k a p i t e l 2 - pan - vor der stadt

44 5 5
                                    

Pan

Pan öffnete die Augen. Am Himmel über ihm kreisten Raben. Harte Eiskanten bohrten sich unter dem groben Sand in seinen Rücken. Das kühle Amulett in seiner Hand ruhend. Pan richtete sich auf. Noah lag etwas abseits, doch rührte sich nicht.
,,Noah? Noah!" Er krabbelte zu ihm und schüttelte ihn an seinen Schultern.
,,Ach man. Was... was ist passiert?", murmelte Noah im Halbschlaf.
,,Ich weiß es nicht."
Noah rieb sich verschlafen die Augen, gähnte, und stand auf. Pan saß nur stumm daneben, den leeren Blick auf den Boden gerichtet.
Die Jungs trotteten zum Eisberg. Noah presste sich die Nase am Fenster platt. Versuchte etwas zu erkennen. Grobe Umrisse, blaues Leuchten.
,,Ach man. Ich vermisse sie jetzt schon", flüsterte er.
Ein ängstliches Gefühl machte sich in Pan breit. Er fühlte Veränderung. Und das Unwissen machte ihn wahnsinnig. Es wühlte ihn auf, drang in jede Faser seines Körpers. Erstarrt stand er da, als wäre er der Eingefrorene.
Noah hatte eine Idee.
,,Vielleicht funktionieren die Amulette wieder!"
Euphorisch streckte er die Hand nach dem Amulett aus.
,,Ähm, du hast doch, nun ja, ein eigenes?", wunderte sich Pan.
,,Ach ja."
Halbzwilling durchsuchte seine Taschen.
,,Auf drei. Eins, zwei, drei!"
Synchron aktivierten sie die Amulette, doch nur ein schwacher Strahl traf den Eisberg.
,,Ach man!", fluchte Noah. Plötzlich knackte der Eisberg. Erschrocken wichen die Jungen zurück, doch nichts geschah.
,

,Wir müssen weitermachen. Nur dann können wir Kissen vielleicht befreien."
Während Pan den Eisberg mit gemischten Gefühlen betrachtete, wendete sich Noah ab und lief los.
,,Lass uns die anderen suchen!", rief er. Er stand schon in Richtung der zugefrorenen Bucht. Schweigend gingen sie zur anderen Insel. Noah nahm Pans bleiche Hand und drückte sie.
,,Alles wird gut. Glaub mir."
Pan sah etwas verstört vom Boden auf.
,,Ähm, Entschuldigung." Noah ließ die Hand los. Er kickte einen Stein weg.
,,Ach man. Was sollen wir machen?"
Die Röte in Pans Wangen ließ langsam nach.
Noah antwortete nicht. Stattdessen rannte er weg, weiter auf die Eisfläche auf dem Meer.
,,Habe ich etwas Falsches gesagt?"

,,Nein. MiiMii!"
Der braunhaarige hob die Fee auf. Pan kam hinzu:,, Ist er ... tot?"
MiiMii lag friedlich in Noahs Händen. Die Augen geschlossen. Der Mund zwischen den prallen Backen eingeklemmt. Das Amulett verlieh der Situation mit seinem Leuchten eine grabähnliche Atmosphäre. Die Sonne senkte sich hinter dem Eisberg. Das verbliebene Licht malte Schatten auf ihre Gesichter, wie ein Maler, der Verzierungen auf eine mexikanische Totenmaske aufträgt. Pan wunderte sich, wie lange der quirlige und aufgedrehte Noah das Schweigen bewahren konnte. Der feuchte Meereswind kroch unter seine Kleidung. Gänsehaut zog sich über seinen Körper.
,,Grade lag ich auf seiner Hand und hab' ich nachgedacht. Über YouTube!", stöhnte MiiMii plötzlich auf.
,,MiiMii! Du lebst!", schrie der Junge erfreut auf. MiiMii flog hoch und schwirrte um ihre Köpfe herum.
,,MiiMii, was ist eigentlich passiert?", fragte Noah.
,,Es gab einen Shutdown - Oh, da ist ja unser Quotenasiate!" Die Fee schwebte zu Ju und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihn.
Ju lag am Strand, halb in Frischhaltefolie eingewickelt.
,,Verdammt, ich hätte wissen müssen, dass Emrah diesen Lifehack zum Duschen nicht ernst meint!"
Er zog sich aus der Hülle und gesellte sich zu den anderen.
,,Ist sie tot?"
,,Tot."
,

,Tot tot?"

,,Tot?", wiederholte Pan wie in Trance. Er spürte, dass er sich verändert hatte. Als wäre ein Teil von ihm einfach gelöscht.
,,Wir müssen endlich klären was passiert ist!", rief Noah verzweifelt.
,,Es gab eine Neuordnung", näselte MiiMii.
,,Aber Neuordnung ist doch gut?", zweifelte Ju.
,,Alles was Speicher frisst, wird durch-"
Eine Person in der Ferne, noch so klein wie MiiMii, rannte auf sie zu. Hinter ihr konnte man nur einen grünen Fleck erahnen. Noah runzelte die Stirn und hielt sich die Hand über die Augen in der Hoffnung mehr zu erkennen.
,,CREEPER! Alles ist voller Creeper!", schrie Melina. Neben ihr waren Stegi und Rewi.
,,Sie wollen bestimmt, dass ich mir den Bart abrasiere!", kreischte Rewi.
,,Alles wird durch Creepermobs ersetzt", flüsterte Pan. Reflexartig zückte Noah sein Amulett. Aus der positiven Energie entstanden Rollschuhe. Noah zerrte Pan auf seinen Rücken und fuhr los. Pan versuchte mit dem Amulett die Monster abzuschießen. ,,Wir müssen schneller fahren", forderte Pan.
,,Nun werd' doch nicht gleich panisch, Pan. Huihuihuihuihui, wie ich den wieder gerissen hab!" MiiMii setzte sich auf Pans Kopf.
,,Geh bitte von meinem Kopf runter. Scheiße, Rewi!"
,,Ich wusste gar nicht, dass du so schnell reden kannst", lachte Noah.
,,NEIN, NEIN, NEIN! Mit mir nicht!", brüllte Rewi hexerisch, doch im selben Moment wurde er von einem Creeper eingeholt und niedergerissen. Pan spürte einen heftigen Stich in seinem Herz. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass diese Welt sie ohne große Mühe töten konnte. Die idyllische Hülle versteckte etwas viel größeres, etwas viel gefährlicheres.
Pan schoss weiter nach den Creepern.
,,Was ist denn dahinten los?"
,,Konzentrier dich auf den Weg, Twilight-Junge. Sonst fühle ich mich genötigt ein paar Lappen zu befeuchten!"
Eine graue Kugel schoss durch die Luft zu Melina und Stegi. Sie traf mit voller Wucht den letzten Creeper und zerstörte ihn. Stegi, verletzt vom Creeper, hinkte Melina mit Müh und Not nach, bevor die Kugel sich in Tim verwandelte. Tim nahm Stegi auf seine Arme und holte Melina ein. Noah fuhr mit Pan und MiiMii auf einen Berg. Pan rutschte von Noahs Rücken herunter. Schweigend standen sie nebeneinander. Betrachteten die schwelenden Creeperteile auf dem Strand. Rewi's zerfetzte Leiche lag achtlos hingeworfen in der Verwüstung. Horrorkissen wie ein kleines Wollknäuel in dem riesigen Eislabyrinth. Ein lauerndes Monster. Nicht im Eisberg, sondern auf der Insel. In einem von ihnen.
Während die Kohlen rot glühten und der Eisberg blau leuchtete, legte sich die Nacht immer schwärzer und immer tiefer auf sie bis auch das Licht schwand und sie in der Dämmerung zurück ließ.
Tim legte Stegi's verwundeten Körper vor ihre Füße.
,,Stegi?", flüsterte er.
,,Tim", antwortete Stegi. Seine Stimme zitterte. ,,Lass mich... lass mich jetzt bitte nicht im Stich."
,,Stegi..."
Tim und Stegi verweilten neben der Erde, neben dem Tod. Die anderen betrachteten die Situation nur, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
,,Es tut mir so unglaublich leid, Stegi." Melinas Stimme kroch gebrochen über ihre Lippen. Sie sank neben ihrem besten Freund in die Knie. ,,So, so, leid", schluchzte sie. Tim und Melina kauerten neben dem blonden Jungen.
,,Hey. Noch lebe ich", meldete sich Stegi schwach zu Wort. Trotz der Schmerzen versuchte er sich an einem Lächeln.
,,Ach man, ich kann mit weinenden Mädchen nicht umgehen" Noah zerbrach die Atmosphäre. Ju straffte ihn mit einem ernsten Blick. Noah verstummte und blickte betreten zu Boden.
Pan fühlte sich unglaublich fehl am Platz. Doch er erinnerte sich an etwas.
,,Gib mir dein Amulett", forderte Pan harsch.
,,Aber wieso, und überhaupt du hast doch selbst eins?", stammelte Noah, zog aber den Anhänger hervor. Pan legte die Amulette auf Stegis Brust. Die Amulette begannen zu leuchten. Die Energie schien wie Wasser aus ihrem Inneren zu fließen. Sie floß in Stegis Wunden und begann sie zu verschließen. Gespannt betrachtete Pan, ob sich seine Theorie bewies. Ob die positive Energie wirklich einen Menschen heilen konnte. Stegi schien kurz aufzuleben, doch als die Energie des Amulette erlosch, erlosch auch seine Kraft.
,,Wir müssen gehen. Es wird dunkel und hier lauern Monster. In der Stadt ist es sicherer", entschied Noah. So leid Stegi ihm auch tat, so sehr spürte er dass das Böse gleich hinter ihnen war. Und das es nur darauf wartete, sie zu überwältigen.
Tim hob Stegi hoch und versuchte ihn vorsichtig zu tragen. Stegis unregelmäßiger Atem schlug ihm ins Gesicht und verstärkte Tims Hoffnung.
Die Freunde senden sich in Richtung Stadt. Hinter den Wäldern, hinter den Wegen, brannte etwas. Alle hielten für einen Moment den Atem an.
,,Oh, oh", meinte Ju.
,,Na dann", seufzte Noah ,,lasst uns gehen."

______

Hey, na? Bewertet den Part und lasst Feedback und sehr gerne auch Kritik da.
Bis zum nächsten Kapitel

sleepy0w1

#FinalHeroes     *pausiert wegen Blockade*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt