3.Kapitel

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Nymph P.o.V

Die Wellen schlugen über mir zusammen und der Sog des Meeres drückte mich nach unten immer weiter auf den Grund zu. Ich konnte kantige Felsenbroken um mich herum ausmachen und das Licht erreichte den Grund nur noch schwach. Vereinzelt trafen ein paar Strahlen auf den Sandboden und ließen meine Umgebung in einem seichten blau schimmern. Während ich weiter auf den Grund zu sank, durchflutete mich ein wohliges Gefühl, als wenn man von einer ganz langen Reise endlich wieder heimkehrt.

Meine Füße trafen auf den Grund. Sand wirbelte auf und für einen kurzen Moment vergrub ich meine Zehe in den kalten Körnern, bevor ich mich mit Kraft abstieß und wieder nach oben tauchte. Das Wasser umspielte meinen Körper, verwandelte ihn und trug mich nach oben.

Ich durchbrach die Wasseroberfläche und schwamm mit kräftigen Schlägen meiner Flosse auf Ria zu. Obwohl die See stark war und an mir zog, so war es doch leicht, zu Ria zu gelangen. Im Gegensatz zu Ria, war meine Flosse nicht typisch silbern, sondern dunkelblau, fast schwarz. Kleine weiße Punkte waren über die Schuppen verteilt und glitzerten wie Diamanten. Es erinnerte mich ein wenig an den Sternenhimmel.

"Was ist los?", fragte ich meine beste Freundin und runzelte verwirrt die Stirn. "Ich weiß nicht genau", erwiderte sie leise. "Du weißt nicht?!", rief ich entgeistert, "Und machst so ein Drama?!" Die Wellen wurden höher und Ria hob abwehrend die Hände: "Nein, so meinte ich das nicht!" Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und schnaubte: "Und wie meintest du es dann?" Ich wusste, dass es unfair war, sie so anzugarren, aber ich war nicht gerade guter Laune, da sie mich meiner verdienten Ruhe beraubt hatte. Außerdem war ich Nymph, ich konnte alles machen was ich wollte und war niemandem eine Rechenschaft schuldig!

Ria stöhnte: "Mann, Nymph! Hör doch mal zu! Reiß dich mal zusammen und spiel nicht die verwöhnte Königstochter! Ich war draußen, bei den Delfinen. Dann habe ich gesehen, wie der alte Mac mit seinem Boot wieder zurück kam. Als ih Hallo sagen wollte, war da ein Junge auf seinem Boot und...und... ach, ich weiß  nicht, wie ich es sagen soll!" Frustriert warf sie die Hände in die Luft. "Sag es doch einfach gerade heraus", antwortete ich schnippisch und zog eine Augenbraue nach oben. Jetzt war Ria zickig und versuchte mich mit wütenden Blicken zu durchbohren: "Tut mir ja Leid, dass ich mich nicht so gut ausdrücken kann, Euer Hoheit!"

Schweigen senkte sich über uns, bevor Ria sich räuspere und dann kühl forfuhr: "Jedenfalls dieser Junge hat irgendwie sowas Komisches in mir ausgelöst. Ich meine, als ich ihn angeschaut habe, habe ich mich ganz merkwürdig gefühlt." Einen Moment schaute ich sie an und suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen eines Lachens, weil ich befürchtete, dass sie mich verarschen wollte. Aber sie guckte ganz ernst. Diese Geschichte war ihr voller Ernst! Sie glaubte, was sie da gerade gesagt hatte!

"Sag mal, hast du Wahnvorstellungen?", fragte ich sie vorsichtig. Empört schnappte sie nach Luft: "Nein! Wieso sollte ich die haben?!" Ich zuckte nur mit den Schultern: "Dass ein Junge nach Spheria kommt, ist doch unwahrscheinlich. Außer den Inselbewohnern kennt diese Insel ja keiner. Also, wieso sollte ein fremder Junge Spheria betreten? Das musst du dir eingebildet habe, Ria." "Nein!", keifte Ria und sah mich zornig an. Ihre smaragdähnlichen Augen funkelten und ihre Wangen färbten sich rot. "Ich habe keine Wahnvorstellungen! Er war da! Schau es dir doch an, wenn du mir nicht glaubst!", rief sie. Ich seuftzte. Meine Wut war wie weggeblasen und hatte der Müdigkeit Platz gemacht. Ich war es Leid, immer mit allen und jedem zu streiten.

"Also gut", antwortete ich schlapp und rieb mir die Augen, "Bring mich hin." Ria nickte bloß und war im nächsten Augenblick schon unter getaucht. "Und wehe, wenn es diesen Jungen nicht gibt", murmelte ich, bevor ich ihr unter Wasser folgte.

Auf dem Weg zu diesem unbekannten Jungen, schwiegen wir. Ria war immer noch eingeschnappt und zog es vor, drei Meter vor mir zu schwimmen. So hatte ich wenigstens noch etwas Ruhe und hing meinen Gedanken nach. Was wenn es diesen Jungen tatsächlich gab? Ich bezweifelte es stark, aber falls Ria doch Recht haben sollte, was sollte ich dann machen? Ich wusste es einfach nicht, ich hatte keine Ahnung. Und mir fiel auch nichts ein, so sehr ich mir auch den Kopf zerbrach.

Irgendwamm stoppte Ria und ich hielt ebenfalls an. Hier draußen war fast nichts. Nur feiner Sand, der in den Sonnenstrahlen, die bis hier herunter drangen, glitzerte, ein paar dunkle Steine und vereinzelte Fischschwärme. Lautlos glitten sie mit einer unglaublichen Anmut durch das Wasser, stoben auseinader und schwammen wieder zusammen.

"Da ist das Boot", sagte Ria angepisst in die wohlige Stille hinein und musterte mich aus zusammen gekniffenen Augen. Ich verdrehte meine nur und erwiderte genauso launisch: "Ach, was du nicht sagst! Da wäre ich ja gar nicht selbst drauf gekommen!" Dann wandte ich mich von ihr ab und schwamm mit kräftigen Schlägen auf die Wasseroberfläche zu. Das Boot zeichnete sich über mir dunkel ab und schaukelte auf den wilden Wellen. Je näher ich dem Boot kam, desto mehr machte sich ein merkwürdiges Gefühl in meinem Bauch breit. Ich konnte es nicht genau beschreiben, es war irgendwas zwischen Kribbeln, Knoten und etwas Schwerem, total merkwürdig. Irritiert runzelte die Stirn und beschleunigte mein Tempo. Was war das?

Bevor ich oben ankam, wurde ich langsamer und tauchte vorsichig neben dem Boot auf. Regen peitschte mir ins Gesicht und zuerst konnte ich nichts sehen. Als ich dann aber etwas weiter an dem Boot bis zum Bug vorbei schwamm, konnte ich einen dunklen Schopf erkennen. Ich regte den Hals, um mehr erkennen zu können, aber ich sah einfach nciht mehr. Genervt machte ich eine streichende Bewegung mit der Hand über die Wasseroberfläche und augenblicklich spürte ich einen leichten Sog. Das Wasser um mich herum floss in einem Strom um mich herum und stieg an. Ich hielt meine Hand immer noch meine hand über dem Wasser, um es zu kontrollieren.

Als ich endlich mehr erkennen konnte, ohne entdeckt zu werden, stoppte ich. Da saß ein Junge gelangweiligt auf einem schwarzen Koffer. Seinen Kopf hatte er auf seiner Hand abgelegt und starrte hinaus auf das Meer. Aber wie er es ansah, wie er mein Meer ansah, war unmöglich. Er sah es an, als wäre es eine gottverdammte Wüste, in die man ohne einen Tropfen Wasser geschickt werden würde. Als wäre es das Schlimmste auf dieser Welt.

Ich versuchte meine aufsteigende Abneigung ihm gegen über zu verdrängen und mussterte ihn. Er hatte wirre braune Haare und ich konnte von hier sehen, dass seine Augen grün waren. unter einer Lederjacke trug er ein schwarzes Shirt, das sich über seine deutlich erkennbaren Muskeln spannte und dazu eine verwaschene Jeans. Er wirkte mehr als angepisst und gelangweilt.

Und jeh länger ich ihn anschaute, desto mehr verstärkte sich das Gefühl. Noch mehr verwirrt, runzelte ich die Stirn bis ich glaubte, tiefe Furchen anstatt feine Falten auf der Stirn zu haben. Was war hier los? Wer war er?

Mit einer schnellen Handbewegung zog sich das Wasser zurück und ich rutschte zurück ins Wasser. Schnell tauchte ich ab und nach einem Blick über die Schulter, schwamm ich auf Ria zu. Sie hatte die Arme vor ihrer nackten Brust verschränkt und sah mich herausfordernt an: "Und? Glaubst du mir jetzt?" Langsam und in Gedanken versunken nickte ich: "Ja, du hast ausnahmsweise mal Recht." "Wie bitte?! Ausnahmsweise?", keifte sie empört, aber ich ging nicht darauf ein, sondern schwamm an ihr vorbei und ließ sie zurück.

Es dauerte eine Weile bis Ria zu mir aufschloss und mich von der Seite musterte. "Was machst du jetzt?", fragte sie nach ein paar Momenten. "Ich werde mit Vater sprechen. Vielleicht weiß er ja etwas oder hat zumindest eine Erklärung, was hier passiert", antwortete ich. Ria nickte. unser Streit war vergessen und wir hatten uns still, ohne Worte wieder vertragen. So war das bei uns, wir stritten und wir vertrugen uns.

Wir beschleunigten unser Tempo und schossen davon.



The Legend of Spheria - Der Sohn des AresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt