Alltag

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Roana stell ich mir als Emilia Clarke vor.

Alltag

Die Sonne stand bereits hoch als Roana das Haus der alten Myrte verließ. Diese litt an Wundschwund und wurde von ihr und ihrer Mutter bestmöglich behandelt. Jedoch wurde bisher noch keine endgültige Heilung gefunden und so konnten sie nur die Schmerzen lindern und nicht die Krankheit heilen.

Eigentlich war heute ein schöner Tag befand Roana und wünschte sich sie hätte den Nachmittag frei um die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes zu genießen. Doch ihre Arbeit für den heutigen Tag war noch nicht erledigt und so musste sie ihre Mutter noch bei einer weiteren Behandlung helfen.

"Kommst du heute noch oder willst du noch weiter den Himmel anstarren?", fragte ihre Mutter sie und strahlte dabei über das Gesicht.

"Ja, Mutter. Ich wollte nur kurz die frische Herbstluft einatmen bevor wir wieder  weiter machen. Ich hoffe du bist nicht wütend."

"Ach, Kindchen. In deinem Alter war ich auch nicht viel anders. Glaub mir wenn du mal so alt bist wie ich siehst du die Welt mit anderen Augen. Und jetzt komm. Die Leute heilen sich nicht von selbst."

" Ja, Mutter.", antwortete Roana und folgte ihrer Mutter welche bereits auf dem Weg zur nächsten Patientin war.

Als sie bei dem Haus dieser ankamen wartete bereits der Mann der zu Behandelnden auf sie um sie herzlich zu begrüßen und sie in das Haus zu führen.

"Kommt schnell! Meine Frau liegt schreiend im Bett und ich kann sie nicht beruhigen oder ihr helfen. Ich glaube sie bekommt das Kind.", warnte uns der Gatte der Schwangeren.

Roana folgte ihrer Mutter schweigend in das Haus und freute sich bereits innerlich auf ihre erste Geburt. Sie hatte bereits bei der Geburt ihres Neffen zuschauen gedurft aber dies war das erste Mal, dass sie sich aktiv dabei beteiligen durfte.

"Ruhig ein und ausatmen.", mahnte ihre Mutter die Schwangere und versuchte sie zu beruhigen.

"Alles wird wieder gut, du schaffst das. Spätestens in ein paar Stunden hälst du deine Tochter oder deinen Sohn in der Hand.", redete ihre Mutter auf sie ein.

Roana stand neben der Frau und hielt ihr beruhigend die Hand. Als die Wehen immer stärker und in geringen Abständen kamen ruf ihre Mutter sie zu sich damit sie ihr während der Geburt zur Hand gehen konnte.

Als das Baby endlich das Licht der Welt erblickte war nicht nur die Mutter des Neugeborenen erschöpft sondern auch Roana. Jedoch strahlte diese über das ganze Gesicht als ihr die Mutter ihr Kind in die Hand drückte und sie in die niedlichsten Augen der Welt blicken konnte. Der Junge war jetzt schon ein Herzensbrecher und Roana wollte nicht wissen wie es mal später aussehen würde. Der stolze Vater benannte seinen Sohn nach seinen verstorbenen Vater Albert. Als Roana den Jungen seinen Eltern wieder zurück gab verspürte sie ein Stechen in der Brust. Das Bedürfnis nach einer Familie war durch das Halten des Kindes umso größer geworden und wieder einmal wünschte sie sich, sie wäre eine ihrer Schwestern und hätte das Glück in folge einer Familie bereits gefunden.

Als Roana sich am Abend oder besser gesagt in der Nacht sich in ihr Bett legte dachte sie noch lange über die Bedeutung einer Familie nach und ihren Wunsch nach eben dieser. Bereits seit letztem Sommer sehnte sie sich nach dem Gefühl der bedingungslosen Liebe und dem Muttersein. Igor, ein junger Mann aus dem Dorf hat ihr bereits vermehrt Avancen gemacht welche sie nur liebend gern annahm. Jedoch hatte ihr Vater ihnen bis jetzt noch nicht die Zusage für eine Hochzeit gegeben. Aber spätestens an ihrem 18. Geburtstag würde er dies tun und damit ihrem Streben nachgeben.

Von Tag zu Tag sehnte Roana diesen Tag herbei. Sie und Igor würden dann in das ehemalige Haus seiner Großmutter ziehen und dieses dann hoffentlich bald wieder mit neuem Leben erwecken. Doch bis zu diesem Tage müsste noch der Winter vorbeigehen und der war bekanntlich hart. Nicht selten kam es vor das Manche der Dorfbewohner der Kälte erlagen und manchmal waren auch Leute im besten Alter betroffen. Erst letzten Winter war unter den Kälteopfern der beste Freund von Roana gewesen. Er zählte damals erst 16 Sommer und hatte einen starken Körperbau. Ein Jagdausflug wurde ihm zum Verhängnis. Er hatte sich verirrt und kam in einen Schneesturm, durch welchen er an einer Erkältung litt. Leider verschlechterte sich seine Situation von Tag zu Tag und binnen zweier Wochen musste sie ihn begraben.

Roana fing an zu weinen. Sie dachte nicht gerne über Olaf und sein Schicksal nach. Und wenn sie es tat ging es ihr am darauf folgenden Tag so schlecht, dass sie zu nichts zu gebrauchen war. Sie versuchte wieder an gute Zeiten zu denken, an den Spaß den sie miteinander hatten, an die Scherze die sie miteinander getrieben hatten und vor allem die Stunden die sie zu zweit verbracht hatten. Nein, sie waren kein Paar gewesen dennoch hatten sie eine innige Beziehung gehabt die weit über eine Freundschaft hinaus ging. Umso härter traf sie sein verfrühtes Ableben und die damit verbundenen Schmerzen.

Jetzt beinahe ein Jahr später befand sie sich auf dem Weg der Besserung, dennoch würde sie nie wieder zu dem gleichen Mädchen werden welches sie früher war. Doch sie versuchte immer wieder nach vorne zu schauen und dem Leben mit einem Lächeln entgegenzuwirken.

Noch lange dachte sie büber Vergangenheit  und Zukunft nach bis sie endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

Der Ruf der Wildnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt