Kapitel 1

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"Lucy!", brüllte mein Onkel. "Jaja", rief ich zurück. Ich nahm noch schnell meinen Rucksack und ging die Treppe runter zu meinem Onkel, der schon an der Haustür wartete. "Ich werde es hier echt vermissen. Das wwar schon 7 jahre lang mein zuhause. Wieso müssen wir überhaubt wegziehen?", fragte ich Lars meinen Onkel. "Ich weiß, dass du dich hier wohlgefühlt hast, aber ich habs dir doch schon oft erklärt. Wir müssen nach ... , weil wir vorsichtig sein müssen und dort habe ich Freunde, die uns helfen können." Ich seufzte: "Ja, ich weiß." Wir stiegen ins Auto und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Von meinen wenigen Freunden hatte ich mich schon gestern verabschiedet. Der Flug war schnell vorbei. Nachdem wir unseren Gepäck geholt haben, gingen wir in die Empfangshalle. Lars hielt nach jemanden ausschau. Da ich aber nicht wusste, nach wen, konnte ich ihm nicht helfen. Dann bemerkte ich eine Person aus dem Augenwinkel, die sich auf uns zubewegte. Er trug einen Anzug, sodass ich mich anspannte. Ich schaute hoch zu Lars. Er schaute ebenfalls zur Person, war aber nicht angespannt und ging auf diesen Menschen zu, wobei er ihm die Hand reichte: "Hallo Gerhard. Lange nicht mehr gesehen." "Es ist echt lange her, Sir Lars", antwortete ihm der Mann. Ich betrachtete ihn genauer. Er war um die 60 Jahre und sah nicht wirklich bedrohlich aus. "Gerhard darf ich dir Lucy vorstellen?", stellte mich Lars Gerhard vor. Ich lächelte ihm zu und reichte ihm meine Hand. "Ach sie sind also die berühmte Miss Lucy. Ich habe schon viel von ihnen gehört. Ich habe ihre Eltern gekannt. Zwei ganz tolle Personen. Ihr Verlust ist echt tragisch. Mein Beileid. Sie haben eine erschreckende Ähnlichkeit mit ihrem Vater, wenn ich das sagen darf.", erzählte er. Ich hielt mein Lächeln aufrecht, obwohl ich innerlich eine Träne vergoss: "Ja, das kriege ich oft zu hören.", antwortete ich ihm.

„Lucy, Gerhard ist ein alter Freund unserer Familie. Man könnte auch sagen, dass er sowas wie ein Butler ist.", erklärte mir Lars. „Ich kann mich nicht beklagen und mir macht es ja auch Spaß.", pflichtete Gerhard bei.

Nach diesem Gespräch verließen wir die Halle und machten uns auf den Weg zum Parkplatz. Dort steuerten wir auf einen Jeep zu. „Seit wann fährst du denn so einen Auto Gerhard?", fragte mein Onkel ihn. „Nunja. Man muss sich ja der Gesellschaft anpassen.", antwortete er auf die Frage. Ich lächelte amüsiert und mein Onkel prustete laut los: „Alles klar."

Auf der Autofahrt saß ich hinten und schaute aus dem Fenster, während die anderen beiden über irgendwas unwichtiges redeten. Ich würde ein neues Leben anfangen. Wenn man das überhaupt leben nennen kann. Ich hatte nie wirklich Freunde. Keine beste Freundin, mit der ich über alles reden konnte. Natürlich hing ich der Schule mit paar Leuten ab, aber das waren noch lange keine Freunde. Ich ließ aber auch niemanden an mich ran. Das konnte ich mir einfach nicht erlauben. Es kam auch mal vor, dass ich Eiskönigin oder so genannt wurde, da ich immer Eiskalt war. Ohne jegliche Gefühle. Niemand konnte hinter meine Maske blicken. Ich legte sie kaum ab. Nur ab und zu, wenn ich alleine war und keine Energie mehr hatte. Mein Onkel sah mich auch nicht so oft ohne dieser Maske. Klar, als ich klein war, war ich noch nicht so Emotionslos. Da waren die Wunden ja noch ganz frisch. Aber nun war ich nicht mehr die kleine hilflose Lucy. Nein, ich wurde zur Eiskönigin. Kalt, Gefühlslos und Angst vor nichts. Ich zeigte keinen Schmerz. Das war eine große Schwäche. Genau, wie die Angst. Ich wurde ausgebildet, keine Angst zu zeigen. Denn wenn dus tust, bist du eine leichte Beute für deine Feinde. Deshalb wurde ich so, wie ich bin. Und wenn es soweit ist, nehme ich Rache dafür, was SIE meinen Eltern angetan haben. Was sie mir angetan haben! Ich bin ohne Eltern aufgewachsen. Natürlich hat Lars die Vaterrolle, so gut es ging, übernommen, doch trotzdem war er nicht mein leiblicher Vater. Ich hatte keine richtige Kindheit. Für all das sollten sie büßen! Für einen Kind ist es das schlimmste, zu sehen, wie die Eltern vor den eigenen Augen umgebracht werden. Ein Kindheitstrauma! Früher hab ich jeden Tag geweint deshalb. Ganze 8 Jahre sind seitdem vergangen.


Hinter jeder Maske steckt eine VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt