Kapitel 1. Der betrunkene Junge in meinem Bett

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D A T U M: 21

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D A T U M: 21. APRIL

Es ist komisch, dass man erst wertgeschätzt wird, wenn man tot ist.

Auch wenn man diese Wertschätzung gar nicht verdient hatte.

Casy Charlins, sie, zum Beispiel, hatte die Wertschätzung nicht verdient. Sie war ein Monster, eine Lebenszerstörerin und ... meine Cousine. Ironischerweise wollten sie sogar viele, vor ihrem Tod, tot sehen. Sie hatten Casy gehasst ... oder geliebt. So war halt Casy; man liebt sie oder man hasst sie.

April, meine drei Jahre jüngere Schwester, war einer ihrer Opfer. Sogar ihr Liebling.

Tag für Tag schikanierte sie meine Schwester, Tag für Tag musste sie mir ausreden, nicht gleich zu Mum und Dad zu gehen und ihnen alles zu erzählen.

Einmal ging sie aber zu weit. Sie schmiss vor meinen Augen, das Essen meiner Schwester auf den Boden und sagte, ich zitiere Leck es auf. April sprangen Tränen aus dem Gesicht, während sie versuchte wegzukrabbeln oder aufzustehen, aber Casys hirntote Freunde versperrten ihr den Weg. Lächelnd wiederholten sie Casys Forderung Ja, leck es auf, komm schon ; Mach schon drängte sie der Andere mitlachend.

Wisst ihr was ich gemacht habe? Ich bin auf Casy zugerannt und habe sie mit dem Buch, in meiner Hand, blutig geschlagen. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren, sie konnte nicht mehr atmen. Ihre dummen Freunde packten mich aggressiv weg von ihr. Obwohl sie blutete, laut und langsam atmete, grinste sie mich teuflisch an. So, als ob sie kein Schmerz verspürt hätte oder nur ganz kurz.

Ich half April auf und wir verschwanden nach Hause. Dort konnte sich April nicht mehr kontrollieren und weinte sich in meinen Armen aus.

Danke, Gray Kam es aus ihr raus, während sie weinte. Sie weinte aber nicht direkt wegen dem Vorfall, der Vorfall war nur ein kleiner Faktor. Vielmehr weinte sie, weil sie wusste, dass es schlimmer werden würde, was es auch dann wurde.

Und genau zu diesem Zeitpunkt und zum ersten Mal hatte ich mir, mehr als alles andere ihren Tod gewünscht.

„Hör' doch endlich auf.", schreie ich, während ich mein Kissen gegen mein Gesicht drücke. Denkt ihr, man kann sich selbst ersticken? Die Option finde ich gerade sehr verlockend. Der Vogel, der seit zwanzig Tagen, mit seinem Schnabel gegen meine Fensterscheibe klopft, raubt mir den letzten Nerv. Am Schlimmsten ist es, wenn es morgen ist und ich mein Fenster öffne, um mein Zimmer zu lüften. Ich könnte diesen Vogel glatt zu einem Chickenwing machen, wenn ich ihn so unschuldig stehend am Baum sehe.

Manchmal, eigentlich nur, wenn ich vollkommen dicht bin, bin ich davon überzeugt, dass der Vogel Casy ist. Dass die Hindus vielleicht doch Recht hatten .... aber dann erinnere ich mich an Casys schlechten Gesang und das, wenn sie wirklich wiedergeboren wäre, jetzt hier irgendwo als Wurm herumkriechen würde.

"Hör auf, du fliegendes Stück Scheiße" Brülle ich.

Als Antwort bekomme ich ein leises tiefes Lachen, welches fast schon nicht hörbar war.

Das lässt meine Augen öffnen und sofort heißt mich die Dunkelheit herzlich willkommen.

Mein Verstand ist leicht benebelt, als ich mich leise frage Habe ich gerade wirklich ein tiefes Lachen gehört? Und von meinem Bett aufstehe.

Das Klopfen wird jetzt lauter, meine Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit, weswegen ich mein Fenster besser erkennen kann.

Das klang jetzt nicht mehr wie ein Vogel...

Durch das weiße stramme Band ziehe ich die Jalousien hoch.

Was ich sah raubt mir den Atem.

Es ist Parker Mikael, der schwarzhaarige Junge lag gestreckt auf meinem Baum.

"Hey.", winkt er mir zu und lächelte noch breiter "Willst du denn deinen besten Freund nicht rein lassen?" Hört man schwach, weswegen ich mein Fenster öffne.

Durch die plötzlich Konfrontation mit dem kalten Wind, zitterte ich.

"Wir sind keine Freunde-.", versuche ich zu erklären, doch sein kalter Finger auf meinem Mund stoppte meinen Redefluss.

"Psssh!" Seine Hand roch nach Alkohol.
Er roch nach Alkohol.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, klettert er in mein Zimmer.

"Ich glaube, das ist strafbar..."

"Was?"

"Dein Einbruch ... "

"Ich bin nicht eingebrochen.", grinst er, wie ein kleiner Junge. "Ich wollte nur meine beste Freundin besuchen!"

Ich komme ihm näher und starrte in seine Augen"Bist du high?"

"Nein." Oh doch, ist er.

"Fingerchen weg", singt er lachend "Even though I'm irresistibleeee" , tief, zu tief. Seine Stimme wurde ganz rau.

"Parker verschwinde. Wenn dich meine Mum findet, dann ist Ned Stark nicht der einzige Kopflose", leicht, durch Schubserei, versuchte ich ihn zum Bewegen zu bringen. Doch er blieb immer noch auf dem selben Platz- naja, bis er sich plötzlich auf mein Bett legt und sich seitlich krümmt.

"Gute Nacht, Mum," gähnt er laut. "Weck mich, wenn die Welt nicht mehr psmt und aufhört ständig ihre Farben zu wechseln"

Wütend presste ich meine Zähne zusammen. Ich war müde. Ich wollte schlafen. Warum musste ausgerechnet ihr Ex, Casy Charlins's Ex, hierher kommen. Hat er keine Freunde?

Zuallererst ließ ich ihn rein, weil er spontan in mein Zimmer kletterte. Na klar hätte ich sein Eindringen irgendwie aufhalten können, aber das Resultat wäre dann, dass er vom Baum fällen würde.

Alle Kollateralschäden würde ich jetzt in Betracht ziehen. Alles nur nicht, dass meine Mutter um zwei Uhr Abends den Ex Freund meiner toten Cousine auf meinem Bett wiederfindet.

"Parker!" Brüllte ich, doch er war bereits eingeschlafen.

Das Blut rauscht in meinen Ohren, während sich meine Augenlider, vor Müdigkeit, schließen.

Ein Gähnen entnimmt mir meine letzte Kraft.

Ohne weiter zu diskutieren schnappe ich sein, mein Kissen und zog meine Decke weg. Ich machte es mir so bequem, wie es geht, auf dem Boden, aber nicht bevor ich meinen Wecker stellte, um Parker vor dem Aufwachen meiner Mutter rauszuschmeißen.

The miseducation of the last 90s kidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt