Lehre

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Es dauerte eine Weile, bis ich nach dem Vorfall wieder normal mit Sir Hellsing und den Anderen redete. Arthur bat mich ihn zu verstehen, doch ich konnte dafür absolut kein Verständnis aufbringen. Als würde Alucard plötzlich Amok laufen oder dergleichen. Und wenn sie das wirklich glaubten, konnten sie mich genauso gut wegsperren. Irgendwann wuchs Gras über diese Sache und alle Parteien bewahrten Stillschweigen darüber. Missionen gab es in der Zwischenzeit keine mehr. Außerdem wurde das Ereignis aufgrund eines Anderen schier unbedeutend. Sir Hellsing's Frau, die er vor kurzem geheiratet hatte, wurde schwanger und Sir Hellsing schien langsam zu begreifen, was das Vater-Sein mit sich brachte. Er wurde, zumindest etwas, ernster und besonnen. Das besorgniserregende war allerdings neben der Schwangerschaft, der schwächliche Zustand der zukünftigen Mutter. Es war kaum anzunehmen, dass sie die Geburt überleben würde. Arthur sorgte sich natürlich um das Wohl seiner Frau und seines Kindes. Walter und ich standen ihm so gut es ging zu Seite in diesen schweren Zeiten, besonders als an dem Tag, an dem das Kind geboren wurde, seine Frau tatsächlich starb. Doch für Trauer blieb kaum Zeit, schließlich wollte das Frischgeborene auch versorgt werden. Zugegeben waren sowohl Arthur als auch ich mit der Situation ziemlich überfordert, doch Walter wusste einiges zur Kindespflege beizutragen und gab zu diesen Gelegenheiten überflüssigerweise einige meiner Kindheitsgeschichten zum Besten.

Doch alle Anstrengungen und Bemühungen lohnten sich, denn das Mädchen, welches Arthur Integra Fairbrook Wingates genannt hatte, wuchs zu einem lebhaften und selbstbewussten jungen Mädchen heran. Ich fand, dass die drei Vornamen etwas zu viel des Guten waren, aber das ist nicht die Schuld der jungen Generation. Da Sir Hellsing des öfteren zu beschäftigt war, um sich um seine Tochter zu kümmern, lag es an mir das Kind im Auge zu behalten. Das stellte sich als schwieriger heraus als es klang. Gerade lief ich wieder suchend durch das Gebäude, als mir Thomas grinsend entgegen kam. Er schien zu wissen, nach wem ich suchte und fragte: „Na, Mädchen? Wieder auf der Suche nach der jungen Dame?" Ich nickte erschöpft. „Kaum sieht man wo anders hin, ist sie schon wieder weg." Dann erwiderte ich sein Grinsen. „Sie hält einen ganz schön auf Trab." „Na dann.", meinte Thomas, nachdem er mir auf die Schulter geklopft hatte, „Viel Spaß noch." „Werde ich haben.", antwortete ich ironisch und setzte meine Suche fort. Dann hörte ich das Geräusch von Wasser, welches in einem Eimer schwappte. Ich lief zum Ursprung des verdächtigen Geräusch und konnte Integra gerade noch daran hindern, ihrem Onkel einen Eimer Wasser über den Kopf zu gießen. Wie auch immer sie es geschafft hatte, den Eimer an der Decke zu befestigen und das ganze Konstrukt mit einem Seil zu verbinden, um daran im richtigen Augenblick zu ziehen, sodass sich der Inhalt über Richard's Kopf ergoss. Vor uns stand ein wütender und glücklicherweise trockener Richard. „Was hat das zu bedeuten?", fragte er scharf. Ich stellte mich schützend vor Integra. „Nur eine kleine Kinderei, also tun Sie es bitte auch als solche ab."

Wie ich es hasste diesem Mann all meine Freundlichkeit entgegen zu bringen und ich hätte ihm das kalte Bad aus vollem Herzen gegönnt, aber leider verlangte es die Etikette, dass man Gäste höflich behandelte und das beinhaltete auch, dass sie trocken blieben. Richard erwiderte nichts, sondern ging nur grummelnd seines Weges. Ich atmete erleichtert aus, als er verschwunden war und widerstand dem Drang ihm nachträglich die Zunge raus zu strecken. Integra sah mich trotzig an. „Du bist gemein." Ich grinste schief und sagte: „Tut mir Leid Ihnen die Freude zu verderben, junges Fräulein, aber solche Streiche darf ich nicht gestatten. Ihr werter Vater wäre damit sicherlich nicht einverstanden." Das entsprach vermutlich nicht ganz der Wahrheit. Wahrscheinlich hätte sich Arthur über seinen Bruder, der wie ein begossener Pudel vor ich stand, amüsiert. Integra's Mundwinkel zogen sich noch weiter nach unten. Sie war wirklich ein ziemlicher Dickkopf und wusste normalerweise ihren Willen durch zu setzen. „Im Übrigen soll ich von Ihrem Vater ausrichten, dass die Süßigkeiten ausbleiben, wenn Sie kein besseres Benehmen, besonders Ihrem Onkel gegenüber an den Tag legen.", fügte ich hinzu, „Und die Aktion von vorhin trägt für eine Verbesserung nicht gerade bei." Störrisch legte Integra ihre Stirn in Falten. „Wenn du das Vater petzt, dann sorge ich dafür, dass du den ganzen Tag draußen verbringen musst." Aufgrund dieser versuchten Drohung musste ich unwillkürlich auflachen, ehe ich mich besorgt umsah, ob nicht Richard zurück gekehrt war und zugehört hatte. „Sie müssen noch eine Menge lernen, junges Fräulein. Das Sonnenlicht schadet mir kaum." Und in der Tat konnte ich tagsüber das Gebäude verlassen, allerdings riskierte ich, neben einem temporären Kräfteverlust, einen heftigen Sonnenbrand. „Und denken Sie daran, dass Sie Ihrem Vater versprochen haben, mein... wahres Wesens gegenüber Ihrem Onkel nicht zu erwähnen." Allmählich kam sie wieder zur Vernunft und nickte geknickt.

Hellsing ~A Deathangel Midian~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt