als Männermodel durchgehen, meinte Jasmin.

Ich stockte und war kurz davor mich an meinen Nudeln zu verschlucken, Tristan hatte ich schon komplett vergessen, "Jetzt mal ganz langsam, er ist mit Sicherheit nicht mein Tristan und zweitens sieht er gar nicht so gut aus. Es gibt Millionen Typen die besser aussehen als er."

"Wirklich? Gibt es die? Darf ich mich setzten?" Verwirrt sah ich hoch, mein Körper reagierte noch bevor ich ihn gesehen hatte denn sofort bekam ich einen roten Kopf mit dem dazugehörigem Herzstillstand.

"Klar darfst du."

"Setz dich ruhig", meine Mädels gaben ihr einstimmiges Einverständnis. Finster blickte ich ihn an, Tristan hielt sein Tablet in den Händen und schob sich gegenüber von mir neben Jasmin, die ihn als erste gebeten hatte sich zu setzten. Nur weil ich gerade so in Fahrt war schickte ich ihr auch einen finsteren Blick. Tristan sah mich an, die Gabel, die sich noch vor wenigen Sekunden auf dem Weg in meinen Mund befunden hatte, erstarrte und senkte sich zurück auf den Teller. Mir war der Appetit gründlich vergangen.