Kapitel 3 - Finally reunited

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Wie immer herrschte geschäftiges Treiben am Bahnhof King's Cross. Die zwei Familien, die sich mit drei Gepäckkarren, zwei Eulenkäfigen und einem Schlangenkäfig durch die Menge in Richtung der Gleise 9 und 10 schoben, fielen dabei gar nicht auf. Das jüngste der drei Mädchen war so aufgeregt, dass sie ihren Karren nicht richtig lenken konnte und ihr Vater ihr die Arbeit abnahm.
»Glaubst du sie werden mich mögen?«, piepste Mika zum gefühlt tausendsten Mal in Sallys Richtung.
Die Ältere schmunzelte und verdrehte belustigt die Augen, sagte aber nichts mehr dazu. Immerhin hatte sie diese Frage schon gefühlte 999 Mal beantwortet. Es war ziemlich ungewohnt Mika so nervös und piepsig zu sehen, wo sie doch im Normalfall vor Selbstbewusstsein strotzte und ein eher lautes Organ hatte, verglichen mit ihren Mitmenschen.
»Also, Mika, bist du bereit für deine erste Reise vom Gleis 9 3/4?«, fragte Nymphadroa und beobachtete amüsiert, wie die O'Brian begeistert ihre Augen aufriss und energisch nickte.
Sie hatten die Absperrung zwischen Gleis 9 und Gleis 10 erreicht und waren stehen geblieben. Mika hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen und warf sowohl ihren Eltern, als auch der Familie Tonks einen fragenden Blick zu, bis er schließlich an Sally hängen blieb. Natürlich wusste sie wie man zum Bahnsteig gelangte, doch jetzt schien ihr das ganze doch irgendwie unmöglich.
»Sollen wir gemeinsam los?«, schlug Sally der Brünetten vor, die sogleich aufgeregt nickte und nach ihrem Gepäckkarren griff.
Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu und liefen dann gemeinsam los. Wie automatisch schlossen sie beide die Augen, doch der Aufprall blieb aus. Stattdessen schimmerte eine dunkelrote Dampflok vor ihnen, als sie die Augen wieder öffneten.
»Genial!«, rief Mika aus und klatschte einmal begeistert in die Hände.
Sergej zischelte in seinem Käfig, als würde er ihr zustimmen und Mika fackelte nicht lange herum, öffnete den Käfig und hängte sich Sergej um den Hals. Sein Stammplatz. Sally schüttelte belustigt den Kopf und wandte sich im selben Moment um, als Dora am Bahnsteig erschien.
»Wir sehen uns später, Leute«, grinste sie in Sallys und Mikas Richtung, bevor sie ihren Gepäckkarren in die Richtung ihrer Freunde schob, um sich gemeinsam mit ihnen ein Abteil zu suchen.
Die beiden Mädchen warteten noch auf ihre Eltern, bevor sie es Dora gleichtun würden.
»Hey, SAL!«
Die Schwarzhaarige zuckte erschrocken zusammen, als sie eine nur allzu bekannte Stimme hörte, die quer über den Bahnsteig brüllte. Mit einem strahlenden Gesicht wandte sie sich um und fand sich sogleich in einer theatralischen Gruppenumarmung mit Fred und George Weasley wieder, die felsenfest behaupteten, dass sie sich ja mindestens eine Ewigkeit nicht gesehen hatten und wie sehr sie sie vermisst hatten - sie waren sogar in den Hungerstreik getreten! Für zwei Minuten vielleicht ...
»Ach hört doch auch«, lachte Sally, drückte die beiden von sich und boxte ihnen freundschaftlich auf den Oberarm. »Leute, darf ich euch Mika vorstellen?« Sie wandte sich um und zog ihre beste Freundin zu sich heran. »Mika, das sind Fred und George Weasley«, stellte sie ihr die Zwillinge vor, die sich sogleich vor Mika verbeugten und ihr übertrieben erfreut die Hand schüttelten. Die Braunhaarige ließ ein Lachen hören. »Freut mich euch kennen zu lernen. Ich hab schon einiges von euch gehört«, grinste sie.
»Ich hoffe doch nur Gutes«, meinte George und warf Sally einen gespielt warnenden Blick zu.
»Nur das Beste«, versicherte Mika ihm und lachte erneut.
»Das will ich doch hoffen. Die Kleine ist mir sympathisch«, fügte George an Sally gewandt hinzu und stimmte in Mikas Lachen mit ein.
»Wo sind eigentlich die anderen?«, fragte Sally und sah sich nach dem Rest ihrer Freunde um. Sie entdeckte Simon gemeinsam mit seiner Schwester Emily und deren Freundinnen Catriona Callahan und Marlena Ebdon auf der anderen Seite des Bahnsteiges, bei den Eltern der beiden Carters.
»Die sind schon im Zug, wir haben zwei kleinere Abteile nebeneinander ergattert, Lee war irgendwie nicht so begeistert von der Idee Mischa beim Füttern von Mia zusehen zu müssen«, erzählte Fred und schmunzelte. Oh ja, das konnte Sally nur zu gut verstehen. Nicht jeder beobachtete gerne eine Schlange dabei, wie sie eine ganze Maus oder sonst irgendetwas hinunter würgte. »Übrigens glaube ich, dass unser Russe deine Freundin auch sehr sympathisch finden wird«, fügte er noch hinzu und nickte in Sergejs Richtung, der George amüsiert anzischelte, nachdem er einen Witz erzählt hatte, über den Mika gerade brüllend lachte.
»Oh ja, das glaube ich auch«, stimmte Sally ihm zu und schmunzelte. Sally hatte Mika nicht erzählt, dass Mischa auch ein Schlangenfreund war, sonst wäre sie vermutlich durchgedreht vor lauter Vorfreude.
»Wir sollten uns schnell von unseren Eltern verabschieden, dann brauchen wir nicht noch einmal auszusteigen.« Sally stupste Mika an, die es wohl mit George immer noch ziemlich lustig hatte.
Die Zwillinge versicherten ihnen sie würden die beiden Gepäckkarren mit ihren Leben beschützen, damit sie sie die zehn Meter zu ihren Eltern nicht mitnehmen mussten. Nymphadora war inzwischen wieder zu ihnen gestoßen und versicherte ihren Eltern gerade, dass sie die Weihnachtsferien in Hogwarts schon überleben würde. Ihr letztes Schuljahr stand bevor und sie hatte mit ihren Freunden vorhin gerade beschlossen, dass sie Weihnachten alle in Hogwarts bleiben würden. Das letzte gemeinsame Weihnachten. Sally fragte sich wie es wohl werden würde, wenn Dora nicht mehr in unmittelbarer Nähe war, schob den Gedanken aber schnell wieder beiseite - es würde immerhin noch ein ganzes Jahr dauern, bis es so weit war. Während Darren und Sandy O'Brian Mika daran erinnerten, dass sie sich benehmen und um Himmels Willen nicht mit der Schlange um den Hals im Unterricht erscheinen sollte, umarmte Sally Ted und Andromeda fest zum Abschied.
»Pass auf dich auf. Bleib brav. Lern fleißig und schreib uns sobald ihr Mikas Haus wisst«, lamentierten ihre Eltern abwechselnd herunter, was Sally grinsen ließ. »Natürlich«, versicherte sie ihnen, umarmte sie noch einmal und wandte sich dann Mika zu.
»Benji wäre heute sehr stolz auf dich«, versicherte Mrs. O'Brian ihrer Tochter gerade mit Tränen in den Augen, bevor sie sie fest an sich drückte.
Benjamin O'Brian war Mikas verstorbener Bruder. Er war vor drei Jahren von einem Auto angefahren worden und ums Leben gekommen. Mika war damals dabei gewesen und Sally wusste, dass es ihr immer noch schwer zu schaffen machte, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Aus Anstand hörte Sally weg, winkte ihren Eltern noch einmal und ging zu den Zwillingen zurück. Sie wollte die O'Brians nicht drängen. Für Mikas Eltern war es sicher schwer sie gehen zu lassen - Benji hatten sie schließlich auch nur einmal von diesem Bahnsteig verabschiedet.

Die Lok ließ einen gellenden Pfiff hören und plötzlich kam Bewegung in die ganzen Menschen am Bahnsteig.
»Wir sollten uns beeilen«, riet Fred und schob Sallys Karren Richtung Waggon, kaum war Mika zu ihnen gestoßen. Die beiden Mädchen winkten ihren Eltern noch einmal, riefen »Auf Wiedersehen!« und hievten dann ihre Koffer mit Hilfe der Zwillinge in den Waggon. Sie hatten das erste der beiden reservierten Abteile schnell erreicht und begrüßten Lee Jordan und Simon Carter. Sally stellte Mika vor, die genauso freundlich aufgenommen wurde, wie Sally es ihr prophezeit hatte.
»Noch eine Schlange«, stöhnte Lee leise, als Mika Sergej von ihren Schultern nahm, um ihn auf einen Sitz zu setzen, damit sie gemeinsam mit den anderen ihren und Sallys Koffer auf der Gepäckablage verstauen konnte. Sally kicherte, sagte aber nichts dazu.
Als der Zug langsam los fuhr, verließen die Weasley-Zwillinge, Lee, Simon, Sally und Mika mit Sergej das Abteil um auf der anderen Seite des Ganges das Fenster zu öffnen und sich hinauszulehnen. Ihre Familien gingen langsam neben dem offenen Fenster her, winkten und sprachen ihre letzten Bitten noch aus. Mrs. Weasley ermahnte die Zwillinge sich zu benehmen. Mr. Carter erinnerte seinen Sohn daran, dass er sich öfter melden sollte - oder zumindest so tun sollte, indem er auf Emilys Briefen unterschrieb. Lees kleine Schwester begann zu weinen und er versprach ihr sobald wie möglich zu schreiben, was sie zumindest etwas zu besänftigen schien. Mr. O'Brian erinnerte Mika noch einmal daran, dass sie die Schlange nicht überall hin mit schleppen sollte - das schien wohl seine größte Sorge zu sein und Mrs. Tonks wünschte ihnen allen ein schönes Schuljahr und mahnte Sally noch brav zu lernen und sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Beinahe einstimmig antworteten die Schüler »Jaja!« und winkten ihnen so lange, bis sie ihre Familien nicht mehr sahen.
Simon und Lee gingen zurück in ihr Abteil, wo sie sich über Quidditch unterhielten. Die anderen vier beschlossen den Rest der Clique zu besuchen, die sich wohl nicht allzu schnell aus ihrem Abteil bewegen würden. Das hatten die drei Slytherins wohl alle gemeinsam - nicht zu viel machen, wenn man es nicht musste. Mika zwirbelte nervös eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Natürlich hatte sie schon einiges von Sally über die drei gehört, aber trotzdem. Es waren immer noch Slytherins.
»Und das hier ...«, sagte George, während er die Tür zum Abteil der Slytherins aufzog und mit einer theatralischen Geste hinein wies, die ihm einen Oscar eingebracht hätte. »... ist das Schlangennest.«
Besagte Schlangen pausierten ihre Tätigkeiten um die Neuankömmlinge zu mustern. Als Joel Sallys Blick auffing, setzte ihr Herz kurz einen Schlag aus, bevor sie ihn leicht angrinste. Himmel, er war gewachsen! Das Zischeln von Mischas Schlange vertrieb den Gedanken allerdings und Sally richtete den Blick auf die beiden. Gerade öffnete sie den Mund um etwas zu sagen, als ihr die Entscheidung abgenommen wurde.
»Oh! Eine Charcoal!«, quietschte Mika und zwängte sich an George und Sally vorbei, zwischen Jos und Charlys Beinen hindurch und ließ sich schließlich auf den freien Fensterplatz gegenüber von Mischa fallen um die kleine Schlange interessiert zu mustern.
Mit hoch gezogener Augenbraue sah Joel die Weasley-Zwillinge und Sally an, die immer noch vor der Abteiltür standen und aussahen, als hätte es ihnen die Sprache verschlagen. Was bei den dreien schon etwas heißen musste.
»Äh, ja...«, machte Sally schließlich, immer noch sichtlich verwirrt. »Also, Leute, das ist Mika«, stellte sie das andere Mädchen vor, das gar nicht mehr mitbekam was um sie herum passierte.
Auf Joels Gesicht zeichnete sich ein Hauch von Verständnis ab. Aber eben nur ein Hauch. Sally hatte schon einiges von Mika erzählt, doch vermutlich hatte sie ihren Freunden nicht allzu klar verdeutlicht, dass Mika einfach eine Verrückte war.
Mischa und Mika waren bereits in ein angeregtes Gespräch über Schlangen vertieft und sie alle hatten wohl das Gefühl, dass die beiden sich von niemandem stören lassen würden. Außer vielleicht von der Frau mit dem Wagen voller Süßigkeiten, aber selbst das war nicht sicher.
»Okay, das ist wirklich zu viel des Guten«, meinte Charly schließlich nach ein paar Minuten, klappte ihr Buch zu, ließ es am Sitz liegen und schob sich an den Weasleys und Sally vorbei um das Abteil zu wechseln. Fred und George nahmen Charlys ehemaligen Platz und den daneben ein um Jo etwas zu nerven und Sally stand etwas verwirrt immer noch in der Tür und meinte dann zu niemand bestimmten: »Ähm ... ja ... ich bin drüben ...« Sie schloss die Abteiltür hinter sich und ging Charly hinterher.
»Ein komisches Mädchen. Ich habe es euch allen gesagt. Hoffentlich wird sie keine Slytherin ich glaube nicht, dass ich Mischa und sie den ganzen Tag lang aushalte«, jammerte Charly gerade und kraulte ihren Kater, der ihr nachgelaufen war, zwischen den Ohren.
Sally schmunzelte und ließ sich Lee gegenüber auf den freien Platz fallen, der am weitesten vom Fenster weg war. Simon und Charly hatten sich die Fensterplätze gesichert. Zumindest schien es so; Sally war sich ziemlich sicher, dass Charly Lee dazu genötigt hatte seinen Fensterplatz aufzugeben. Das würde jedenfalls die imaginären Giftpfeile erklären, die er ihr in regelmäßigen Abständen mit seinen Blicken zuwarf. Die schwarzhaarige Gryffindor musste schmunzeln. Wie sehr hatte sie ihre Freunde doch vermisst.
»Sie redet so viel!« Charly konnte gar nicht mehr aufhören sich über Mika auszulassen. Den Großteil der Zugfahrt beschwerte sie sich, dass die O'Brian zu viel redete, zu überdreht war und für ihren Geschmack zu viele Schlangen um den Hals trug.
»So schlimm ist sie doch gar nicht«, verteidige Simon das Mädchen und warf Charly einen mahnenden Blick zu. »Wenn ich mich recht erinnere hattest du letztes Weihnachten sogar ziemlichen Spaß mit ihr.« Ein verschmitztes Grinsen schlich sich auf Simons Gesicht.
»Ja, das war Weihnachten! Ach, Simon du verstehst wirklich gar nichts.« Charlotte verdrehte theatralisch die Augen und warf eine leere Schokofroschverpackung nach ihm.
Lee und Sally warfen sich einen belustigten Blick zu und kicherten. »Ich schätze da ist jemand eifersüchtig und hat Angst das fünfte Rad am Wagen zu werden«, sagte der Gryffindor wichtigtuerisch, wofür auch er sich eine Schokofroschverpackung einfing. Direkt auf die Stirn.
»Ich kann den ganzen Tag so weiter machen«, drohte die Slytherin und wedelte mit einer weiteren Packung herum. »Ich frage mich wirklich wieso ich mit euch befreundet bin«, meinte sie schließlich beleidigt, verschränkte die Arme vor der Brust und sah schmollend aus dem Fenster.
»Das fragen wir uns auch!«, riefen Simon und Lee einstimmig aus und brachten das gesamte Abteil zum Lachen. Charly warf erneut zwei leere Packungen nach den Jungs, musste aber auch grinsen. »Ihr seid echt dämlich!«

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Ein großes Danke geht an dieser Stelle an meine liebe Schwester, die mir erlaubt hat das Aufeinandertreffen der Slytherins mit Mika aus einem ihrer One-Shots zu paraphrasieren und teilweise zitieren. ♡

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